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Spielkonsole

Ouya: Schwache Antwort auf PS4 und Xbox One

Neben Sony, Microsoft und Nintendo - den großen Drei der Videospielbranche - wollen sich dank Android auch einige andere Mitbewerber auf dem hart umkämpften Konsolenmarkt beweisen. Ouya ist der wohl interessanteste und zugleich erfolgreichste Vertreter. Die kleine Spielkonsole konnte

mehr als 8,5 Millionen US-Dollar einnehmen, einige Investoren haben nunrund 15 Millionen US-Dollarnachgeschossen.

Damit wurde die Entwicklung der Spielkonsole finanziert, an der zahlreiche bekannte Vertreter der Videospielbranche mitgearbeitet haben. Das klingt zunächst vielversprechend, doch ob die 99-Dollar-Konsole auch mit Wii U, PlayStation 4 und Xbox One mithalten kann, verrät der futurezone-Test.

Klein und hübsch
Nach dem Auspacken kommt die "kleine" Überraschung. Die Ouya selbst ist für eine Spielkonsole geradezu winzig. Sie ist 75 Millimeter breit sowie 82 Millimeter hoch und wiegt lediglich 300 Gramm. Zum Vergleich: die Playstation 4 soll knapp 2,8 Kilogramm wiegen. Somit ist die Ouya perfekt für einen kurzen Besuch bei Freunden geeignet. Das Gewicht hätte noch geringer sein können, denn Ouya hat fünf Gewichte am Gehäuseboden befestigt, um den Schwerpunkt nach unten zu verlagern.

Das Gehäuse selbst wirkt edel und kann mit einem Gehäuserahmen aus Aluminium punkten, auf dem lediglich das Ouya-Logo zu sehen ist. Das Aluminium hat auch zur Folge, dass das Gehäuse sehr warm im Betrieb wird. Da die Konsole ohnedies über den Controller gesteuert wird, dürfte das kaum jemanden auffallen. Möglichkeiten zur Befestigung an der Wand oder am Fernseher gibt es keine, die Konsole sollte daher möglichst wie von den Entwicklern gedacht verwendet werden. An der Unterseite gibt es Kühlschlitze, über die ein Lüfter dem Tegra 3-Chip frische Luft zuführt.

Die Anschlüsse der Ouya finden sich gesammelt an der Rückseite. Neben einem micro-USB-Anschluss und einer USB-Schnittstelle, finden sich auch ein HDMI- sowie ein Ethernet-Anschluss auf einer relativ kleinen Fläche. Eine weitere USB-Schnittstelle wäre durchaus wünschenswert gewesen, allerdings dürfte das auf den relativ geringen Eingangsstrom von 1,5 Ampere zurückzuführen sein. Wer eine zweite vollwertige USB-Schnittstelle benötigt, sollte einen micro-USB-Adapter kaufen, der bereits für wenige Euro erhältlich ist.

Die Konsole selbst wird über den Controller oder die Taste auf der Oberseite der Konsole eingeschaltet. Diese erfordert leichten Kraftaufwand und klickt deutlich, wenn sie betätigt wird. Zusätzlich dazu signalisiert die Ouya mit einem leuchtenden Logo auf der Taste, dass sie eingeschaltet ist. Audio-Feedback beim Ein- oder Ausschalten, wie bei anderen Konsolen üblich, gibt es nicht. Die Verarbeitung der Konsole ist sehr gut gelungen und fühlt sich dem Preis entsprechend an. Leider hat Ouya diese Qualitätsstandards nicht für das wohl wichtigste Element einer Spielkonsole aufrecht erhalten: der Controller.

Konsole hui, Controller pfui
Der Controller fühlt sich wie ein klassischer Prototyp an. Das mag zwar den Ansprüchen von Ouya genügen, viele Kickstarter-Kunden haben das allerdings bereits früh beanstandet. Zu Recht, denn das Konzept ist unausgegoren und weist einige Mängel auf. Zum Betrieb müssen zwei AA-Batterien eingesetzt werden, die im Lieferumfang enthalten sind. Diese heben das Gewicht des Controllers auf beachtliche 275 Gramm, ähnlich viel wie der aktuelle Xbox-360-Controller (265 Gramm), allerdings deutlich mehr als Sonys Dualshock-3-Controller (192 Gramm).

Vergleich mit einem PS3-Controller

Die Haptik ist gut, dennoch kann der vorwiegend aus Kunststoff bestehende Controller ein "billiges" Gefühl nicht abschütteln. Lediglich die Abdeckungen der beiden Griffhälften sind aus Aluminium gefertigt. Darunter verbirgt sich jeweils ein Schacht für eine AA-Batterie. So wird der Schwerpunkt auf den unteren Teil des Controllers gelegt, die Mitte ist nahezu hohl. Der Schwerpunkt liegt exakt auf den Handballen und ist für längeres Spielen durchaus angenehm.

Zwischen den Abdeckungen und dem Gehäuse ist ein recht großer Spalt zu sehen, da die Fixierung zu schwach ist. Um die Abdeckung einfach abnehmen zu können, hat Ouya einen eigentlich cleveren Mechanismus mit Magneten gebastelt, der allerdings die Abdeckung nicht ausreichend festhalten kann. Vor allem die Schlaufe, mit der die Batterien möglichst rasch entfernt werden sollen, wird trotz Aussparung des öfteren zwischen Gehäuse und Abdeckung eingeklemmt und gestaltet das Zusammensetzen mühsam.

Zwischen der Batterie-Abdeckung und dem Controller ist ein deutlicher Spalt.

Das Layout ist ident mit dem des Xbox-Controllers: zwei Analog-Sticks, ein D-Pad, vier Schultertasten sowie vier Knöpfe, die mit den Buchstaben des Konsolennamens bemalt wurden. Des weiteren findet sich zwischen D-Pad und rechten Analogstick eine Taste, mit der der Controller mit der Konsole verbunden werden kann. Der Xbox-Controller dürfte wohl eine derartig große Inspiration für die Ouya-Entwickler gewesen sein, dass diese sogar das Farblayout der Knöpfe übernommen haben.

Das D-Pad ist schwergängig und die Knöpfe sind in der Kickstarter-Edition berüchtigt dafür, dass sie bei zu schwerem Druck stecken bleiben. Dieses Problem soll allerdings bei der nun erhältlichen Version behoben sein.

Das Wii U-Syndrom
Wie bei

steht dem sofortigen Spielen eigentlich nur ein Update im Wege. Das Herunterladen soll mit lockeren Sprüchen, die unter dem langsam fortschreitenden Ladebalken eingeblendet werden, angenehmer gestaltet werden, im Endeffekt wünscht man sich jedoch nur eine genaue Angabe der Größe des Pakets sowie die verbleibende Zeit. So verkommt das Herunterladen zu einem scheinbar nicht enden wollenden Geduldsspiel.

Updates kamen in den vergangenen Wochen nahezu täglich, wohl in Vorbereitung auf den allgemeinen Verkaufsstart. So konnte es des öfteren auch passieren, dass nach einem erfolgreichen Update die Prozedur noch einmal durchgeführt werden musste. Der Download kann unverständlicherweise nicht im Hintergrund durchgeführt werden. Auch ein Changelog, in dem die wichtigsten Verbesserungen des Updates aufgeführt werden, sucht man vergeblich. Der Update-Prozess sollte stark verbessert werden, in der derzeitigen Form ist er zwar simpel, bietet aber keinerlei Informationen bis auf die Tatsache, dass ein Update existiert und dieses heruntergeladen werden sollte. Das frustriert bereits nach kurzer Zeit.

Android für Fernseher
Die Oberfläche der Ouya weckt vertraute Gefühle. Bereits beim Starten wird der Spieler von einer kurzen Sequenz mit dem Ouya-Logo sowie einem Chor, der den Namen des Unternehmens singt, begrüßt. Das dürfte vor allem erfahrenen Sega- und Playstation (One)-Spielern bekannt vorkommen. Die Oberfläche ist schlicht und simpel zu bedienen. Die Funktionen sind in vier Kategorien unterteilt, Make, Manage, Play und Discover.

Make ist vor allem für Entwickler interessant, die dort ihre verknüpften Apps, die sich noch in Entwicklung befinden, sowie weitere aktuelle Informationen abrufen können. Für den klassischen Nutzer findet sich dort die wohl einzige App, die kein Spiel ist: der Browser. Dieser basiert auf dem offiziellen Android-Browser, wurde jedoch um einige wichtige Funktionen beschnitten. So sind Downloads zwar möglich, der Nutzer erfährt jedoch nicht, wie weit fortgeschritten der Download ist. Das bedeutet, der Browser muss so lange geöffnet bleiben, wie der Download anhält. Auf die Downloads selbst kann man nur über Umwege zugreifen. Dazu sucht man das erweiterte Menü und den Unterpunkt Speicher auf. Dort lassen sich heruntergeladene Dateien anzeigen. Einen File-Explorer gibt es nicht, dieser muss über Umwege nachinstalliert werden. Unter Make finden sich auch die Apps, die außerhalb des Shops installiert wurden.

Manage umfasst hingegen alle Einstellungen und Update-Funktionen der Ouya. Dazu zählen neben WLAN-Verbindungen auch das Hinzufügen von Controllern. Auch auf die erweiterten Einstellungen hat man von hier aus Zugriff, diese sind allerdings nicht im Ouya-Stil gehalten sondern sind die klassischen Android-Einstellungen.

Die wohl wichtigsten Bereiche sind jedoch Play und Discover. Über Discover gelangt man in den Ouya Store, der derzeit zwar nur 198 Spiele umfasst, diese sind jedoch in unzählige Kategorien sowie sogenannte Playlists, die von Ouya-Entwicklern und bekannten Personen zusammengestellt wurden, unterteilt. Dabei fällt auch das durchaus clevere Geschäftsmodell der Ouya auf. Während es in anderen App-Stores kostenpflichtige Apps gibt, sind im Ouya Store grundsätzlich alle Spiele in der Basisversion kostenfrei. Das soll den Spielern eine Möglichkeit geben, sich einen Eindruck des Spiels zu verschaffen. Den Entwicklern steht jedoch frei, im Spiel selbst beliebige Kaufoptionen einzurichten. Das wurde teilweise recht clever gelöst, beispielsweise bietet die Quiz-App You Don`t Know Jack! standardmäßig nur einen Fragenkatalog von 20 Fragen, weitere Fragen können nachgekauft werden. In anderen Spielen sind bestimmte Funktionen wiederum auf virtuelle Währungen angewiesen, die nachgekauft werden können.

Intransparente Kaufmöglichkeiten
Das ist insbesondere bei Titeln wie Final Fantasy III verwunderlich, da Entwickler Square Enix auf Android vor allem mit Premium-Preisen für Aufsehen gesorgt hat. Auch The Bards Tale, Shadowgun und Chronoblade bieten zumindest einen guten Einblick vor dem Kauf. Dennoch wäre es wünschenswert, wenn in der Beschreibung des Spiels auch über die verfügbaren In-Game-Käufe informiert werden würde. Derzeit erhält man so zumindest die Möglichkeit, das Spiel vor dem Kauf zu testen, mögliche Kosten erfährt man jedoch nicht im Vorhinein.

Spielen vor dem Kauf ist bei einigen Ouya-Titeln ohnedies ratsam, denn obwohl viele davon bereits im Play Store verfügbar sind, kommt es dennoch des öfteren zu Abstürzen und anderen technischen Problemen. Vor allem Ruckler wirken bei einigen Titeln, deren grafische Qualität ohnedies schwach ist, lächerlich. Hier ist offenbar bei vielen Spielen noch Feinschliff erforderlich. Theoretisch unterstützt die Ouya Auflösungen bis 1080p sowie Stereo-3D. Bislang schöpft noch keiner der Titel diese Möglichkeiten voll aus.

Flotte Hardware
Technisch gibt es nur wenig zu beklagen, der Tegra-3-Quadcore-Prozessor mit 1,7 GHz sowie ein Gigabyte RAM reichen für alle aktuellen Titel aus, auch die Ladegeschwindigkeiten sind angemessen. Die Wiedergabe von 1080p-Videos verlief im Test problemlos, auch die Mediacenter-Software XBMC konnte im Test glänzen. Unglücklicherweise findet sich die App noch nicht im Ouya Store und kann nur über Umwege nachinstalliert werden. Die Entwickler von XBMC arbeiten aber bereits an einer angepassten App für die Ouya.

Zahlreiche Ouya-Nutzer beklagen sich auf Online-Foren darüber, dass es Probleme mit dem WLAN-Modul gibt. Diese Probleme ließen sich auch im Test beobachten, wobei es jedoch nie zu Verbindungsabbrüchen kam, sondern lediglich die Geschwindigkeit auf ein nahezu unbenutzbares Niveau abfiel. Insbesondere das Herunterladen von Spielen oder das Durchsuchen des Ouya Stores war zeitweise unmöglich. Über Ethernet traten diese Probleme hingegen nicht auf. Eines der Updates der vergangenen Woche behob die WLAN-Fehler.

Fazit - ein Fehlschlag mit Fortsetzung
Kann die Ouya im Wettbewerb mit Sony, Microsoft und Nintendo bestehen? Dahinter steht nach wie vor ein großes Fragezeichen, nach dem Status des aktuellen Modells muss die Frage wohl mit einem Nein beantwortet werden. Mehr als 60.000 Unterstützer hatten allein bei der Kickstarter-Kampagne ihr Vertrauen in die Ouya gesetzt und wurden nun zum Großteil enttäuscht oder müssen, wie auch einige futurezone-Leser, weiterhin auf ihre Konsole warten. Die Kommunikationspolitik von Ouya dürfte viele dieser Kunden für die Zukunft vergrault haben, da erscheint es

nahezu absurd, dass
erscheinen soll.

Ein Vergleich mit Playstation und Xbox ist ohnedies bereits aufgrund der deutlich niedrigeren Performance, die auf dem Niveau der Playstation-2-Generation liegt, absurd. Kickstarter-Unterstützer müssen dennoch nicht verzweifeln, denn das 99-Dollar-Modell verfolgt eine interessante App-Strategie, die zumindest für eine Weile Spielspaß ohne Kosten verspricht. Danach dürfte auf die eifrige Android-Community Verlass sein, die wohl alternative Software und ROMs für die offene Konsole liefern wird. So kann aus der betagten Spielkonsole schnell ein vollwertiges Mediacenter werden. Allen anderen sei an dieser Stelle für diese Aufgabe der Raspberry Pi ans Herz gelegt. Wer dennoch eine Android-Spielkonsole für sein Wohnzimmer sucht, sollte auf den günstigeren und kompakteren

oder dieGamePop von Bluestacks, die ein Flatrate-Modell für Spiele anbietet, warten.

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Modell:
Ouya
Prozessor:
1,7 GHz Quadcore (Nvidia Tegra 3)
RAM:
1 GB
Speicher:
8 GB intern
Betriebssystem:
Android 4.1.1
Anschlüsse/Extras:
USB, Micro-USB, HDMI (1.4, theoretisch bis 4K, derzeit nur 1080p maximal möglich), WLAN (b/g/n), Bluetooth 4.0, Ethernet (10/100 Mbit), HDMI-Kabel und Netzteil (12 V, 1,5 A Ausgang) mitgeliefert
Maße:
75 x 75 x 82 mm, 300 Gramm
Preis:
99,99 US-Dollar (49,99 US-Dollar für zusätzliche Controller)

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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