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Smartphone-Test

Nokia Lumia 620: Knalliger Einstieg für WP8

Die Partnerschaft zwischen Nokia und Microsoft war bislang eine eher ernüchternde Angelegenheit. Der Rückgang bei den Verkaufszahlen von Nokia-Smartphones ließ sich auch durch die massiven Werbemaßnahmen von Microsoft nicht stoppen. Von vielen Seiten gab es auch Kritik an der Produktstrategie. Zum Start von Windows Phone 8 war kein Modell unter 400 Euro erhältlich, das Einsteigersegment existierte nicht.

Dadurch blieb auch der Marktanteil im Vergleich zum derzeit dominierenden System Android, das auf unzähligen Einsteiger-Modellen läuft, vergleichsweise gering. Das möchte Nokia nun ändern und bringt mit dem Lumia 620 das erste Einsteiger-Smartphone mit Windows Phone 8 auf den Markt. Mit guter Hardware und einem günstigen Preis von 250 Euro soll es das neue Microsoft-Betriebssystem auch für die breite Masse zugänglich machen. Die futurezone hat das knallbunte Einsteigergerät getestet.

Bunt, bunter, Lumia
Die Entwicklungsabteilung von Nokia scheint trotz der schwierigen Situation des finnischen Konzerns nicht den Hang zu knallbunten Farben verloren zu haben. Das Lumia 620 wird, wie der große Bruder, das Lumia 820, in sieben verschiedenen Farben angeboten. Dabei stach vor allem die grün-gelbe Variante hervor, die von der futurezone getestet wurde. Laut Nokia soll eine neuartige Zwei-Schichten-Technologie bei den tauschbaren Polycarbonat-Gehäusen für "einzigartige Farb- und Textureffekte" sorgen. Das ließ sich im Test nicht feststellen, lediglich von vorne und anhand der Öffnungen für microUSB und Kopfhörer war zu sehen, dass das Gehäuse aus zwei verschiedenen Teilen bestehen.

Die "lichtdurchlässige" Hülle ist in knalligem Grün gehalten, darunter findet sich eine gelbe Innen-Hülle. Nokia begründet die Maßnahme, wieso das Lumia 620 durch ein derart dickes Gehäuse verbreitert wurde, nicht wirklich. Ein netter Effekt entsteht jedoch beim Nokia-Logo auf der Rückseite, das sich auf der äußeren Schicht der Hülle befindet und dabei einen leichten Schatten auf die innere Hülle wirft. Es ist ein nettes Gimmick, nicht mehr und nicht weniger. Einzelne Hüllen sind für 35 Euro pro Stück erhältlich. Dabei wird man sich wohl auch an die Originale von Nokia halten müssen, denn paradoxerweise wurde der Kopfhöreranschluss im Gehäuse verbaut. So ist auch das DIY-Gehäuse aus dem 3D-Drucker, wie beim Lumia 820, nicht möglich.

Robuste, aber unsaubere Verarbeitung
Dank des wirklich harten und dicken Gehäuses ist das Lumia 620 überaus starr, selbst mit großen Kraftaufwand lässt es sich um keinen Millimeter verbiegen. Das Smartphone selbst liegt jedoch recht frei in der Hülle und ist lediglich an der Ober- und Unterseite fixiert. Dadurch steht das Display in der Mitte knapp einen Millimeter über den Gehäuserand und lässt sich leicht nach innen drücken. Bei der Bedienung fällt das nicht auf, es entsteht jedoch ein unschöner optischer Effekt, da Gehäuse- und Display-Rand nicht bündig sind. Mit 127 Gramm ist das Lumia 620 kein Leichtgewicht, liegt aber dank gleichmäßiger Gewichtsverteilung angenehm in der Hand und fällt in der Hosentasche kaum auf.

Das Gehäuse des Lumia 620 wirkt deutlich wuchtiger, als es tatsächlich ist. Mit elf Millimetern Dicke übertrumpft es allerdings derzeit alle anderen Modelle der Lumia-Serie, selbst das auf dem Mobile World Congress angekündigte Lumia 520 misst lediglich 9,9 Millimeter. Auch bei den sonstigen Abmessungen sowie den Spaltmaßen war die Devise von Nokia offensichtlich: So viel wie möglich. Das Display des Lumia 620 misst zwar lediglich 3,8 Zoll, die Abmessungen sind aber mit 115 Millimetern Länge sowie 61 Millimetern Breite nahezu ident zu anderen Modellen mit 4 Zoll-Bildschirm. Insbesondere der lange schwarze Bereich unterhalb der Soft Keys wirkt zunächst wie vergeudeter Platz, erwies sich im Test aber als deutlich angenehmer zu bedienen, da die Tasten so einfacher zu erreichen waren.

Power-Button, Lautstärkewippe und Kamera-Taste finden sich an der rechten Seite und sind ordentlich verarbeitet. Der Druckpunkt ist gut, auch wenn gerade die Kamera-Taste sehr empfindlich ist, da sie zwei Druckstufen bietet und dadurch recht leicht die Kamera-App versehentlich geöffnet werden kann.

Display
Mit 3,8 Zoll hat sich Nokia für eine recht ungewöhnliche Bildschirmgröße entschieden. Doch der Unterschied zu einem 4 Zoll-Bildschirm ist kaum erkennbar, qualitativ überzeugt das TFT-Display mit einer ungemein hohen Helligkeit und guten Kontrastwerten. Der Bildschirm löst mit 800 mal 480 Bildpunkten auf und kann eine Pixeldichte von 245 ppi vorweisen. Das sorgt dafür, dass bereits sehr genau geschaut werden muss, um einzelne Pixel erkennen zu können. Im Test ließ sich ein leichter Gelbstich in den Farben bemerken, der aber nur bei rein weißen Hintergründen tatsächlich bemerkbar war.

Dank der hohen Helligkeit lässt sich der Bildschirm auch an sonnigen Tagen gut ablesen. Ebenso positiv fiel der hohe Kontrast auf, der auf die ClearBlack-Technologie zurückzuführen sein dürfte - bei anderen Lumia-Modellen war der Effekt nicht so offensichtlich. Unerwartet positiv ist außerdem die kompakte Bildschirmgröße von 3,8 Zoll, die eine angenehme Abwechslung zum aktuellen Trend der Smartphone-Branche bietet.

Kamera
Die 5 Megapixel-Rückkamera ist wohl die größte Enttäuschung des Lumia 620. Während das Flaggschiff Lumia 920 mit PureView-Technologie und Carl-Zeiss-Optik glänzt, bleibt die Kamerafunktion nicht nur auf dem Papier weit hinter den Flaggschiff-Modellen zurück. Scharfe Aufnahmen wollen nur selten gelingen, selbst mit einer ruhigen Hand wirkt das Bild stets so, als hätte gerade die Erde gebebt. Erschwerend kommt die bereits in

kritisierte Kamera-App von Windows Phone 8 hinzu, die das Fokussieren zusätzlich erschwert. Während man es von iOS und Android gewohnt ist, mit einem Tippen auf das Vorschaubild manuell einen Fokus-Punkt zu setzen, wird bei Windows Phone 8 einfach ein Foto gemacht.

Auch der Kamera-Button hilft leider nur wenig. Wenn dieser leicht gedrückt wird, wird zwar auf die Mitte fokussiert, die Vorschau springt aber nach dem Scharfstellen automatisch wieder auf die alte Einstellung zurück. So verkommt das Fotografieren mit der Lumia 620 zum Glücksspiel, da man nie weiß, was man bekommen wird. Eine praktische Funktion ist jedoch, dass der Kamera-Button bei leichtem Druck die Szene nicht nur fokussiert, sondern bei schlechten Lichtverhältnissen auch automatisch mit Hilfe des LED-Blitzes ausleuchtet. Bei der Videoaufnahme kommt es hingegen kaum zu Problemen. Der Autofokus ist zwar langsam, doch die Aufnahme verlief ohne Probleme oder erhebliche Ruckler.

Software
Microsoft gibt den Herstellern nur sehr wenig Spielraum, eigene Software-Lösungen in Windows Phone 8 zu implementieren. Nokia versucht das mit einem umfangreichen Software-Paket, das in den Tests zum

sowie
bereits ausreichend beschrieben wurde, auszugleichen. Das gelingt auch zum Großteil, Nokia stellt mit Navigation, Musik-Streaming, Foto-Bearbeitung und vielen anderen Apps die Grundfunktionen eines Smartphones in App-Form zur Verfügung. Einige Kleinigkeiten, wie die Bedienung des Bildschirms mit Handschuhen, fehlt zwar, doch das Grundpaket ist ident zu den "großen" Lumia-Modellen. Nähere Informationen zu den Funktionen von Windows Phone 8 finden sich im
. Ein großes Update für das mobile Betriebssystem gab es immer noch nicht, die App-Auswahl ist jedoch mittlerweile deutlich größer geworden.

Akkulaufzeit
Eine besondere Stärke von Windows Phone 8 war stets die lange Akkulaufzeit. Auch das Lumia 620 trumpft in dieser Disziplin im Vergleich zur Konkurrenz von Android und iOS auf, obwohl der Akku mit 1.300 mAh auf den ersten Blick sehr knapp bemessen ist. Im Test ließ sich das Smartphone ohne Probleme mit einer Akkuladung rund zwei Tage bei aktivierter Datenverbindung und regelmäßiger Nutzung verwenden. Mit dem Energiesparmodus, der jedoch bei ausgeschaltenem Bildschirm die Datenverbindungen kappt, lässt sich die Akkulaufzeit nochmals deutlich verlängern.

Fazit: Gut, aber starke Konkurrenz
Mit dem Nokia Lumia 620 verabschiedet sich Nokia von seiner bisherigen "Premium-Politik" und gibt jetzt auch dem Einsteiger-Segment eine Chance. Dabei bietet es eine gute Mischung zu einem angemessenen Preis. Abstriche müssen lediglich bei der Kamera gemacht werden, die qualitativ mäßig ist und im Zusammenspiel mit der schlechten Kamera-App von Microsoft nur selten zufriedenstellende Ergebnisse liefert. Die ansonsten gute Hardware-Ausstattung, die zumindest für die nächsten zwei Jahre ausreichend Reserven bietet, sowie die ordentliche Verarbeitung rechtfertigen durchaus eine Kaufempfehlung.

Das einzige Problem für Nokia ist wohl wieder der Preis. Mit 250 Euro ist der Preis des Lumia 620 angemessen, in Zukunft soll auch das Lumia 520 für knapp 200 Euro das Line-Up nach unten ergänzen. Doch der Preis des HTC 8S, das eigentlich mit dem Lumia 820 konkurrieren wollte, ist mittlerweile rasant gefallen. Zeitweise ist der "kleine Bruder" des HTC 8X schon um 250 Euro erhältlich. Mit einem 4 Zoll großen Super-LCD-Bildschirm und einer guten Kamera ist es eine interessante WP8-Alternative zum Lumia 620. Einziger Minuspunkt ist, dass nur vier Gigabyte Speicher verbaut sind, die aber über einen microSD-Kartenslot um bis zu 32 Gigabyte erweitert werden können.

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Modell:
Nokia Lumia 620
Display:
3,8 Zoll TFT-Bildschirm - 800 x 480 Pixel (WVGA, 5:3, 246 ppi)
Prozessor:
1 GHz Dualcore (Qualcomm Snapdragon S4)
RAM:
512 MB
Speicher:
8 GB intern, über microSD-Kartenslot um bis zu 32 GB erweiterbar
Betriebssystem:
Windows Phone 8
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5mm Klinke, WLAN (a/b/g/n), Bluetooth 3.0
Akku:
1.300 mAh
Kamera:
5 Megapixel mit LED-Blitz (Hauptkamera), VGA (Frontkamera)
Videos:
Aufnahme in 720p bei 30 fps möglich
Maße:
115,4 x 61,1 x 11 mm, 127 Gramm
Preis:
279 Euro UVP (Straßenpreis: ab 250 Euro)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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