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Test

Smartphone LG Optimus Black: Hauptsache hell

Das Design des Optimus Black (UVP 449 Euro) ist bewusst zurückhaltend. Die Front ist komplett verglast, der Lautsprecher in einem winzigen Schlitz an der Oberseite versteckt. Das LG-Logo und die vier Softtouch-Tasten sind in Grau gehalten – nur das Nexus S kriegt den „Stealth“-Look noch besser hin.

Die Rückseite, die zum Akku-Einlegen komplett abgenommen wird, besteht aus Plastik, was einem zusammen mit dem Gewicht von 109 Gramm beim ersten Hochheben zweifeln lässt, ob man ein Smartphone oder bloß einen Dummy in der Hand hat. An der linken und rechten Seite ist die Akku-Abdeckung leicht abgerundet, wodurch das Handy stabiler in der Hand liegen soll. Eine Abrundung hätte allerdings auch dem Rand der Abdeckung gut getan. Dieser ist an einigen Stellen etwas zu scharf ausgefallen. Auch an der Vorderseite gibt es, rund um das Glas, einen dünnen, erhobenen Rand. Bei Telefonaten von über fünf Minuten beginnt dieser unangenehm am Ohr zu drücken. Positiv für Träger enger Hosen hingegen ist die schlanke Linie des Optimus Black: Mit 9,6mm Dicke reiht es sich knapp hinter dem iPhone 4 (9,3mm) ein.

Display
Das Alleinstellungsmerkmal des Optimus Black ist das NOVA-Display. Der Touchscreen hat zwar die übliche Smartphone-Auflösung von 800x480 Pixel, ist aber besonders hell. Dabei handelt es sich nicht um leere Marketing-Versprechung: Das Optimus Black ist wahrscheinlich das erste Handy, dass bei maximaler Helligkeit auch bei direkten, prallen Sonnenlicht noch gut lesbar ist. Natürlich werden auch hier die Farben blasser, aber im Vergleich zum Retina-Display des iPhone 4 oder dem Super-AMOLED-Plus-Display des Samsung Galaxy SII ist es das NOVA-Display eine Offenbarung. Das gilt sowohl für Text, als auch Bilder und Videos. Mit Spiegelungen und Schmierern hat man aber nach wie vor zu kämpfen.

Im direkten Vergleich mit anderen Handys sieht man, dass das Display einen ganz leichten Gelbstich hat, während das iPhone 4 etwa eher ins Bläuliche geht. Ändert man den Betrachtungswinkel beim Optimus Black, werden die Farben mehr verfälscht als beim iPhone 4 oder Galaxy SII. Da man aber ohnehin meist frontal auf das Handy schaut, fällt das nicht weiter störend auf.

Laufzeit
Das NOVA-Display soll laut LG sparsamer als andere Display-Technologien sein. Das trifft aber nur zu, wenn die Helligkeit des Displays auf einen Wert im unteren Drittel eingestellt wird. In den hohen Helligkeitsstufen ist kaum ein Unterschied zu anderen Android-Smartphones zu bemerken – trotz 1500mAh-Akku muss das Black meist täglich an die Steckdose.

Um die Laufzeit bei der automatischen Helligkeitseinstellung zu erhöhen, hat LG dem Black einen übersensiblen Lichtsensor spendiert. So reichen schon minimale Lichtänderungen für eine halbe Sekunde aus, damit sich die Display-Helligkeit umstellt. Einmal das Handy, etwa beim Gehen, leicht zur Seite geneigt und schon ändert sich die Helligkeit, nur um sich eine halbe Sekunde später wieder zu ändern. Ab und zu „blinkt“ das Black so, auch wenn es einfach nur am Tisch liegt – ohne, dass die Sonne hinter Wolken verschwindet oder man das Licht im Zimmer ein- oder ausschaltet.

Software
Als Betriebssystem nutzt das Black Android 2.2. Ein Upgrade auf 2.3 ist laut LG angedacht. Im Vergleich zum Optimus Speed wurde etwas nachgebessert. So läuft das Black etwas stabiler, ein paar Bugs wurden behoben aber es sind auch neue hinzugekommen. So lässt sich zwar beim vorinstallierten Wetter-Widget ein automatisches Aktualisierungs-Intervall einstellen, nur hält sich das Widget nicht daran. Beim vorinstallierten Kalender-Widget ist es nicht möglich, andere Kalender am Homescreen anzeigen zu lassen, als in der Kalender-App. Befindet man sich im App-Menü, kommt man per Berührung auf die „Privat“-Schaltfläche zurück zum Homescreen. Warum diese Privat heißt, ist nicht ganz klar. In der Notification Bar sind wieder die Steuerelemente für den Musikplayer fix verankert – ein Entfernen dieser Schaltflächen ist nicht vorgesehen.

Das Optimus Black unterstützt, neben den üblichen Datenstandards wie WLAN und Bluetooth auch Wi-Fi Direct. Ähnlich wie bei Bluetooth können zwei Geräte, die Wi-Fi Direct unterstützen, direkt Daten über WLAN austauschen, ohne, dass ein Router dazwischen geschaltet werden muss.

Leistung
Zwar werden Apps annehmbar schnell geladen und auch das Browsen auf Websites mit Flash-Inhalten ist akzeptabel aber dennoch strahlt das Black eine gewisse Trägheit aus. Die Animationen sind langsamer als bei anderen, aktuellen Android-Singlecore-Handys, wie etwa dem HTC Desire S. Beim Wechseln der Homescreens sieht das ruckelig aus, auch das Scrollen durch Nachrichten oder Kalender-Einträge ruckelt manchmal. Beim Wechseln der Monats- auf die Terminansicht im Kalender-Widget vergeht gut eine Sekunde. Auch Zwischen Betätigen der Standby-Taste und dem Angehen des Displays ist eine Sekunde Verzögerung. Klingt nicht viel, lässt das Black im Vergleich zu anderen Smartphones aber träge wirken.

Störend ist, dass LG beim Optimus Black keine LED-Benachrichtigungsleuchte verbaut hat. Hier muss man sich mit Apps wie NoLED helfen. Als kleine Entschädigung gibt’s Lichtspiele bei den Softtouch-Tasten. Drückt man eine davon, leuchtet diese kurz Blau auf, während die Restlichen in Weiß erstrahlen.

Gemischte Gefühle löst die 5-Megapixel-Kamera aus. Die Bilder sehen bei guten Lichtverhältnissen auch nett aus – manchmal etwas blass aber mit guter Schärfe. Auch der LED-Blitz ist ausreichend hell für ein Smartphone. Dafür dauert es aber, von Betätigen des Auslösers am Touchscreen bis zum fertigen Bild, rund drei Sekunden. Die Videos in 720p können nicht überzeugen. Der Autofokus ist nicht konstant und bei Schwenks sind im Video deutliche Sprünge zu sehen.

Die G-Taste
Ein wenig anders als die restliche Android-Masse macht das Black die „G-Taste“. Dieser Knopf befindet sich am linken Gehäuserand und aktiviert verschiedene Bewegungssteuerungen. Lässt man die G-Taste gedrückt und kippt das Handy leicht nach links oder rechts, scrollt man durch die Homescreens oder durch Bildordner in der Galerie. Befindet man sich im Lockscreen, drückt die G-Taste und schüttelt das Handy, öffnet sich die Kamera-App. Auf dieselbe Art kann man auch auflegen. Praktikabel ist die Schüttelei nicht aber als Gag reicht’s.

Fazit
Man muss schon ein echter Sonnenanbeter sein, um das Optimus Black schätzen zu wissen. Denn abgesehen vom NOVA-Display bietet das Smartphone kaum Highlights und kann in Sachen Benutzerkomfort und Geschwindigkeit nicht mit anderen Android-Smartphones, wie etwa dem HTC Incredible S oder SonyEricsson Arc, mithalten.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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