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Test

Razer Ouroboros: Spielemaus mit Lego-Charme

Gute Gaming-Mäuse, die sowohl per Kabel als auch kabellos genutzt werden können, sind selten. Solche, die auch für Linkshänder geeignet sind, sind noch seltener. Und schränkt man die Auswahl dann auch noch auf Mäuse ein, die in ihrer Länge verstellbar sind und wechselbare Seitenteile haben, landet man bei der Ouroboros. Die futurezone hat das aktuelle Spitzenmodell des Gaming-Zubehörherstellers Razer getestet.

Design
Die Ouroboros (129 Euro UVP) hat für Razer-Verhältnisse ein aggressives Design. Sie ist eckiger und das Gehäuse an den Enden spitzer, als etwa bei der Razer Naga, Mamba und DeathAdder. Razer-typisch ist die gespaltene Front, in der zwischen linker und rechter Maustaste das Mausrad eingelassen ist.

Der Großteil des Gehäuses ist in mattem Anthrazit gehalten. Der mittige Korpus inklusive der DPI-Tasten ist schimmernd Grau gesprenkelt, was nicht ganz zum sonst hochwertigen Look der Maus passt. Auch das Silber der je zwei Daumentasten links und rechts sieht zu sehr nach Plastik aus. Hier hätte Razer den Farbton der Chrom-farbenen Zierleiste am unteren Gehäuserand nehmen sollen.

Länge und Winkel
Das Anthrazit-farbene Gehäuse und die linke und rechte Maustaste sind angeraut und bieten einen hervorragenden Halt. Das allein macht die Ouroboros natürlich nicht besonders. Drückt man eine Taste an der Unterseite, kann der Mausrücken samt Handauflage hinausgezogen und damit die Länge der Maus verstellt werden.

Zwischen der Taste befindet sich ein Drehrad. Mit diesem kann der Winkel der Handauflage verändert werden. Die Kombination aus Länge und Winkel macht die Ouroboros für die gängigen Haltearten „Fingertip" (Maus wird nur mit den Fingerspitzen geführt), „Claw" (Maus wird mit den Fingerspitzen und Teilen der Handfläche geführt) und „Palm" (Finger und Handfläche liegen flach an der Maus an) geeignet.

Der Nachteil der Flexibilität ist, dass zwischen den Maustasten und der Handauflage ein großer Spalt entsteht, wenn die Handauflage hinausgezogen wird. Wirklich negativ fällt der Spalt aber nur auf, wenn man den Claw-Griff anwendet, die Handauflage nur halb rauszieht und den Winkel höher stellt. Dann kann es nämlich passieren, dass man mit dem Ringfinger gelegentlich die scharfen Kanten der Handauflage streift.

Seitenflächen
Eine weitere Anpassungsmöglichkeit bieten die Seitenflächen. Diese werden mit je drei magnetischen Stiften sicher in Position gehalten und lassen sich blitzschnell wechseln. Die Standard-Seitenteile sind gummiert und haben nach hinten hin einen erhobenen Rand, um den Daumen Halt zu geben.

Das zweite Paar Seitenteile hat eine zusätzliche Fläche. Diese Flächen sind spitz zulaufend und verleihen der Maus den Charme eines klingonischen Dolchs oder Cylon Raiders – je nachdem welchem Science-Fiction-Universum man mehr zugetan ist. Der Daumen und kleine Finger können an der zusätzlichen Fläche am Rand der Maus abgelegt werden, ähnlich wie bei der SteelSeries WoW MMO Mouse.

Die Flügel-Seitenteile eignen sich vor allem für Palm-Griff-Spieler. Für Fingertip und Claw sind sie eher weniger geeignet, da hier die Fingerspitzen sowieso an den Seiten der Maus aufliegen. Zudem wird durch die Flügel-Seitenteile die Kontaktfläche der Maus zum Untergrund nahezu verdoppelt, weshalb sie weniger gleitfreudig ist. Beim Palm-Griff stört dies kaum, da üblicherweise der Arm zum Bewegen der Maus mitbewegt wird und dadurch genug Kraftreserven vorhanden sind. Bei Claw wird eher das Handgelenk beansprucht. Hier will man die nötigen Bewegungen so gering wie möglich und deshalb die Gleiteigenschaften so gut wie möglich halten.

Natürlich können die Seitenteile auch kombiniert werden. Im Test stellte sich die Kombination aus normaler Seitenfläche links und Flügel-Seitenfläche rechts als durchaus angenehm für Rechtshänder heraus.

Schieberegler zum Sperren der Seitentasten

Klick- und sperrbar
Die zwei Seitenteile sind gleichzeitig auch noch klickbare Tasten. Dadurch gibt es auf der linken und rechten Seite nicht nur die je zwei silbernen Tasten, sondern insgesamt drei Tasten. Diese Bonustasten sind aber sehr schwer zu drücken und haben einen deutlichen Leerlauf, bevor der eigentliche Druckpunkt erreicht ist.

Die Tasten sind so schwer zu drücken, dass man dabei beim Claw- und Palm-Griff die Handauflage zum Knirschen bringt. Hat man wirklich vor, diese Tasten zu nutzen, sollte man eher selten beanspruchte Funktionen, wie etwa das Öffnen eines Menüs, darauf legen.

Ungut ist, dass die silbernen Seitentasten mit dieser großen Seitentaste verbunden sind und dadurch mehr nachgeben als sie sollten. An der Unterseite der Maus gibt es zwei Schieberegler, die die großen Seitentasten mechanisch sperren. Ist die Taste gesperrt, geben die silbernen Tasten weniger nach, sind aber immer noch etwas zu schwammig für eine Gaming-Maus dieser Preisklasse.

Flügel-Seitenteil

Klickgefühl
Ganz anders sieht das an der Front aus. Die überlangen linken und rechten Maustasten sind hervorragend. Sie sind sehr leichtgängig, der geringe Widerstand ist in der oberen Hälfte nahezu gleichbleibend. Bis zur Höhe der oberen DPI-Taste können die beiden Maustasten noch geklickt werden. An diesem Punkt ist es zwar schon deutlich schwerer als in der oberen Hälfte, aber dennoch ergibt das eine klickbare Maustasten-Länge von gut 5 cm.

Das Mausrad gehört zum Besten, was die Welt der Spiele-Mäuse derzeit zu bieten hat. Es ist nicht zu leicht und nicht zu schwergängig, gummiert und horizontal in regelmäßigen Abständen genoppt. Es fällt sehr leicht, eine präzise Anzahl an Drehungen zu machen und auch das schnelle Zurücklegen längerer Mausrad-Strecken ist problemlos möglich. Lediglich das Klicken des Mausrads hätte etwas leichter ausfallen können.

Ein wenig besser hätten auch die DPI-Tasten sein können, die hinter dem Mausrad zwischen der linken und rechten Maustaste platziert sind. Sie sind zwar nicht so schwammig wie die silbernen seitlichen Tasten, dafür hat man bei der oberen DPI-Taste bei jedem Klick das Gefühl, dass sie demnächst hängenbleiben wird – was im Test aber nie passiert ist. Die DPI-Tasten wird man aber ohnehin eher selten benötigen.

Akku

Einrichten
Bevor die Ouroboros in Betrieb genommen werden kann, nimmt man die Handauflage komplett ab und setzt den mitgelieferten AA-Akku ein. Die Docking Station ist gleichzeitig Ladegerät als auch Sender für den kabellosen Betrieb. Sie wird per USB 2.0 an den Computer angeschlossen.

Zum Syncen müssen gleichzeitig die Taste an der Docking Station, als auch die vier Seitentasten der Maus gedrückt werden, was etwas umständlich ist. Auch das Einschalten der Maus ist nicht besonders intuitiv: Dazu werden die zwei DPI-Tasten für drei Sekunden gedrückt gelassen. Zum Ausschalten muss man die zwei Tasten fünf Sekunden gedrückt lassen.

Die Maus kann auch ohne die Razer Software benutzt werden. Dann lassen sich aber viele Einstellungen, wie individuelle Belegung der Tasten, die durchschaltbaren DPI-Abtastraten und die Helligkeit der Beleuchtung nicht justieren. Beim erstmaligen Öffnen der Software muss man online sein, um ein Razer-Profil zu erstellen – sofern die Razer-Server gerade erreichbar sind. Die Idee ist, dass die Maus auf fremden Rechnern genutzt werden kann und ein Einloggen in der Software reicht, um alle Einstellungen zu übernehmen. In der Praxis wird dies wohl kaum vorkommen, weshalb selbst der einmalige Online-Zwang nicht gerechtfertigt scheint.

Leistung
Die Ouroboros zerstört nahezu alle Vorurteile, die man als Spieler gegen kabellose Mäuse haben kann. Die Maus reagiert präzise und verzögerungsfrei, sowohl in niedrigen als auch hohen DPI-Abtastraten bei verschiedenen Mauspads und auf hölzernen Schreibtisch-Oberflächen. Hebt man die Maus etwa einen Millimeter von der Oberfläche ab, wird verlässlich der Sensor für die Bewegung gesperrt – so werden ungewollte Cursorbewegungen verhindert, wenn man die Maus neu am Mauspad positioniert.

In der Software kann die Abtastrate von 100 bis 8200 DPI eingestellt werden. Man kann bis zu fünf Stufen vorbestimmen, die dann mit den DPI-Tasten an der Maus durchgeschaltet werden. Die maximale Polling Rate, also wie oft die Position der Maus abgefragt wird, beträgt 1.000 Hz. Die Mausbeschleunigung kann in den Stufen 0 bis 10 eingestellt werden.

Im Test hat der optionale Scan der Mauspad-Oberfläche, der in der Software möglich ist, nicht funktioniert. Bei drei getesteten Mauspads verhielt sich die Ouroboros ungenau und sprunghaft, obwohl der Scan eigentlich die Präzision verbessern sollte. In der Standardeinstellung gab es keine Probleme.

Wirklich störend ist, dass beim Wechsel der Abtastrate mittels der zwei DPI-Tasten der Cursor für gut eineinhalb Sekunden einfriert. Das ist inakzeptabel für eine Gaming-Maus. Will man in schnellen Shootern etwa die DPI zum Snipen ändern, kann der Cursor-Freeze zum virtuellen Ableben führen, weil man den plötzlich auftauchenden Gegner nicht anvisieren kann.

Akkuanzeige

Akkulaufzeit
Razer gibt die Laufzeit der Ouroboros mit zwölf Stunden an – realistisch sind acht bis zehn Stunden. Auf jeden Fall sollte in der Software die Standby-Funktion aktiviert werden: Wird die Maus für ein paar Minuten nicht bewegt, schaltet sie in den stromsparenden Standby-Modus – bewegt man sie, ist sie wieder aktiviert.

Im Test wurde die Standby-Funktion nicht aktiviert, wenn die Ouroboros in die Ladestation gesteckt wurde. Steckt man sie in die Station und fährt danach den Rechner runter, kann es sein, dass die Maus am nächsten Tag keine Energie mehr hat, weil sie die ganze Nacht im normalen Betriebsmodus war.

Ist die Maus einmal auf der Docking Station, wird sie magnetisch in der Ladeposition gehalten. Die Docking Station hat eine rutschhemmende Unterseite, die geradezu am Schreibtisch klebt und die Station verlässlich auf dem gewünschten Platz hält. Anfangs ist es noch etwas schwierig die korrekte Andock-Position zu finden, weshalb man mit der Maus schon mal über die erhobenen Kontakte der Docking Station schrammt. Diese sind zwar gefedert und geben nach, dennoch hat man ein eher mulmiges Gefühl, wenn Metallstäbchen an der Unterseite einer teuren Gaming-Maus reiben.

Docking Station mit Maus

Am Kabel
Der Akku ist innerhalb von vier Stunden vollständig geladen. Der Ladezustand wird anhand von drei grün leuchtenden Balken an der Maus angezeigt. Will man die Maus gleich benutzen, kann man das geflochtene Micro-USB-Kabel der Docking Station direkt an die Ouroboros anstecken. Der Micro-USB-Anschluss hat kleine Führungsschienen und rastet dadurch verlässlich in der Maus ein. Ein unbeabsichtigtes Herausreißen des Kabels beim Spielen ist nahezu unmöglich.

Im Kabel-Modus ist die Ouroboros weniger gleitfreudig, aber dank des geflochtenen Kabels noch annehmbar einsetzbar. Angesteckt wird man die Maus aber ohnehin nur im Notfall verwenden, denn gute Gaming-Kabel-Mäuse könnte man auch schon deutlich günstiger bekommen.

Schwergewicht
Die Ouroboros widersetzt sich zwei gängigen Gaming-Maus-Trends. So verzichtet sie auf Gewichte, mit denen die Schwere der Maus an die persönliche Vorliebe angepasst werden kann. Einlegbare Gewichte würden bei der Ouroboros aber ohnehin nur wenig Sinn machen, da sie mit gut 135 Gramm bereits recht schwer ist. Leichter wird sie nur, wenn man die Seitenteile komplett weg lässt oder den Akku raus nimmt. Ohne Akku ist zwar das Gewicht deutlich angenehmer, aber der Betrieb im Kabel-Modus verpflichtend.

Auch bei der Beleuchtung widersetzt sich die Ouroboros den Trends. Die Farbe der Beleuchtung ist nicht einstellbar, lediglich die Helligkeit des grünes Lichts kann in der Software, für den Akku-Modus und Kabel-Modus, justiert werden. Während die fehlende Farbwahl kein allzu großer Verlust ist, geht eine Anzeige für die aktuelle DPI-Einstellung ab. An der Maus gibt es keinen Indikator der verrät, welche der bis zu fünf einstellbaren DPI-Stufen gerade aktiv ist.

Alternativ kann der „On the Fly"-Modus benutzt werden. Belegt man eine Taste mit dieser Funktion, wird ein Balken eingeblendet, solange man sie gedrückt lässt. Durch das Drehen des Mausrads kann jetzt die Abtastrate eingestellt werden.

Fazit
Trotz der zahlreichen Anpassungsmöglichkeiten ist die Razer Ouroboros nicht für jeden Spieler geeignet. Das liegt an dem Spalt zwischen den vorderen Maustasten und der Handauflage, die etwas scharfen Kanten der Handauflage und dem hohen Gewicht der Maus. Hinzu kommt noch der (einmalige) Online-Zwang für die Software und der Cursor-Freeze beim Wechseln der DPI-Stufe.

Deshalb dürfte die Ouroboros vor allem für Linkshänder interessant sein, die bisher noch keine kabellose Gaming-Maus gefunden haben, die eine für sie optimale Form haben. Rechtshänder haben hier mehr Auswahl und können leicht eine ergonomisch gute Gaming-Maus finden, die weniger als 129 Euro kostet.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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