© Gregor Gruber

Kamera-Test

Nikon Coolpix A: Kleine Kamera, großer Sensor

Auf der Photokina 2012 und der CES Anfang des Jahres hat sich der neue Trend angekündigt: Möglichst kleine Kameras, mit möglichst hoher Bildqualität zu nahezu unmöglichen Preisen. Das Rezept dafür: Digicam-Formfaktor, ein Sensor in DSLR-Größe und ein lichtstarkes Festbrennweiten-Objektiv.

Nach und nach kommen die angekündigten Kameras auch auf den Markt, wie etwa die Leica X1 und Fuji X100S. Diese nutzen Sensoren im APS-C-Format, wie sie normalerweise in Spiegelreflexkameras und einigen Systemkameras zum Einsatz kommen. Sony ist sogar einen Schritt weiter gegangen und hat mit der RX1 die erste Kompaktkamera veröffentlicht, die einen Vollformat-Sensor nutzt – zu einem Preis von über 3.100 Euro.

Dagegen wirkt Nikons Beitrag zu dieser Geräteklasse fast schon günstig. Die Coolpix A kostet 1.100 Euro und die erste Digicam des Kameraherstellers, die auf einen Sensor im DLSR-Format APS-C setzt. Zusammen mit einem lichtstarken Festbrennweiten-Objektiv und dem Verzicht auf einen Tiefpassfilter, soll dies Bilder in DSLR-Qualität ermöglichen. Die futurezone hat die Kamera getestet.

Design
Was Nikon in Sachen Miniaturisierung bei der Coolpix A geleistet hat, ist beachtlich. Die Kamera ist zwar etwas dicker als die derzeit gängigen Digicams, passt aber immer noch in die Hosentasche – solange diese nicht zu einer eng anliegende Jeans gehören und einem die Kamera-Konturen am Oberschenkel nicht peinlich sind. Der Hosentaschen-Faktor wird erzielt, da trotz Festbrennweite das Objektiv zur Hälfte ins Gehäuse eingefahren wird. Die Hälfte, die noch hervorsteht, ist von dem Objektivring zur manuellen Fokussierung umgeben.

Beim Design ist die Coolpix A angenehm zurückhaltend. Sie ist nicht mit manuellen Bedienelementen überfrachtet und auch nicht zwanghaft im Retro-Look geschaltet, der in den vergangenen Jahren bei Digicams und Systemkameras inflationär eingesetzt wurde. Der Nachteil der Zurückhaltung: Man merkt der Coolpix A nicht an, dass sie 1.100 Euro kostet.

Verarbeitung
Mit 299 Gramm ist die Coolpix A schwerer als eine normale Digicam, aber immer noch deutlich leichter als eine DSLR mit Festbrennweiten-Objektiv. Auch das trägt dazu bei, dass die Coolpix A nicht das Gefühl erweckt, über 1.000 Euro zu kosten. Sie vermittelt zwar einen robusten Eindruck, aber eben keinen 1.100-Euro-Eindruck.

Das liegt womöglich auch daran, dass nur die Oberseite eine Magnesiumlegierung aufweist, die für mehr Stabilität sorgen soll. Der Oberteil ist durch einen Spalt, der rund um die Kamera läuft, deutlich sichtbar vom restlichen Gehäuse getrennt.

Handhabung
An der Vorderseite ist ein dezent erhabener Kunstlederstreifen, der für einen besseren Halt sorgen soll. Hält man die Kamera aber so, dass der Mittelfinger auf der frontseitigen Fn-Taste aufliegt, besteht kaum bis gar kein Kontakt zu dem Streifen, wodurch er zur Zierleiste wird.

Auch die Mini-Kunstlederauflage für den Daumen an der Rückseite der Kamera ist sehr flach gehalten. Aufgrund der kleinen Größe der Coolpix A wird der Daumen bei Usern mit mittelgroßen und großen Händen eher auf der Play-Taste oder dem oberen Verstellrad aufliegen, als auf der kleinen Kunstlederfläche.

Nicht optimal gelöst sind die fixen Metallösen für den Trageriemen. Man muss die Finger der rechten Hand ziemlich präzise platzieren, damit die Öse dazwischen ist und nicht beim Halten der Kamera unangenehm auf einen der Finger drückt.

Bedienelemente
Die Bedienelemente der Coolpix A wurden im Stil einer DSLR gehalten. Die wichtigsten Funktionen sind schnell per Tasten erreichbar. Auf Spielereien, wie etwa einen Extra-Ring oder ein zusätzliches Bedienrad für den ISO-Wert oder die Blende, wird verzichtet.

Wie bei besseren DSLRs gibt es zwei Räder. Eines rechts oben und eines an der Rückseite, das gleichzeitig als 4-Wege-Taste für die Menünavigation dient. Beide Räder sind mit dem Daumen der rechten Hand zu erreichen. Um mit dem Daumen zum unteren Rad zu kommen, muss man den Daumen recht stark abwinkeln, was auf Dauer nicht besonders angenehm ist.

Ein wenig ungewöhnlich ist der Ein-Ausschalter. Dieser ist ein gefederter Hebel, der unter dem Auslöser angebracht ist. Es scheint, als hätte Nikon einen Zoom-Regler recycelt – denn so einen braucht die Coolpix A aufgrund ihrer Festbrennweite ohnehin nicht. Der Hebel wirkt so, als ob man daran hängenbleiben und die Kamera unabsichtlich ein- oder ausschalten könnte. In der Praxis kam dies aber nicht vor, obwohl die Coolpix A hauptsächlich in der (gerade noch ausreichend großen) Hosentasche transportiert wurde.

Ausstattung
Das Display misst 3 Zoll und hat 921.000 Bildpunkte. Die Helligkeit ist ausreichend, um auch noch bei prallen Sonnenschein das Motiv und die Einstellungen zu erkennen. Bilddetails sollte man allerdings im Schatten kontrollieren.

Optional kann ein optischer Sucher genutzt werden, der an den Blitzschuh kommt. Dieser kostet allerdings 350 Euro – fast ein Drittel der gesamten Kamera. Ist er angebracht, nimmt er aufgrund seiner Größe der Coolpix A das Hauptverkaufsargument weg: die kompakte Bauweise. Auf WLAN und GPS verzichtet die Coolpix A.

Der eingebaute Blitz ist ausreichend zum Aufhellen naher Motive, ohne etwa Gesichter bei Porträtaufnahmen zu überstrahlen. Sollte man mehr Licht benötigen, kann man über den Blitzschuh leistungsstärkere Blitze montieren. Laut Nikon sind mit dem Akku bis zu 230 Aufnahmen möglich – im Testzeitraum waren es durchschnittlich 220 Fotos.

Manueller Fokus
Wie bei Nikon-DSLRs hat auch die Coolpix A einen mechanischen Umschalter für den Fokus. Dieser befindet sich an der linken Seite und ist ein Schieberegler mit den Stellungen Autofokus, Makro-Autofokus und manueller Fokus. Der Regler ist klein genug, um nicht unabsichtlich verstellt zu werden und groß genug, um ihn noch bequem bedienen zu können.

Im manuellen Modus wird mit dem Ring rund um das Objektiv fokussiert. Der Ring hat einen angenehmen Widerstand. Allzu dicke Handschuhe sollte man beim manuellen Fokussieren nicht tragen, da der Ring ziemlich nah am Gehäuse sitzt und damit eher wenig Platz zum Drehen ist. Das Objektiv fabriziert beim manuellen Fokussieren, das Stufenweise erfolgt, befremdliche Geräusche, die klingen, als würde in Kürze etwas in der Kamera hängen bleiben.

Autofokus
Der Autofokus gehört nicht zu den Stärken der Coolpix A. Er ist nicht besonders schnell, und liegt teilweise sogar bei guten Lichtverhältnissen etwas daneben. Auch wenn er nur leicht daneben liegt, kann das bei der Coolpix A große Auswirkungen haben, speziell wenn man mit einer Blendeneinstellung von 2.8 fotografiert.

Bei Situationen mit wenig Licht braucht der Autofokus noch länger. Der kontinuierliche Autofokus ist aufgrund des langsamen Autofokus kaum brauchbar. Dafür kann die Coolpix A aber mit einer Makro-Einstellung aufwarten, mit der man bis zu 10 cm ans Motiv ran kommt. Die Makro-Einstellung wird man relativ häufig verwenden, da der normale Autofokus erst ab 50 cm arbeitet. Und ist man 50 cm entfernt, ist dies durch den Weitwinkel des Festbrennweiten-Objektivs oft zu viel Distanz, um das Motiv Bildfüllend einzufangen – etwa bei einem Porträtfoto.

Bildqualität
Neben der kompakten Größe ist es die Bildqualität, mit der die Coolpix A brilliert. Die Farben sind satt, aber immer noch natürlich, die Detailzeichnung ist ebenfalls gut. Das Festbrennweiten-Objektiv und der 16 Megapixel-Sensor, der auf einen Tiefpassfilter verzichtet, sorgen für eine gute Schärfe der Fotos. Voraussetzung dafür ist, dass der Autofokus zuvor richtig scharf gestellt hat. War er nur leicht daneben, lässt sich dies aber meist im Photoshop beheben.

Wenn man die Fotos nicht auf 100 Prozent vergrößert, ist das Rauschen bis inklusive ISO 3.200 annehmbar. Erst ab ISO 6400 nimmt die Bildqualität bei verkleinerten Fotos deutlich ab. Active D-Lighting ist in vier Stufen oder in der Automatik-Einstellung wählbar. Wie bei Nikon DSLRs hilft Active D-Lighting, indem in Situationen mit gemischten Lichtverhältnissen dunkle Stellen aufgehellt werden. Der Effekt hilft etwa bei Schnappschüssen.

Modi
Einen HDR-Modus gibt es nicht. Auch auf Spielereien wie Panorama-Modus, Miniatur-Modus oder selektive Farbe verzichtet die Coolpix A – es gibt lediglich Monochrom, High Key, Low Key und verschiedenen Szenen-Modi, wie Food, Kerzenlicht und Tierporträt.

Serienbilder sind mit bis zu 4 Fotos pro Sekunde möglich. Videos nimmt die Coolpix A in FullHD mit 30p, 25p oder 24p auf. Die Video-Funktion ist in dem Menü versteckt, in dem auch die Serienbild-Funktion ausgewählt wird. Eine eigene Taste zum Starten der Videoaufnahme, oder eine Einstellung für den Videomodus auf dem Moduswahlrad, gibt es nicht.

Fazit
Die Coolpix A liefert, gemessen an ihrer Größe, ausgezeichnete Bildresultate. Dennoch gibt es einige störende Kleinigkeiten. Dazu zählen der langsame Autofokus und das Fehlen eines HDR-Modus. Es wirkt fast so, als würde Nikon einige Funktionen und Verbesserungen aufsparen, um zu einem späteren Zeitpunkt einen verbesserten Nachfolger präsentieren zu können. Dieser wird dann wohl den 24-Megapixel-Sensor haben, der derzeit in Nikons DSLRs D5200 und D7100 verbaut ist. Die D7100 verzichtet ebenfalls auf einen Tiefpassfilter.

Die Festbrennweite von 28 mm ist Geschmackssache. Der Weitwinkel macht die Coolpix A vor allem für Landschafts-Fotos und, aufgrund des guten Nahbereichs in der Makro-Einstellung, für Makro-Bilder geeignet. Selbst für Street Photography sind die 28 mm fast schon zu viel Weitwinkel, da man relativ nah an das Motiv ran muss, was nicht gerade unauffällig ist.

Bedenkt man diese Einschränkungen und kleinen Mängel, ist der Preis von 1.100 Euro wohl nur für die gerechtfertigt, die eine möglichst kleine und leistungsstarke Digicam für Landschafts- und Makro-Fotografie suchen. Wenn es unbedingt eine kompakte Digitalkamera mit APS-C-Sensor sein soll, kann man noch die Fuji X100S in Betracht ziehen. Diese ist zwar größer und schwerer, hat aber einen schnelleren Autofokus, einen Blendenwert von f2.0 und mehrere Kreativ-Modi.

Mehr zum Thema

  • Vollformat kompakt wie nie: Sony RX1 im Test
  • Nikon D7100 im Test: Flott für Fortgeschrittene
  • Ricoh GR mit APS-C-Sensor und Fixbrennweite
  • Erster Eindruck von Fujifilms X100S und X20

Modell:
Nikon Coolpix A
Bildsensor:
16,2 Megapixel CMOS-APS-C-Sensor
ISO:
100 - 6.400 (25.600 erweitert)
Serienbilder:
4 Bilder pro Sekunde
Video:
1.920 x 1.080, 30 fps, 25 fps, 24 fps
1280 x 720, 30 fps, 25 fps, 24 fps
Speicher:
SD-Kartenslot
LCD:
3 Zoll, 921.000 Pixel
Maße:
64,3 x 111,0 x 40,3 mm (ohne vorstehende Teile)
Gewicht:
299 Gramm (mit Akku und Speicherkarte)
Preis (UVP, Body):
1.100 Euro

Link:
Alle technischen Daten auf der Webseite des Herstellers

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare