© Gerald Reischl

Hands-On

Samsungs Flaggschiff Galaxy S4 im Kurztest

Der Unterschied zwischen dem Vorgänger und dem Nachfolger ist nur aus der Nähe auszumachen; zu klein sind die Erneuerungen bei Samsungs neuem Galaxy S4. Es greift sich ein wenig besser an, weil die Rundungen des S3 ein wenig begradigt wurden und es dadurch kompakter ist. Der Aluminiumrahmen lässt das S4 hochwertig wirken. Da es nur ein "Streifen" und kein komplettes Aluminium-Gehäuse ist, ist das S4 nicht übermäßig rutschig, sondern durchaus griffig.

Dass der Bildschirm jetzt um 8 mm in der Diagonale größer geworden ist, sieht man eigentlich erst dann, wenn man S3 und S4 nebeneinander legt, da der weiße bzw. schwarze Rahmen um einen Hauch schmäler geworden ist. Beim Halten in der Hand merkt man wenig Unterschiede. Wer mit dem S3 zu recht gekommen ist, wird sich auch beim S4 nicht verkrampfen müssen. Die Home-Taste an der Vorderseite ist etwas runder geworden, die Ein- und Ausschalt- sowie die Lautstärken-Taste an der Seite etwas größer und die Front-Kamera ist zum Außenrand gerutscht.

Kunstoffgehäuse
Das Gehäuse ist aus Kunststoff, genau genommen Kohlefaser. Es greift sich gut an, auch die Rückseite mit der etwas strukturierten Abdeckplatte. An der Vorderseite hinterlässt das Gerät aber diese typischen Fingertapser, beim Fotografieren des S4 musste man ständig die Fingerabdrücke wegwischen.

Gestochen scharf
Das FullHD-Display ist gestochen scharf, die Kontraste kräftig und die Farben leuchtend. Wenn man ein S3 zum Vergleich daneben legt, sieht man, dass der Super-AMOLED-FullHD-Screen noch intensiver ist, obwohl Samsung mit dem Display beim S3 schon gut unterwegs war. Die drei Kurzvideos und die im Gerät abgespeicherten Test-Fotos wirken punkto Farbe kräftig und natürlich.

Technisch top
Der Wechsel von einer Anwendung zur nächsten war flüssig möglich – das Kurztest-S4 lief mit Android „Jelly Bean" 4.2.2. und hatte einen Qualcomm Snapdragon 1,9 GHz Quad-Core (für den US-Markt) an Bord. In die Geräte für Europa kommt der Samsung Exynos 5 1,6 GHz Octa-Core.

Technisch scheint das S4 völlig ausgereift und „ready for the market" zu sein. Wie sich das Gerät in den diversen LTE-Netzen verhält, konnte nicht angetestet werden. Die 13-Megapixel-Kamera machte – zumindest in der Radio Music Hall – gute Bilder; auch ohne Blitz. Die 2-MP-Front-Kamera lieferte ebenfalls gute Bilder ab. Um aber die Kameras wirklich fundiert beurteilen zu können, hätte man sie auch im Freien und bei verschiedenen Lichtsituationen testen müssen – was mit den an einem Sicherheitsband angehängten S4-Modellen nicht möglich war.

Viele neue Features
Doch die großen Änderungen spielen sich bei den Funktionen ab. Beim S3 hatte Samsung im Mai 2012 S-Voice, seine Konkurrenz zu Apples Siri, vorgestellt und diese Funktion in den vergangenen Monaten verbessert. Der S-Translator, der Text in Sprache bzw. auch Sprache in Text übersetzen kann, funktionierte einwandfrei – was ob des Umgebungslärms in der Halle keine Selbstverständlichkeit ist. Mehrere Sätze wie etwa „wie komme ich zum Flughafen JFK" oder auch „wo kommen Sie her" bzw. „können Sie mir sagen wo die nächste U-Bahn ist" wurden verstanden und übersetzt.

Mit S-Voice verspricht Samsung auch, nicht nur das Navi steuern, sondern während einer Autofahrt auch auf E-Mails antworten zu können. Diesen Test wird die futurezone sobald es möglich ist und ein Serienmodell zur Verfügung steht, nachholen.

Foto-Spielereien
Auch die Kamerafunktionen wurden erweitert – einiges haben bereits Smartphones von Konkurrenten an Bord, dennoch sind die neuen Features zum Teil witzig und – ganz wichtig – sie funktionieren auch. So die „Bild-in-Bild“-Funktion („Dual-Camera“), bei der der Fotograf im selbst aufgenommenen Foto eingeblendet ist – wie der Rahmen aussieht, kann man selbst auswählen. Witzig ist auch, dass man Fotos mit einem Soundfile ergänzen kann. Anwendungsbeispiele für die Funktion „Sound & Shot“ könnten etwa ein Babyfoto sein, mit dem man den ersten Schrei des Kindes mitschickt. Auch die Zeitraffer-Funktion („Drama-Shot“) ist eine nette Spielerei.

Biometrisches System
Eine „Hat-funktioniert-Rate“ von 50:50 hatte die Funktion „Smart Pause“ - schaut man sich ein Video an und blickt weg, stoppt der Film. Er soll erst dann wieder weiterlaufen, wenn man wieder auf den Bildschirm schaut. Bei einem S4 hat Smart-Pause funktioniert, bei einem anderen nicht (ja, die Einstellung war aktiviert). Vielleicht lag es daran, dass die Lichtsituation mit den vielen Lichtkegeln das System in einem Galaxy S4 irritierte.

Von der Idee her gut, aber noch unausgereift ist die Funktion „Smart Scroll“. Blickt man auf das Display und kippt das Handy leicht nach oben oder unten, soll in die entsprechende Richtung gescrollt werden. Im Test scrollte das S4 zwar, allerdings passierte das nicht immer zuverlässig - hier sollte Samsung nachbessern.

Auch die Funktionen „Air View“ bzw. „Air Gesture“ liefen nicht problemlos. Das Scrollen durch die Fotobibliothek, ohne den Bildschirm mit dem Finger zu berühren, hat funktioniert. Mit den Wischgesten der Hand hatte das S4 allerdings so seine Probleme.

Eindruck
Technisch gesehen ist das S4 top. Wer Spielereien sucht und das Smartphone auch gerne zum Fotografieren verwendet, wird Freude am S4 haben. Und für jene, die Fans von Sprachsteuerung, Spracherkennung und Biometrie sind, ist das S4 ebenfalls eine Option.

Wem das S3 aufgrund seines Kunststoff-Gehäuses nicht hochwertig genug vorkam, wird auch mit dem S4 nicht gänzlich glücklich werden. Zwar handelt es sich hier um ein Kohlefaser-Gehäuse, aber Samsung würde sich einen Gefallen tun, vielleicht beim nächsten Modell andere Materialien zu probieren.

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