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Galilieo System

Mehr Druck auf Galileo

Nach jahrelanger Verzögerung macht die Europäische Union beim milliardenschweren Prestigeprojekt Galileo Tempo. Die ersten zwei Satelliten für das Navigationssystem werden im Sommer nächsten Jahres in den Weltraum geschickt, kündigte EU-Industriekommissar Antonio Tajani am Dienstag in Brüssel an. Wie die FUTUREZONE noch vor kurzem berichtete, sollten erst nach Ende des dritten Quartals 2011 Satelliten in den Orbit geschossen werden. Nach dem neuen Zeitplan von Kommissar Tajani würden so 2014 die ersten Galileo-Dienste zur Verfügung stehen, darunter ein Navigationssystem für Autofahrer und eines für Rettungskräfte. "Europa braucht Galileo. Ich will die Umsetzung beschleunigen", sagte der EU-Kommissar.

Es ist ein Lauf gegen die Zeit, denn Galileo hinkt dem Zeitplan um mehr als sechs Jahre hinterher. Damit ist der technologische Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern verspielt. Längst ist die Konkurrenz in China ("Compass") und Russland ("Glonass") am Start, und auch die Amerikaner planen für GPS eine verbesserte Version. In Europa gibt es dagegen bisher nur einen Testbetrieb.

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Vier Satelliten bis Ende 2011

China hat für sein eigenes globales Navigationssystem dieselbe Radiofrequenz reserviert wie die Europäer. Wer sie zuerst nutzt, gelangt in ihren Besitz. Um die wichtige Frequenz zu halten, wollte die EU eigentlich noch in diesem Jahr erste Satelliten starten. Nun sollen bis Ende 2011 vier Satelliten im All sein.

Am Montagabend vergab die EU den Auftrag für die Steuerung der Satelliten an Spaceopal, ein Gemeinschaftsunternehmen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der italienischen Firma Telespazio. Das Volumen beläuft sich auf 194 Mio. Euro. Zum Team gehört auch die Deutsche Telekom. Gebaut werden die Satelliten vom Bremer Technologiekonzern OHB. Die letzten beiden Aufträge für die Infrastruktur und das Kontrollsystem am Boden vergibt die EU über die Weltraumbehörde ESA Anfang 2011.

Trotz jahrelanger technischer Schwierigkeiten und politischen Streits hält die EU an dem Projekt fest. "Wir arbeiten ganz entschieden darauf hin, dass dieses Programm realisiert wird", sagte Tajani. Die EU-Kommission erhofft sich von Galileo zusätzliche Einnahmen der Industrie und der öffentlichen Haushalte und beziffert das Plus auf 90 Mrd. Euro in zwölf Jahren. Zudem garantiere Galileo die Unabhängigkeit Europas in der Satellitennavigation.

Berichte über eine Explosion der Kosten wies Tajani zurück. "Derzeit haben wir 3,4 Mrd. Euro vorgesehen", sagte der Kommissar, fügte aber hinzu: "Natürlich kann es zu einer Aufstockung des Finanzbedarfs kommen." Der Europäische Rechnungshof hat die Kosten auf mehr als 5 Mrd. Euro geschätzt.

Mit Galileo wollen die EU und die Europäische Weltraumorganisation ESA die Vormachtstellung des US-Dienstes GPS (Global Positioning System) brechen. Galileo soll präziser als das amerikanische System arbeiten und weltweit die metergenaue Positionsbestimmung möglich machen.

(apa/dpa)

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