© Markus Kessler, futurezone

E-Reader-Test

Pocketbook Touch Lux 3 im Test: Solider Kindle-Konkurrent

Im deutschsprachigen Raum wird der E-Reader-Markt von Amazon und Tolino dominiert, die jeweils Markanteile rund um die 40 Prozent halten. Aber auch von den Platzhirschen abgesehen, gibt es Geräte, die durchaus hohen Ansprüchen gerecht werden. Das wären etwa Kobo, Bokeen oder eben Pocketbook. Die futurezone hat den Pocketbook Touch Lux 3, das meistverkaufte Gerät des in der Schweiz ansässigen Herstellers getestet.

Der E-Reader ist gut verarbeitet. Der 6 Zoll große kapazitive Touchscreen ist von einem Kunststoffgehäuse umrahmt. Auf der Vorderseite sind am unteren Ende des Gerätes "soft touch"-Tasten angebracht. Auch die gewölbte Rückseite des E-Readers ist in dem Material gehalten, dass den Fingern guten Halt bietet. Die Maße betragen 174,4 x 114,6 x 8,3 mm, das Gewicht 208 Gramm. Der 4 GB große Speicher, von dem 3,2 GB genutzt werden können, kann mit einer microSD-Karte erweitert werden.

Das Gerät verfügt über ein - mittlerweile bei Geräten in der Preisklasse um und über 100 Euro marktübliches - E-Ink Carta Display mit integrierter Beleuchtung, das mit 1024 x 758 Pixel oder 212 ppi auflöst und damit gegenüber vergleichbaren Geräten (Kindle Paperwhite, tolino shine HD 2), die 300 ppi aufweisen, etwas zurückfällt. Das ist aber allenfalls im direkten Vergleich zu bemerken. Sowohl Auflösung als auch Frontbeleuchtung sind im Gebrauch zufriedenstellend. Beim Pocketbook jedoch auffällig ist das vergleichsweise häufige Auftreten des Ghosting-Effekts, bei dem Schatten von vorher aufgerufenen Seiten im Hintergrund nachwirken. Wem das stört, der kann im Einstellungsmenü das Intervall für das vollständige Seitenupdate verkürzen. Standardmäßig sind fünf Seiten eingestellt.

Bedienung

Das Bedienkonzept unterscheidet sich in einigen Punkten von anderen Geräten, ist aber in sich stimmig. Vor- und Zurückblättern kann man mit Wischgesten, aber auch durch das Antippen des Bildschirms. Gegenüber anderen Systemen muss man dabei etwas umlernen. Den Vor- und Zurückgeblättert werden kann sowohl am linken als auch am rechten Rand des Bildschirms. Zum Vorblättern muss man dazu mittig an den rechten und linken Rand tippen, zurückgeblättert wird über das Antippen des rechten und linken unteren Bildschirmrandes. Das mag etwas verwirrend klingen, bietet aber klar Vorteile, wenn man das Gerät beim Lesen mit einer Hand hält.

Individuell belegbare Tasten

Anders als Amazon oder Tolino setzt Pocketbook neben dem Touchscreen aber auch auf - gut sichtbare - Tasten, die am unteren Ende des Geräts angebracht sind und sich farblich und durch das verwendete Material vom Gehäuse abheben. Standardmäßig sind dies ein Home- und ein Menübutton sowie jeweils ein Button zum Vor- und Zurückblättern. Die Tasten können individuell belegt werden und bieten einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert, wenn es darum geht, häufig genutzte Funktionen schnell aufzurufen.

Etwas gewöhnungsbedürftig sind die Notizfunktionen. Notizen können entweder über das längere Antippen eines Wortes oder über das Aufrufen der Funktion Notiz aus dem Kontextmenü und das anschließende Antippen des Wortes angebracht werden. Der Funktionsumfang ist jedoch je nach dem gewählten Weg unterschiedlich, was etwas verwirrt. Beim Aufrufen über das Menü ist der Funktionsumfang größer, so können etwa auch Screenshots angefertigt werden.

Über das längere Antippen eines Wortes können auch Wortdefinition nachgeschlagen und Wörterbücher aufgerufen werden. Über das feste Ziehen des Fingers über Wörter können diese markiert werden.

Beim Öffnen von Büchern oder beim Aufrufen von Funktionen kam es während des Tests vereinzelt zu etwas längeren Wartezeiten. Im Großen und Ganzen ging die Bedienung aber flüssig von statten.

Vielzahl an Formaten

Die Zahl der unterstützten Formate ist üppig. Konkret sind dies: EPUB DRM, EPUB, PDF DRM, PDF, FB2, FB2.ZIP, TXT, DJVU, HTM, HTML, DOC, DOCX, RTF, CHM, TCR, PRC (MOBI) sowie die vier Grafikformate JPEG, BMP, PNG und TIFF. Zum Lesen kopiergeschützter EPUB-Files ist eine Adobe ID notwendig.

Eine Stärke des E-Readers liegt in der Darstellung von PDFs. Das Format ist auf E-Book-Lesegeräten üblicherweise eine leidige Angelegenheit. Pocketbook bietet über das Kontextmenü vier Lesemodi und eine Zoom-Funktion an, mit denen PDF-Files unkompliziert an den 6-Zoll-Bildschirm (kleinen Bildschirm) angepasst werden können.

Clouddienst mit Tücken

Seit rund einem halben Jahr bietet Pocketbook auch einen angeschlossenen Clouddienst an, die Pocketbook Cloud. Sie erlaubt es - wie die Ökosysteme anderer Anbieter auch - Inhalte über verschiedene Geräte hinweg zu synchronisieren. Dazu werden auch Apps für iOS und Android angeboten. Im futurezone-Test kam es beim Aktivieren des Cloud-Dienstes jedoch zu Problemen.

Zunächst scheiterte die Anmeldung. Das könnte jedoch daran liegen, dass im Testgerät zwei unterschiedliche E-Book-Händler angegeben waren. In jedem Fall ist es aber umständlich, dass die Gerätenummer des E-Readers in dem mit dem Gerät verbundenen Shop hinterlegt werden muss, um den Clouddienst zu aktivieren. Unterstützt werden alle auf dem Gerät lesbaren Formate. Synchronisiert werden jedoch nur Dateien im EPUB- und PDF-Format.

Das Gerät kann auch mit einem Dropbox-Account verbunden werden. Im futurezone-Test hat das aber trotz mehrmaliger Versuche nicht geklappt. Zum Teilen von Inhalten und Empfehlen von Büchern über social media ist die App ReadRate installiert.

Bücher können über einen voreingestellten E-Book-Shop, aber auch aus anderen Quellen aus dem Web - ein Browser ist am Gerät vorhanden - bezogen werden. Angeboten wird auch die Funktion Send-to-Pocketbook mit der Dateien über eine E-Mail auf den E-Reader gespielt werden können.

Vorinstalliert sind auch ein RSS-Reader, ein Fotoalbum, Taschenrechner, ein Kalender samt Uhrzeit, das Zeichenprogramm Scribble sowie einige Spiele, darunter Schach und Soduku.

Fazit

Pocketbook bietet eine ernst zu nehmende Alternative zum Kindle Paperwhite und zum Tolino shine HD. Das Gerät ist im Fachhandel ab 99 Euro zu haben. Der tolino shine 2 HD und der Kindle Paperwhite - allerdings mit Werbung - kosten genau so viel. Kindle und tolino bieten mit 300 ppi ganz klar die bessere Auflösung (Pocketbook: 220 ppi). Der Pocketbook touch Lux 3 punktet dafür bei der Darstellung von PDFs.

Wer sich schon an das Kindle-System gewöhnt hat, wird wohl bei Amazon bleiben, zumal gekaufte Bücher im azw-Format sich auf anderen Geräten nicht lesen lassen. Wer sie in ein anderes Format umwandeln will, muss beim Gros der E-Books erst den Kopierschutz überwinden.

Vom tolino Shine 2 HD unterscheidet sich der Touch Lux 3 durch die integrierten, frei belegbaren Tasten und durch ein breites Bouquet an unterstützten Formaten und Zusatzfeatures, wie etwa Spiele, Kalender und RSS-Reader. Letztlich ist die Wahl wohl Geschmackssache.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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