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Budget-Smartphone

Motorola Moto G im Test: Schneller, ausdauernder, teurer

Motorola genießt seit einigen Jahren einen hervorragenden Ruf unter Smartphone-Nutzern. Wer in den vergangenen drei Jahren ein Moto-Smartphone gekauft hat, weiß warum: Der Hersteller verzichtet auf bunt animierte Oberflächen und unnötige Zusatz-Apps, holt dabei aber das Beste aus den Smartphones heraus. Vor allem im Einsteiger-Segment konnte Motorola mit diesen Argumenten punkten.

Doch günstig und gut scheint nicht mehr auszureichen, wenn es nach Motorola geht. Das neue Einsteiger-Smartphone Moto G will den Großen trotz kleinem Preis in puncto Features um nichts nachstehen und wird mit wasserdichtem Gehäuse und besserer Kamera angeboten. Doch reicht das, um gegen die zunehmende Konkurrenz aus China zu bestehen? Die futurezone hat die bereits dritte Generation des Moto G getestet.

Optisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger wenig verändert. Das Moto G setzt weiterhin auf das unverkennbare Motorola-Design, auch wenn die Front etwas angepasst wurde. Statt der breiten, streifenförmigen Lautsprecher in Silber setzt Motorola dieses Mal auf eine dezente Aufmachung. Die Lautsprecher über und unter dem Bildschirm sind mit einem dünnen silbernen Rahmen versehen, schmaler und kaum sichtbar. Überraschenderweise hat das neue Moto G sogar um einige Millimeter zugelegt, wobei das die Bedienbarkeit nicht beeinträchtigt. Das wasserdichte Gehäuse (IPx7) verlangt offenbar etwas mehr Platz.

Aus der Ferne betrachtet wirkt das Moto G aufgrund seines Buckels dicker als es tatsächlich ist. Mit 11,6 Millimeter (0,6 Millimeter mehr als der Vorgänger) ist es zwar nicht das dünnste Smartphone der Welt, lässt sich aber dennoch angenehm in der Hosentasche transportieren. Die stark abgerundete Rückseite trägt positiv zur Bedienbarkeit des Moto G bei. So hat Motorola dieses leicht geriffelt, sodass es nicht so einfach aus der Hand rutscht. Diese feine Struktur sorgt außerdem für ein angenehmes Gefühl beim Halten und verhindert das Ansammeln von Dreck oder Fingerabdrücken.

Kunststoff trifft Metall

Das Gehäuse des Moto G besteht vollständig aus Kunststoff, fühlt sich aber dennoch hochwertig an. Die Rückseite ist starr, auch bei Druck knarzt hier nichts. Die abnehmbare Rückseite liegt eng am Gerät an, unschöne Spaltmaße ließen sich nicht entdecken. Unter der Abdeckung ist ein microSIM- und microSD-Kartenslot zu finden, der Akku ist unglücklicherweise fest verbaut. Das dürfte aber wohl auch daran liegen, dass es nun wasserdicht ist (ein Meter tiefes Wasser für maximal 30 Minuten).

Im Vergleich zum Vorgänger fällt zudem auch der Metallstreifen auf der Rückseite auf, der die Kamera sowie das Motorola-Logo etwas hervorhebt. Im Moto Maker kann die Akzentfarbe dieses Streifens angepasst werden. Der 3,5-mm-Klinken-Anschluss für Kopfhörer findet sich wie gewohnt oben mittig. Die gut verarbeiteten, aber etwas schmalen Tasten (Power-Taste und Lautstärkewippe) sind gut erreichbar rechts zu finden.

Mit einem 5-Zoll-Bildschirm hat sich Motorola für die goldene Mitte entschieden: Klein genug, um angenehm bedienbar zu sein, aber ausreichend groß für Videos. Der IPS LC-Bildschirm ist im Vergleich zum Vorgänger spürbar heller, sodass der Bildschirminhalt meist gut erkennbar war. An sonnigen Tagen sorgte jedoch das stark spiegelnde Glas für Probleme bei der Lesbarkeit. Zumindest die Blickwinkelabhängigkeit hat sich dadurch spürbar verbessert, der Bildschirminhalt war auch aus steilen Winkeln problemlos erkennbar.

Wer auf ein Full-HD-Display hofft, wird enttäuscht. Motorola bleibt der HD-Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten treu, weswegen die Pixeldichte weiterhin bei passablen 293 ppi steht. Im Alltag machte das kaum Unterschied, wer den Bildschirm aber näher als 30 Zentimeter an das Gesicht hielt, konnte durchaus einzelne Pixel erkennen. Feine Schrift ist dennoch gut lesbar und auch zu Stufenbildung bei Grafiken oder Icons kam es im Alltag nicht. Negativ fiel lediglich die Farbdarstellung auf, die zu einem leichten Blaustich neigte.

Ein Update des Moto G war fast unumgänglich. Der Vorgänger setzte noch auf den soliden Einsteiger-SoC Snapdragon 400, während das bereits seit einigen Monaten verfügbare Moto E bereits auf den etwas flotteren Snapdragon 410 setzt. Der 64-Bit-Chip kann neben LTE-Unterstützung auch einen etwas schnelleren Grafikchip (Adreno 306) vorweisen. Seine Leistungsfähigkeit stellt der Chip auch in den Benchmarks unter Beweis - zumindest für ein Einsteiger-Smartphone. Die Leistung reicht für einfache Spiele aus, bei aufwändigen 3D-Spielen brach die Bildrate oftmals auf ein unspielbares Niveau ein.

3DMark (Ice Storm Extreme, v1.2): 2.611 Punkte
AndroBench (Version 4.0.1, sequentielles Lesen/Schreiben): 137,47 / 41,73 MB/s
AnTuTu (v5.7.1): 23.957 Punkte
PCMark (v1.1): 4.340 Punkte
Quadrant (v2.1.1): 15.128 Punkte

Obwohl der gleiche SoC wie beim Moto E zum Einsatz kommt, kann sich das Moto G etwas absetzen. Das liegt wohl auch am etwas flotteren internen Speicher sowie dem spürbar größeren Arbeitsspeicher. Während das Moto E und das alte Moto G mit nur einem Gigabyte RAM auskommen müssen, setzt das neue Moto G auf zwei Gigabyte RAM. Hier ist allerdings Vorsicht angebracht: Motorola spendiert lediglich dem 16-Gigabyte-Modell den zusätzliche Arbeitsspeicher. Im günstigen 8-Gigabyte-Modell sind weiterhin nur ein Gigabyte RAM verbaut. Der Extraspeicher macht sich allerdings bezahlt, vor allem beim Multitasking. Da Motorola auf unnötige Zusatz-Apps verzichtet, ist der Speicher mit zwölf Gigabyte relativ üppig und laut Benchmarks auch für ein Smartphone dieser Preisklasse ordentlich flott.

Der Akku ist mit 2.470 mAh eher durchschnittlich bemessen, erwies sich im Test aber als wahrer Dauerläufer. Vor allem im Standby-Modus zeigte das Moto G trotz aktiver Hintergrunddaten Ausdauer und verlor kaum Akkuladung. Nutzer, die ihr Smartphone nur sporadisch über den Tag verteilt nutzen, können so mit bis zu zwei Tagen Akkulaufzeit rechnen. Bei üblicher Nutzung (eine Stunde Telefonieren, zwei Stunden Spotify, drei Stunden Surfen im Internet) hielt das Moto G locker einen Tag durch, meist blieben 30 Prozent Ladung übrig.

Wer von den verspielten Lösungen vieler Android-Hersteller genervt ist, kann bei Motorola entspannt durchatmen. Hier kommt nahezu unverändertes Android 5.1.1 in Kombination mit dem Google-Now-Launcher zum Einsatz. Der Vorteil: Es ist rasend schnell und stabil. Wem der Sinn nach Veränderung steht, kann sich jederzeit einen alternativen Launcher, beispielsweise Nova, installieren. Auch vorinstallierte Apps von Drittherstellern sucht man vergeblich. Motorola hat allerdings einige minimale Anpassungen vorgenommen, um eigene Dienste zu integrieren.

So werden beispielsweise Benachrichtigungen auf einem gedimmten Bildschirm angezeigt, wenn das Smartphone angehoben oder angetippt wird. Dieses praktische Feature kennen Lumia-Nutzer bereits, der Nutzen ist aufgrund des LCD-Bildschirmes allerdings beschränkt. Üblicherweise nutzen die Hersteller damit die Vorzüge von AMOLED-Bildschirmen aus, da diese lediglich jene Teile des Bildschirmes beleuchten müssen, die andere Farben als Schwarz anzeigen. Da bei einem LCD-Bildschirm allerdings der ganze Bildschirm beleuchtet werden muss, kann das rasch Akku kosten.

Die Kamera war wohl einer der größten Kritikpunkte des Vorgängers. Zurecht, denn die Ergebnisse der 8-Megapixel-Kamera waren selbst für ein Smartphone dieser Preisklasse nur Durchschnitt. Die neue Motorola-Generation will nun alles besser machen und liefert stark verbesserte Kamera-Sensoren mit. So kann das Moto G nun einen Sony-Sensor mit 13 Megapixel Auflösung (IMX214), einen Dual-LED-Blitz sowie eine f/2.0-Linse vorweisen. Motorola setzt damit auf den gleichen Kamera-Sensor wie im Nexus 6. Die Ergebnisse sind trotz des schwächeren Prozessors gelungen.

Die Aufnahmen überzeugen mit kräftigen Farben und scharfen Details, vor allem bei Tageslicht. Die Aufnahmen sind meist einen Tick unterbelichtet, das lässt sich aber recht einfach mit den Bedienelementen der Kamera-App anpassen. Der Automatik-Modus verrichtete gute Arbeit, auch wenn nicht immer klar war, warum in dieser Situation HDR gewählt wurde und wieso nicht. Bei schlechten Lichtbedingungen zeigen sich allerdings trotz der lichtstarken Linse Schwächen. Die Aufnahmen rauschen leicht und verlieren so an Detailgrad. Bei Dunkelheit kann der kräftige Dual-LED-Blitz etwas aushelfen und so, zumindest bei nahen Motiven, ordentliche Ergebnisse liefern. In dieser Preisklasse findet sich aber dennoch wohl kaum eine bessere Kamera.

Für schnelle Fotos

Dank der Gestensteuerung lässt sich die Kamera-App rasch starten. Einfach das Smartphone zwei Mal rasch aus dem Handgelenk schütteln, schon ist die Kamera-App ohne Entsperren geöffnet. So ließ sich binnen drei Sekunden ein Foto anfertigen - für Situationen, in denen schnell ein Foto geschossen werden soll, perfekt. Der flotte Autofokus unterstützt das Smartphone hierbei. Im Test konnte die Geschwindigkeit der Kamera durchgehend überzeugen, vor allem in Anbetracht des Einsteiger-Prozessors Snapdragon 410.

Der Prozessor scheint mehr Leistung zu liefern als gedacht, denn auch die Videoaufnahme in 1080p ist endlich möglich. Die aufgenommenen Test-Videos mit 30 Bildern pro Sekunde konnten ebenfalls mit kräftigen Farben überzeugen, vor allem bei Tageslicht. Eine ruhige Hand ist dennoch erforderlich, da ein optischer Bildstabilisator fehlt.

Motorola liefert mit dem Moto G wieder einmal ein sehr gutes Gesamtpaket ab. Design, Akku, Software - hier stimmt alles. Fast alles: Der Preis ist mit 229 Euro etwas höher als beim Vorgänger (damals 199 Euro UVP), der nach wie vor ein wahres Schnäppchen ist. Daher sollte jeder Käufer für sich entscheiden, ob das kleine Performance-Plus und das wasserdichte Gehäuse den Aufpreis von knapp 70 Euro wert sind. Wer auf der Suche nach einem langlebigen Einsteiger-Smartphone ist, ist beim Moto G aber nach wie vor am Besten aufgehoben.

Die getestete Variante mit 16 Gigabyte Speicher und zwei Gigabyte RAM ist derzeit nicht in Österreich erhältlich. Auch über den Moto Maker, der derzeit nur nach Deutschland liefert, kann sie nicht bestellt werden. Laut Motorola sei dieses Modell, das 259 Euro kostet, derzeit nur für den Moto Maker vorgesehen. Wer dennoch das 16 Gigabyte-Modell bestellen möchte, kann dies über Postfach-Dienste wie LogoiX tun. Diese verrechnen für das Weiterschicken des Pakets zwischen fünf und zehn Euro. Alternativ kann das Smartphone auch bei Amazon Frankreich für relativ günstige 230 Euro bestellt werden.

Alternativen

Dennoch hat das Moto G etwas vom Schnäppchen-Charme verloren, die Konkurrenz bietet viele Alternativen. So ist das Sony Xperia M4 Aqua, das ebenfalls wasserdicht ist und mit einem besseren Chipsatz aufwarten kann (Qualcomm Snapdragon 615), zu einem ähnlichen Preis verfügbar. Einziges Manko: Der interne Speicher ist mit acht Gigabyte etwas knapp bemessen, lässt sich aber problemlos mit microSD-Karten erweitert.

Wer sich auch außerhalb der Android-Welt wohl fühlt, kann einen Blick auf das Microsoft Lumia 640 (XL) werfen, das eine deutlich längere Akkulaufzeit und optional zwei SIM-Kartenslots bieten kann. Auch Huawei (Honor 4X, P8 Lite), HTC (Desire 626G) und Alcatel (Onetouch Idol 3) bieten ähnliche Smartphones um rund 200 bis 220 Euro an.

Modell:
Motorola Moto G
Display:
5 Zoll IPS LC-Bildschirm - 1280 x 720 Pixel (16:9, 293 ppi)
Prozessor:
Quadcore-SoC (1,4 GHz A53 Quadcore, Qualcomm Snapdragon 410)
RAM:
2 Gigabyte
Speicher:
8/16 GB intern, microSD-Kartenslot
Betriebssystem:
Android 5.1.1
Anschlüsse/Extras:
microUSB, Bluetooth 4.0, WLAN (b/g/n), LTE. wasserdicht (IPx7)
Akku:
2.470 mAh
Kamera:
13 Megapixel (Rückkamera, Dual-LED-Blitz, f/2.0), 5 Megapixel (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 1080p bei 30 fps möglich
Maße:
142,1 x 72,4 x 11,6 mm, 155 Gramm
Preis:
229 Euro (UVP)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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