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Angetestet

Microsoft Surface Book im Hands-On: Edler MacBook-Ersatz

Microsoft hat mittlerweile stolze 40 Jahre auf dem Buckel. Ein Alter, in dem selbst so mancher Technologie-Konzern im Vergleich mit jungen Start-ups träge und einfallslos erscheint. Doch in den letzten Jahren hat das Unternehmen aus Redmond hart daran gearbeitet, wieder mehr Innovation zu liefern. Das beste Beispiel (neben der HoloLens) wurde erst vor zwei Monaten vorgestellt. Nachdem man jahrzehntelang Software für Laptops entwickelte, will der US-Konzern künftig selbst Laptops bauen.

Das Debüt-Modell Surface Book setzt auf das "2 in 1"-Konzept des Surface Pro, will aber mehr Laptop als Tablet sein. Ein riskanter Schritt, denn Microsofts Hardware-Partner waren bereits beim Tablet Surface wenig begeistert. Während das Surface Book in den USA bereits erhältlich ist, muss man in Europa noch auf den Microsoft-Laptop warten. Die futurezone konnte das Surface Book im Rahmen der Österreich-Premiere ausprobieren.

Fragen vor dem Wechsel

Dass das Surface Book der "große Bruder" des Surface Pro ist, ist unverkennbar. Der Tablet-Teil sieht nahezu gleich aus wie jener des Surface Pro. So setzt Microsoft auf die gleichen markanten Kühlschlitze rund um das Magnesium-Gehäuse sowie den Kopfhörer-Anschluss und die physischen Tasten. Da man die weiteren Anschlüsse in das Tastatur-Dock verlagert hat, ist das Tablet knapp einen Millimeter dünner als beim Surface Pro 4. Das Tablet ist angenehm leicht, verfügt laut Microsoft aber nur über einen kleinen Akku (rund zwei Stunden Laufzeit).

Wenn man die volle Leistung des Surface Books ausreizen will, muss der Tablet-Teil in das Tastatur-Dock gesteckt werden. In diesem stecken ein Akku sowie optional eine leistungsfähigere Grafikkarte (Nvidia 940M). Das Abnehmen und Einsetzen des Displays ist relativ simpel, dauert aber etwas länger als bei der Konkurrenz. Der Benutzer muss eine Taste zwei bis Sekunden lang drücken, um den Mechanismus zu entsperren. Erst dann wird das Display freigegeben und kann herausgenommen werden. Das ist erforderlich, da das Surface Book beim Wechseln von Laptop- in den Tablet-Modus zwischen den beiden Grafik-Chips und Akkus wechseln muss.

Elastischer Buchrücken

Wie für 2-in-1-Geräte üblich kann das Tablet auch "verkehrt" eingesetzt werden. So ist es möglich, das Surface Book als Tablet mit der flotteren GPU und dem vollwertigen Akku zu nutzen. Das Tablet liegt dabei jedoch nicht flach, sondern leicht angeschrägt auf. Der Grund dafür liegt im ungewöhnlichen Scharnier (dem sogenannten Dynamic Fulcrum Hinge), das an einen Buchrücken erinnert. So wird beim Scharnier rund ein Zentimeter Abstand zwischen Display und Tastatur gelassen. Das soll verhindern, dass die Tastatur auf das Display drückt. Optisch ist es etwas gewöhnungsbedürftig, zudem wirkt die Konstruktion dadurch etwas fragil. Der Display-Teil gibt beispielsweise trotz Magnesium unter Druck spürbar nach.

Beim Aufklappen gibt das Scharnier jedoch genau den richtigen Widerstand - leicht zu verstellen, aber dennoch gut fixiert. Die einzige Ausnahme ist die Bedienung mit dem Stift. Das 13,5 Zoll große Display wackelt dabei stets vor und zurück. Wer auf dem Surface Book mit der Hand schreiben oder zeichnen möchte, muss daher den Display-Teil umklappen oder herausnehmen. Apropos Stift: Microsoft setzt auf den gleichen Stift und Wacom-Digitizer wie beim Surface Pro 4. Dieser lässt sich auch per Magneten an der Seite des Displays befestigen.
Beim Display gibt sich Microsoft ebenfalls keine Blöße und schraubt die Auflösung des Bildschirms auf 3000 mal 2000 Pixel hinauf. Damit setzt das Surface Book auf die gleiche Pixeldichte (267 ppi) wie das Surface Pro 4. Auch bei den restlichen Aspekten - Helligkeit, Blickwinkelabhängigkeit und Farben - muss sich das Surface Book nicht vor dem Surface Pro 4 verstecken. Bei der Tastatur schneidet der Laptop-Ableger jedoch besser ab. Die Tasten haben einen angenehm weichen Druckpunkt und liegen im perfekten Abstand zueinander. Ebenso gut gefällt das große Touchpad, das in puncto Qualität locker mit jenem von MacBooks mithalten kann.

Vielversprechendes Debüt

Für ein Gerät der ersten Generation macht das Surface Book einen hervorragenden ersten Eindruck. Die Verarbeitung ist makellos, die Hardware-Ausstattung gelungen und der ungewöhnliche neue Mechanismus funktioniert nahezu problemlos. Der ungewöhnliche Hybride ist vor allem für konservative Nutzer, die der Surface-Pro-Tastatur nichts abgewinnen können, ansprechend. Zudem muss man in puncto Performance deutlich weniger Abstriche machen.

In Österreich muss man sich vorerst noch etwas gedulden. Das 2-in-1 soll im ersten Quartal 2016 auf den Markt kommen, Preise sind vorerst noch nicht bekannt. Microsofts erster eigener Laptop ist allerdingsalles andere als ein Schnäppchen: In den USA wird das günstigste Modell ab 1.499 US-Dollar angeboten, je nach Ausstattung kann der Preis auf bis zu 3.199 US-Dollar steigen. Am verspäteten Europa-Start soll mitunter auch ein Lieferengpass bei den neuen Intel-Skylake-Prozessoren Schuld sein. Der Chip-Hersteller hat laut Digitimesderzeit mit einer niedrigen Ausbeute zu kämpfen,weswegen der Bedarf nicht vollständig gedeckt werden kann.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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