So könnte Nokias Androide aussehen
So könnte Nokias Androide aussehen
© evleaks

Nokias Android-Smartphone wandelt auf Amazons Spuren

Nokias Android-Smartphone wandelt auf Amazons Spuren

Der finnische Smartphone-Hersteller Nokia hat offenbar kurz vor dem Verkauf seiner Mobilfunk-Sparte an Microsoft noch eine große Überraschung in petto. Wie das Wall Street Journal berichtet, wird Nokia auf dem Mobile World Congress in Barcelona sein Einsteiger-Smartphone Nokia X vorstellen, das bislang unter dem Codenamen Normandy bekannt war. Die Besonderheit: Es wird das erste Nokia-Smartphone mit Googles Betriebssystem Android sein. Damit ist der einstige Weltmarktführer, von Apple und BlackBerry abgesehen, der letzte große Smartphone-Hersteller, der ein Modell mit Android anbietet.

Wichtiger Einsteiger-Markt

Nokia schloss 2011 mit Microsoft eine "strategische Allianz", in der sich Nokia dazu verpflichtete, nur mehr Smartphones mit Windows Phone anzubieten. Davon ausgenommen waren herkömmliche Handys, die weiterhin mit Symbian oder S40 angeboten wurden. Diese sollten den Einsteigermarkt ansprechen, die Windows Phones hätten wiederum das obere Spektrum abdecken sollen. Doch der Plan ging nicht auf, Android eroberte auch das Einsteigersegment und so lukrative Regionen wie Indien, China und Russland. Allein in Indien ist Android derzeit für 93 Prozent der Smartphone-Verkäufe verantwortlich.

Die Einnahmen aus diesen Märkten sind aber bitter notwendig, um im High-End-Bereich mit den Platzhirschen Apple, Samsung und Google konkurrieren zu können. Mit dem Nokia X könnte das Unternehmen einen neuen Versuch starten, in diesen Ländern höhere Marktanteile zu erreichen. Über Preis und Ausstattung ist bislang kaum etwas bekannt, es dürfte jedoch über 512 Megabyte RAM sowie 4 Gigabyte an internem Speicher verfügen. Die technischen Daten weisen somit eher auf simple Funktionalität wie Telefonieren und einfache Web-Dienste hin. Zudem soll es zwei SIM-Kartenslots besitzen. Diese Funktion wird vor allem in Asien oftmals von den Konsumenten gefordert.

Kein Play Store

Das Gerät wird voraussichtlich über keine Google-Zertifizierung verfügen, die erforderlich ist, um ein Smartphone auch mit Google-Apps ausliefern zu dürfen. Dadurch fehlt der Zugriff auf Googles Play Store, der derzeit mehr als eine Million Apps zählt. Nokia könnte hier ähnlich wie Amazon vorgehen, das auf seinen Kindle Fire-Tablets ebenfalls auf Android ohne Google-Apps setzt. Das Betriebssystem bekam den Namen Fire OS verpasst, dahinter steckt aber Android mit einer angepassten Oberfläche sowie vorinstallierten Amazon-Apps.

Laut Wall Street Journal wird das Nokia X mit einigen vorinstallierten Microsoft- und Nokia-Diensten ausgeliefert, darunter der Kartendienst Here sowie der Musikstreaming-Dienst MixRadio, einst als Nokia Music bekannt. Über eine Play Store-Alternative ist nichts bekannt, Nokia könnte aber auf Amazons Appstore zurückgreifen. Der wohl größte Vorteil Androids gegenüber Windows Phone ist, dass es auf deutlich mehr Akzeptanz von Entwicklern stößt. Auch wenn Nokia sein Smartphone ohne Play Store anbietet, wird es so für Entwickler deutlich einfacher, ihre Apps auch auf Nokias Billig-Smartphones anzubieten. Die Hürden, um für Nokias bisherige Einsteiger-Smartphones Asha, auf denen S40 läuft, zu entwickeln, sind deutlich höher.

Jähes Ende durch Microsoft

Es ist unklar, inwieweit dieser Schritt mit Microsoft abgesprochen wurde. Stephen Elop, Nokias ehemaliger CEO, früherer Microsoft-Manager und jetzt Leiter von Nokias Mobilfunk-Sparte, äußerte sich 2012 noch recht kritisch gegenüber Google: "Wir konkurrieren nicht mit anderen Smartphone-Herstellern, sondern mit Google." Es wäre somit gut möglich, dass das Android-Experiment nach dem Abschluss der Übernahme durch Microsoft rasch eingestellt wird.

Als sicher gilt, dass Microsoft Windows Phone nicht für Android aufgeben wird. Das mobile Betriebssystem hat nach Jahren in der Nische nun an Fahrt aufgenommen, vor allem in Europa und Südamerika. In Deutschland, Großbritannien, Spanien, Italien und Frankreich ist Windows Phones Marktanteil mit 10,3 Prozent (Kantar, Q4 2013) bereits zweistellig. Obwohl Windows Phone weiterhin auf Platz Drei festgefahren scheint, konnte es in insgesamt 24 Nationen iOS überholen, darunter Tschechien, Griechenland, Ungarn, Saudi-Arabien, Südafrika und Vietnam.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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