Industriespionage

Oracle will Léo Apotheker im Zeugenstand

Der Industriespionage-Streit mit Oracle verfolgt Ex-SAP-Chef Léo Apotheker bis in den Chefsessel von Hewlett-Packard. Oracle will Apotheker als Zeugen in dem für November geplanten Prozess aufrufen, wie ein SAP-Vertreter dem "Wall Street Journal" am Montag bestätigte. SAP hatte im August zugegeben, dass die US-Tochter TomorrowNow vor einigen Jahren wiederholt unrechtmäßig Oracle-Daten heruntergeladen hatte. Der deutsche Konzern hatte die Tochter letztlich 2008 geschlossen.

Hewlett-Packard-Verwaltungsratsmitglied Ray Lane kritisierte, Oracle habe Apotheker erst in den seit 2007 laufenden Industriespionage-Streit hineingezogen, nachdem er vor wenigen Tagen neuer HP-Chef geworden sei. In einer E-Mail an die "New York Times" nahm er den Ex-SAP-Manager ausdrücklich in Schutz. TomorrowNow habe nicht unter Apothekers Aufsicht gestanden und er habe die Tochter seinerzeit als Co-Konzernchef geschlossen. Auslöser für Lanes Mail dürfte auch ein Artikel in der Zeitung gewesen sein, in dem ein "Times"-Kolumnist die Berufung von Apotheker mit Blick auf die Industriespionage-Vorwürfe scharf kritisierte - und dagegen stellte, dass Apothekers Vorgänger Mark Hurd für vergleichsweise harmlose Unregelmäßigkeiten bei Spesenabrechnungen geschasst worden sei.

Lane erwiderte darauf in der vom Technologieblog "All Things Digital" veröffentlichten Mail, Hurd habe den HP-Verwaltungsrat wiederholt belogen und deshalb dessen Vertrauen verloren. Lane war einst die Nummer zwei bei Oracle nach Konzernchef Larry Ellison, bevor er zu einer bekannten Investorenfirma ging.

Mit dem neuen Schlagabtausch werden die Gräben zwischen HP und Oracle tiefer. Die beiden Unternehmen sind Kooperationspartner und Wettbewerber zugleich. Als Ellison den bei HP herausgedrängten Hurd zu einem seiner Top-Manager machte, ging es Schlag auf Schlag. HP klagte erst gegen Hurd und zeigte sich wegen möglichen Geheimnisverrats besorgt. Dann ließ Hewlett-Packard die Klage fallen und holte sich mit Apotheker den Ex-Chef des schärfsten Oracle-Konkurrenten SAP an die Spitze. Der für markige Worte berüchtigte Ellison kommentierte beide Personalentscheidungen ziemlich giftig.

In dem Industriespionage-Prozess, der am 1. November in Kalifornien beginnen soll, weist SAP weiterhin die Milliarden-Schadenersatzforderung von Oracle zurück. Die Walldorfer sehen den Schaden nach bisherigen Angaben eher bei einigen Dutzend Millionen Dollar.

(dpa)

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