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Smartphones

NFC-Sticker als kleine Helfer im Alltag

Das WLAN am Handy aufdrehen, den Wecker stellen oder sich an den nächsten Einkauf erinnern lassen - all diese Abläufe können via NFC automatisch für Smartphone-Nutzer erledigt werden. Dazu notwendig sind im Wesentlichen drei Dinge: Ein NFC-fähiges Handy, ein NFC-Sticker oder -Anhänger sowie eine entsprechende App, über die die Sticker programmiert werden. Die Idee dazu ist an sich nicht neu -  schon 2008 führte beispielsweise Alcatel mit den "TikiTags" (später Touchatag) ein System auf RFID- und NFC-Basis ein, worüber mittels Sticker und speziellem Lesegerät Befehle an Applikationen übermittelt werden konnten. Diese führten dann etwa das Öffnen einer Webseite oder das Versenden von SMS aus.

Mit der steigenden Verbreitung von Android-Smartphones - alle aktuellen Topmodelle unterstützen NFC - und den künftigen Windows-Phone-8-Handys werden die Anwendungen via NFC-Sticker nun zunehmend populärer. Auch große Handyhersteller wie Samsung (Tec Tiles) oder Sony (Smart Tags) bieten inzwischen eigene Aufkleber und dazu passende Apps an, um das Thema NFC voranzutreiben. Im Gegensatz zu QR-Codes, für die die Installation einen QR-Readers, das Öffnen desselben und das Scannen notwendig sind, hält man bei den NFC-Stickern einfach das Smartphone an den entsprechenden Tag und man bekommt die Information auf das Handy-Display.

Die futurezone hat sich die kleinen Helferlein für den Alltag etwas genauer angesehen und gibt im folgenden einen Überblick darüber, wie die NFC-Aufkleber funktionieren, welche Anwendungen nützlich sind und wo es sich nur um Spielereien handelt.

Sticker bestellen
Ist erst einmal die Frage geklärt, ob das eigene Smartphone NFC unterstützt - iPhone-User haben hier das Nachsehen - geht es um die Beschaffung der notwendigen Sticker, Magneten oder Anhänger. Diese sind bislang in der Regel nicht einfach so in Geschäften erhältlich, sondern müssen meist online bestellt werden. Samsung verkauft seine Tec Tiles derzeit nur in den USA, Sonys Smart-Tags für Xperia-Handys sind zwar auch hierzulande erhältlich, werden allerdings nur von wenigen Geschäften geführt, wie Sony auf Nachfrage bestätigt. Hinzu kommt, dass die Aufkleber der namhaften Handyhersteller grundsätzlich teurer verkauft werden als herkömmliche NFC-Sticker. Diese kann man schon ab 50 Cent/Stück (je nach Ausführung - Aufkleber, Magnet, Anhänger) bei Portalen wie RapidNFC oder bei Tagstand bestellen. Bei Sony kostet ein Viererpack 14,90 Euro, Samsung verlangt 14,99 US-Dollar für ein Fünferpack.

Ein weiterer Unterschied: Während die herkömmlichen NFC-Aufkleber unbeschrieben verkauft werden und prinzipiell selbst vom Nutzer programmiert werden müssen, sind beispielsweise bei Sonys Smart Tags teils auch schon bestimmte Funktionen vorprogrammiert. Man kann die Sticker zwar mittels App selbst durch weitere Anwendungen erweitern, wer sich damit nicht befassen will, dem werden allerdings schon einige nützliche Aktionen auf den Tags mitgeliefert. So schaltet das vorprogrammierte blaue Smart Tag „Car" beispielsweise gleichzeitig Bluetooth für die Freisprechanlage und die Navigationsfunktion auf dem Xperia-Smartphone ein.

Sticker programmieren
Hat man nun also einen NFC-Sticker oder -Anhänger vor sich, benötigt man eine App, um diesen zu beschreiben bzw. eine bestimmte Aktion darauf zu programmieren. Das funktioniert in der Regel tatsächlich relativ einfach. Beliebte Android-Apps, die zum Schreiben, Lesen oder Ausführen von Aktionen verwendet werden, sind zum Beispiel NFC TagWriter, NFC Task Launcher, NFC TagInfo oder - speziell für WLAN-Aktionen - InstaWifi. Samsung ebenso wie Sony bieten ihre eigenen Apps zu den NFC-Tags an.

Nach dem Herunterladen einer entsprechenden App wählt man eine Aktion wie zum Beispiel "WLAN einschalten" oder "Wecker stellen" aus, bestätigt die ausgewählte Aktion und hält schließlich das Handy an den jeweiligen Sticker, den man mit einem Befehl programmieren will. Dadurch wird die Aktion auf dem NFC-Chip gespeichert und kann danach durch Hinhalten des Smartphones jederzeit automatisiert abgerufen bzw. ausgeführt werden. Die Tags können natürlich auch wieder überschrieben und mit neuen Befehlen versehen werden, sofern man nicht die Option "Read only" auswählt.

Es gibt Apps, die speziell darauf ausgelegt sind, Aktionen auf dem eigenen Handy auszuführen - etwa das Anschalten von WLAN oder Bluetooth. Und dann gibt es Apps, die Informationen auf den NFC-Stickern abspeichern, die von jedem anderen mit NFC-fähigem Smartphone ebenfalls ausgelesen werden können - etwa wenn es darum geht, einen reinen Text auf den Tag zu schreiben, eine URL oder einen SMS-Text, der durch Hinhalten automatisch versandt werden kann.

Anwendungsbereiche: Vom Büro bis ins Schlafzimmer

Die Einsatzmöglichkeiten der kleinen Aufkleber sind vielfältig, manche erweisen sich schnell als nützlich, andere bleiben wohl eher eine Spielerei. Zunutze machen kann man sich die NFC-Anwendungen zuhause ebenso wie im Büro oder im Auto.

In den eigenen vier Wänden...
bietet es sich beispielsweise an, einen NFC-Sticker neben die Eingangstür zu kleben. Betritt oder verlässt man die Wohnung, kann man so diverse Funktionen auf dem Handy für den Gebrauch zuhause oder eben für den Gebrauch unterwegs einschalten: So ist es durchaus praktikabel auf diese Weise beim Nachhausekommen das WLAN aufzudrehen, die Bildschirmhelligkeit zu reduzieren oder die Autosync-Option zu aktiveren. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit: Ein NFC-Sticker am Kühlschrank kann als Reminder für den Einkauf bzw. mit einer regelmäßigen Einkaufsliste beschrieben werden. Ist man dann unterwegs, wird automatisch an den ausstehenden Einkauf erinnert.

Mit Apps wie InstaWifi kann man sogar WLAN-Netzwerkdaten auf einen NFC-Chip schreiben und so zum Beispiel auf einfache Weise sein WLAN auch Gästen anbieten. Diese werden dann - sofern sie NFC am Handy aktiviert haben - direkt verbunden und müssen kein Passwort eingeben. Benutzt man Apps wie Task Launcher ist auch ein Hin- und Herwechseln der gespeicherten Funktionen möglich. Beim Hinausgehen, werden dann also alle gegebenen Befehle wieder umgekehrt.

Für die bereits angesprochene Funktion des Weckerstellens bietet sich die Platzierung eines NFC-Stickers am Nachttisch an. So muss der Alarm für den nächsten Morgen nicht jeden Tag neu auf dem Handy eingegeben werden, sondern kann automatisiert mit kurzem Hinhalten wieder auf "scharf" gestellt werden. Wer sich außerdem von aufblitzenden Notifications oder zu hellem Display gestört fühlt, kann den NFC-Sticker am Nachtkästchen auch so programmieren, dass die Benachrichtungs-LED abgedreht werden.

Im Büro...
bieten sich teils ähnlich nützliche Aktionen an wie zuhause - WLAN, Sounds (Klingelton, Media-Lautstärke) zu regulieren oder auf lautlos schalten, etc. Ebenfalls ganz brauchbar ist es beispielsweise, wenn man den NFC-Aufkleber am Schreibtisch so programmiert, dass er tägliche To-Do-Listen automatisch abruft bzw. anzeigt .Wer gerne mit Musik im Ohr arbeitet kann sich eine entsprechende Musik-App am Handy automatisch starten lassen. Ebenso kann man sich tägliche Reminder auf den NFC-Chips abspeichern oder eine Kontaktliste anzeigen lassen.

Für Foursquare-Fans gibt es die Möglichkeit, sich automatisch die App öffnen zu lassen, um im Büro einzuchecken - wohl aber eher eine Spielerei. Generell ist anzumerken, dass Aktionen, die "nur" eine App aufmachen, aber sonst keine weiterführenden Funktionen in dieser App beinhalten, eher wenig nützlich sind.

Im Auto...
besteht die Möglichkeit, einen NFC-Sticker auf dem Amaturenbrett zu platzieren, um so beim Hinhalten des Smartphones automatisch das WLAN auszuschalten, die Lautstärke am Handy zu regeln und - besonders praktisch - Bluetooth für ein Headset zu starten. Außerdem können auch Musik-Apps gestartet werden, was sich anbietet, wenn man das Handy mit den Autolautsprechern verknüpft hat.

Blödeleien und Sicherheit
Nicht zuletzt können die Sticker natürlich auch für blanken Unsinn eingesetzt werden. Wer eine lustige Webadresse darauf speichert oder seine Freunde unter falschem Vorwand zum Rickrolling-Opfer machen will, wird seinen Spaß haben. Programmiert man nämlich eine URL auf die Aufkleber, werden bei Berührung mit dem Smartphone die Webseiten (bei Android) automatisch geöffnet, ohne dass nach einer Zustimmung zum Browserstarten gefragt wird.

Solche Blödeleien werfen natürlich wiederum Sicherheitsfragen auf, die generell in Zusammenhang mit NFC auch nicht vergessen werden dürfen. Worauf erhält jemand Zugriff, wie leicht können Daten und Informationen durch die automatisierten Abläufe in falsche Hände geraten, usw. Während das Thema Sicherheit bei NFC-Systemen im öffentlichen Raum oder etwa wenn es um Bezahllösungen geht, natürlich stark im Vordergrund steht, muss man bei der privaten Anwendung in den eigenen vier Wänden allerdings weniger Sorge haben. Die Sticker dienen schließlich meist nur der persönlichen Nutzung und verwenden kann sie nur, wer auch Zutritt zu der Wohnung hat.

Das Potenzial von NFC, und eben auch von den kleinen Aufklebern und Anhängern, ist sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Die bisherigen Möglichkeiten sind keine großen Revolutionen, können aber bei richtigem Einsatz durchaus viele regelmäßige Abläufe im Alltag erleichtern oder auch einfach nur beschleunigen.

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NFC:
... steht für Near Field Communication. Man unterscheidet zwischen "powered" (aktiv-aktiv) und "unpowered" (aktiv-passiv) NFC. Beim Einsatz von NFC-Stickern und -Anhängern handelt es sich um die passive Anwendungsform der Technologie. Sprich: Auf dem Sticker wird ein Befehl gespeichert, der dann wieder vom Handy eingelesen und infolge eine entsprechende Funktion ausgeführt wird. Hierbei ist das NFC-fähige Telefon der aktive Teil und liest Daten von einem NFC-Tag ab oder schreibt Daten darauf. Von "Powered" NFC spricht man, wenn Datenaustausch zwischen zwei Geräten, also etwa bei Bezahlvorgängen oder bei Datenübertragung zwischen zwei NFC-Handys - stattfindet.

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Claudia Zettel

ClaudiaZettel

futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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