Die Bedienung des Helmes erfolgt am Gerät über unten liegende Steuerelemente.
Die Bedienung des Helmes erfolgt am Gerät über unten liegende Steuerelemente.
© Gregor Gruber

Test

Sony HMZ-T2 im Test: 3D-Heimkinohelm die Zweite

Das Grundprinzip des HMZ-T2 ist ident mit dem des HMZ-T1, den die futurezone Anfang des Jahres testen konnte. Das System besteht aus zwei Komponenten: dem Helm (Sonys offizielle Bezeichnung lautet „persönlicher 3D Viewer") und einer kleinen Box. An die Box wird per HDMI das Gerät angesteckt, so als würde man es am Flat-TV anschließen. Prinzipiell kann jedes Gerät mit HDMI-Ausgang genutzt werden – von der Konsole über den Blu-Ray-Player bis zum digitalen TV-Receiver.

Die Box hat auch einen HDMI-Ausgang, um das Signal durchzuschleifen. So kann man etwa die PS3 ganz normal am Flat-TV nutzen und bei Bedarf, etwa wenn die Lebensgefährtin auf dem Flat-TV das Supertalent schauen will, den HMZ-T2 aktivieren. Dass zum Durchschleifen benötigte HDMI-Kabel ist im Lieferumfang enthalten.

Helm-Einheit
Der Helm wird mit einem ausreichend langen Kabel mit der Box verbunden. Das Kabel überträgt das per HDMI eingehende Video- und Audiosignal und versorgt den Helm gleichzeitig mit Strom. Im Helm sind zwei OLED-Monitore mit einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel untergebracht. Eingehende Signale in 1080p werden auf die Größe angepasst.

Im Gegensatz zum Vorgängermodell sind keine On-Ear-Kopfhörer verbaut, sondern In-Ear-Kopfhörer beiliegend, die über einen 3,5mm-Klinkenstecker am Helm angeschlossen werden. So können auch eigene Kopfhörer genutzt werden. Aufgrund der Bauform sollte man zu In-Ear-Modellen greifen, da On-Ear- oder Over-Ear-Modelle aufgrund des Rahmens des Helmes nicht bequem bis gar nicht nutzbar sind.

Einrichten
Mit dem HMZ-T2 hat sich Sony einem großen Kritikpunkt angenommen: das Gewicht. Der Helm wiegt jetzt 330 Gramm statt 420 Gramm. Nachteil der Gewichts- und Materialersparnis: Für ein 1000 Euro teures Gerät fühlt sich die Helmeinheit nicht besonderes robust an, knirscht und hat teils unschöne Spalten zwischen den Bauteilen.

Die Position der Kopfbügel wurde leicht verändert. Diese haben jetzt einen einfacheren Verstellmechanismus. Der Abstand der Displays zu den Augen wird über das Hinein- oder Hinausschieben der Bügeleinheit eingestellt. Dies ist beim HMZ-T2 nicht optimal gelöst. Die Knöpfe, die dazu an der linken und rechten Seite gedrückt werden müssen, sind schwergängig und der Mechanismus fühlt sich fragil an. Wird die Bügeleinheit ganz herausgezogen, biegt sich der Rahmen des Helms auf.

Die Stirnstütze kann jetzt ebenfalls in der Länge verstellt werden. In der Summe der Verstellmöglichkeiten und dem reduzierten Gewicht ist der HMZ-T2 angenehmer zu tragen als der Vorgänger. Richtig eingestellt drückt er kaum noch auf die Nase. Auch das Gefühl, dass der Helm herunterrutschen könnte, ist bei richtiger Justierung pasé. Allerdings ist es relativ schwer, die Balance aus den verschiedenen Verstellmöglichkeiten zu finden und schon kleines Herumrücken und das Auf- und Absetzen des Helmes kann die Optimalposition verändern und zu einen unangenehmen Druck auf der Nase oder der Stirn führen.

und das Gummiteil löste sich noch dazu öfters aus der Verankerung.

Abschirmen
Im Lieferumfang sind drei Gummiteile vorhanden. Diese sollte man unbedingt anbringen. Der große Gummiteil dient als Polsterung für den Nasenrücken und schirmt Licht ab, das von unten und der linken und rechten Seite eindringen könnte. Die zwei anderen Teile sollen von oben kommendes Licht abhalten.

Bei dem der futurezone vorliegenden Testgerät war auf der rechten Seite trotz Gummiteil ein Spalt, der auch nach mehreren Versuchen nicht geschlossen werden konnte. Ist dieses Problem nicht zu lösen, sollte man die Lücke mit Isoband schließen. Das eindringende Licht fällt nämlich auf das Glas der zwei OLED-Bildschirme. Die Krümmung des Glases erzeugt unschöne Reflektionen, die bei dunklen Szenen in Filmen oder Spielen als Bildstörung wahrgenommen werden.

Ein weiterer Vorteil der Isoband-Lösung: Der Gummiteil würde besser halten. Die zwei kleinen Oberteile halten recht gut an der Helmeinheit aber der große Gummiteil löst sich relativ leicht aus seiner Verankerung, wenn man den Helm nicht vorsichtig genug aufsetzt oder versucht etwas zu verstellen, während man den Helm trägt.

Tastsinn
Bedient wird der HMZ-T2 über Tasten direkt am Gerät. Diese sind an der Unterseite angebracht und müssen beim Tragen ertastet werden. Nach fünf Minuten ist dies für die Menüsteuerung an der rechten Seite kein Problem mehr. Die Lautstärken-Tasten an der linken Seite könnten ruhig etwas größer sein.

Das Onscreen-Menü ist übersichtlich und auf das Wesentliche beschränkt. Das ist auch gut so, denn allzu lange möchte man nicht mit erhobenem, rechtem Arm dasitzen, um mit den Pfeiltasten die Menüs und Untermenüs zu durchsuchen.

Unscharfe Ränder
Mit Schiebereglern können das linke und rechte Display getrennt voneinander nach links und rechts bewegt werden, um sie den Augen anzupassen. Doch egal wie lange man hin oder herschiebt, es besteht das selbe Problem wie beim HMZ-T1. Wenn man die Displays so einrichtet, dass das Bild in der Mitte scharf ist, sind die Ränder unscharf. Außerdem wirkt es so, als würde der obere Rand nach außen hin abfallen.

Am meisten irritiert die Unschärfe bei Videospielen. Selbst bei Games, bei denen die Spielfigur in der Mitte ist, sind in den Ecken oft Anzeigen, wie für Lebensenergie, Munition oder ähnliches. Und ist da auch noch Text dabei, fällt die Unschärfe extrem störend auf, wie etwa bei Resident Evil 6. Auch Pro Evolution Soccer 2013 ist nahezu unspielbar, da die Spieler auf der linken und rechten Seite des Feldes verschwimmen.

Pixel und Größe
Ein weiteres Problem bei den Spielen ist die Nähe zum Display. Bei 0,7 Zoll Diagonale und einer Auflösung von 1280 x 720 Pixel ergibt sich zwar die unglaubliche Pixeldichte von 2098 ppi, dennoch kann man relativ einfach bei Schriften und Objekten in der Bildmitte einen Treppeneffekt wahrnehmen, der auf einem 720p 50 Zöller (2,5 Meter Entfernung) nicht sichtbar ist.

Die Bildschirmdiagonale, die man mit dem HMZ-T2 wahr nimmt, gibt Sony mit 750 Zoll an – auf 20 Meter Entfernung. Überwältigend Sichtfeld-füllend ist das tatsächliche Erlebnis mit dem HMZ-T2 aber nicht. Links, rechts oben und unten sind Ränder wahrnehmbar. Wäre die Darstellung größer und würde das komplette Sichtfeld abdecken, wäre das für viele User aber ohnehin unangenehm und in etwa so, als würde man im Kino zu weit vorne sitzen.

Blu-ray und 3D ist Trumpf
Die Stärken des HMZ-T2 liegen in der Filmwiedergabe. Bei einem Blu-Ray-Film fallen die unscharfen Ränder nicht auf, ebenso wenig wie der Treppeneffekt oder pixelige Schriften. Die OLED-Displays sorgen auch hier für satte Farben und im Gegensatz zum Vorgängermodell unterstützt der HMZ-T2 jetzt auch 24p.

Ist der Blu-ray-Film dann auch noch in 3D, glänzt der HMZ-T2. Durch die zwei Displays ist die Darstellung in jeder Hinsicht derer von Shutter-Brillen oder Polarisationsbrillen überlegen. Der 3D-Effekt ist stark, es kommt zu keinen Geisterbildern und auch die Helligkeit des Bildes wird nicht negativ beeinflusst.

Bei Videospielen in 3D gibt es kein ganz so gutes Ergebnis, da hier wieder das Problem mit den unscharfen Rändern auffällt und viele Spiele keinen guten 3D-Modus haben. Die Fußballsimulation PES2013 ist in 3D zum Vergessen. Bei Ghost Recon: Advanced Warfighter ist der stereoskopische Modus eher verwirrend als eindrucksvoll. Auch Gran Turismo 5, Sonys 3D-Vorzeigespiel, kann nicht überzeugen. Hier beginnt der Hintergrund, etwa bei einem Zaun, der die Rennstrecke abgrenzt, im 3D-Modus unangenehm zu flimmern.

Virtueller Surround Sound
Über den 3,5mm-Klinkenstecker wird ein virtueller 5.1 Surround Sound ausgegeben. Wie beim Bild können auch für den Ton die Profile Standard, Kino und Spiele ausgewählt werden, die mit verschiedenen Parametern angepasst werden können.

Die In-Ear-Kopfhörer sind bequem und verhindern durch die Gummistöpsel, das Ton von außen eindringt. Im Gegensatz zum Vorgängermodell bleibt der Ton auch drinnen. Beim HMZ-T1 musste man die Lautstärke erhöhen, um die Casting-Show zu übertönen, die gerade die Freundin schaut. Das hat dazu geführt, dass auch diese den Flat-TV lauter gedreht hat, weil die Spielesounds der On-Ear-Kopfhörer zuviel PS3-Schlachtenlärm nach außen gelassen haben.

Der virtuelle Surround Sound ersetzt zwar keine echte 5.1-Anlage, ist aber bei Spielen überraschend gut. Der Ton ist satt und sorgt bei Action-Games eine gute Atmosphäre. Auch der Bass ist angenehm stark. Bei Filmen kann der Sound nicht überzeugen. Das Standard-Profil macht den Ton zu stumpf und beim Kino-Profil wirkt es, als wäre ein leichter Hall zu hören.

Die Bedienung des Helmes erfolgt am Gerät über unten liegende Steuerelemente.

Fazit
2,22 Euro kostet jedes der 90 Gramm, die beim HMZ-T2 gegenüber dem Vorgängermodell eingespart wurden. Die daraus resultierenden 200 Euro Aufpreis scheinen angesichts der weniger guten Verarbeitungsqualität nicht gerechtfertigt.

Der etwas bessere Tragekomfort, der aber nach wie vor nicht optimal ist, und die bessere Kopfhörerlösung, können nicht über die Unschärfen in der Darstellung von Spielen hinwegtrösten.

Um 1000 Euro bekommt man auch schon einen guten und großen Zweit-Flat-TV. Einzig für innige Liebhaber von 3D-Filmen könnte der HMZ-T2 reizvoll sein – solange man kein Problem damit hat, die Filme alleine zu schauen.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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