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Smartphone-Test

Sony Xperia Z im Test: Noble Blässe in FullHD

Mit dem Xperia Z läutet Sony die Ära der FullHD-Smartphones ein. Und wie es sich für ein Flaggschiff gehört, ist es mit allem ausgestattet, was gut und teuer ist - wie etwa eine Quad-Core-CPU, 2 GB RAM und eine 13 Megapixel Kamera.

Trotz der Highend-Komponenten behält das Xperia Z mit 7,9 mm und 146 Gramm eine schlanke Linie. Dadurch fühlt sich das 5-Zoll-Smartphone kompakter in der Hand an, als es eigentlich ist. Damit man trotz der imposanten Bildschirmdiagonale das Xperia Z noch bedienen kann, hat Sony die Standby- und Lautstärkentaste in mittiger Höhe angebracht. Die Lautstärkentaste ist ziemlich flach, wodurch das Erfühlen mit dem Zeigefinger schwer fällt, wenn man das Smartphone in der linken Hand hält. So kann es sein, dass man die Taste in der Mitte statt unten erwischt und dadurch lauter statt leiser stellt.

Beim Telefonieren stört die Größe des Smartphones nicht, da es angenehm flach ist. Bei längeren Gesprächen kann es etwas unangenehm werden, da die Kanten des Rahmens, die die Glasrückseite umranden, hervorstehen und ein wenig zu scharf sind.

Design
Der Rahmen gehört zu Sonys neuer Designlinie, der auch das Xperia Tablet Z folgt. Er steht über das Display an der Vorderseite und der Glasrückseite hinaus. Das sieht nicht besonders hübsch aus ist eine potenzielle Sammelstelle für Schmutz. Rechts unten ist die Ecke des Rahmens hohl, um dadurch eine Schlaufe für eine Umhängeband oder einen Handy-Anhänger zu fädeln.

Optisch gelungen ist die Verglasung des Xperia Z. Zwischen den Rahmen, an allen Seiten des Smartphones, sind Plexiglaselemente, deren Farbe der Glasrückseite entspricht. Sogar die Abdeckungen für die Anschlüsse haben die Glaselemente integriert, damit der Eindruck von durchgehenden Glasleisten entsteht.

Wasserfest
Die Abdeckungen sind an der Innenseite mit Gummidichtungen versehen, damit das Xperia Z seine nach IP57 zertifizierte Wasserfestigkeit erhält. Bis zu 30 Minuten hält das Smartphone in einer Tiefe von einem Meter durch, ohne Schaden zu nehmen. Im futurezone-Test konnten dem Xperia Z weder mehr-minütige Tauchgänge in der Teekanne, noch das Vergraben im Schnee etwas anhaben.

Wasser- und staubfest heißt aber nicht stoßsicher – vor allem nicht bei einem Smartphone, das auf jeder Seite Glas hat. Um Sprünge und Scherben zu vermeiden, hat Sony bei dem Xperia Z drei Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. Die erste ist der an der Vorder- und Rückseite leicht hervorstehende Rahmen, der verhindern soll, dass das Smartphone direkt auf diese Glasflächen aufschlägt. Nummer zwei ist das Material der Vorder- und Rückseite. Laut Sony ist es „widerstandsfähiges Mineralglas", dass weder Gorilla Glass noch Dragontail Glass ist, aber ähnlich robuste Eigenschaften aufweisen soll.

Nummer drei ist eine Folie, die Sony als „Splitterschutzfolie" bezeichnet. Sie bedeckt alle Glaselemente. Sieht man genau hin, erkennt man an den Rändern und rund um Öffnungen, wie etwa für die Lautsprecher, die Folie. Abgesehen davon, dass dies nicht besonders schön aussieht, sind Fingerschmierer deutlicher als auf Geräten ohne Folie zu erkennen – sowohl an der Vorder- als auch Rückseite.

Scharfes Display
Eines der Highlights des Xperia Z ist das 5-Zoll-Display mit der FullHD-Auflösung von 1920 x 1080 Pixel (440 ppi). Vergleicht man es etwa mit dem Display des LG Optimus G (4,7 Zoll, 1280 x 768 Pixel, 318 ppi) muss man schon sehr genau hinschauen, um einen Unterschied in der Schärfe zu bemerken. Am deutlichsten sieht man das Schärfeplus im Browser, wenn man eine Website öffnet und so weit wie möglich hinauszoomt. Hier sind die Schriften beim Xperia Z klarer und besser lesbar. Zoomt man zum Lesen näher zum Text, ist kaum ein Unterschied zwischen den Displays bemerkbar.

Die Icons der Apps taugen nicht als Vergleichskriterium, da einige noch nicht für eine solch hohe Auflösung angepasst sind. Die Logos mancher Apps schauen dadurch auf dem Xperia Z schlechter als bei einem 720p-Display aus. Bei den meisten Spielen ist der Unterschied eher gering. Bei Zen Pinball ist etwa der Treppchen-Effekt beim Xperia Z kleiner als beim LG Optimus G, aber immer noch wahrnehmbar.

Farbdarstellung
Begeistern kann die Darstellung von Inhalten am Xperia Z aber nicht. Wie schon beim Xperia T sind die Farben eher blass, es fehlt an Kontrast. Vergleicht man das Xperia Z mit anderen aktuellen Smartphones mit LCD-Display, wie dem LG Optimus G oder dem FullHD-Smartphone HTC One, sieht die Farbdarstellung nicht gut aus. Besonders bei Spielen wird das deutlich. Durch die geringen Kontraste verschwinden etwa Details in Texturen bei Zen Pinball.

Sony argumentiert die Darstellung des Xperia Z damit, dass der Konzern eher realistische und kühle Farben bevorzugt. Da wohl nicht alle User Sonys Präferenz für kühle Farben teilen, findet man in den Display-Einstellungen die Option „BRAVIA Engine 2". Diese „verbessert Bildqualität für Foto und Video". Aktiviert man die Option, wird in den Sony-Apps „Album" und „Filme" die Farbsättigung in die Höhe geschraubt. Für das Betrachten von Fotos sollte man die Option nicht aktivieren, da die Farben zu stark verfälscht werden.

Betrachtungswinkel und Helligkeit
Ebenfalls vom Xperia T bekannt sind die schlechten Betrachtungswinkel. Sieht man nicht frontal auf das Display, blassen die Farben zusätzlich aus und Spiegelungen werden stark sichtbar. Je höher die Helligkeit des Displays, desto stärker fällt das Ausblassen der Farben auf. Außerdem wirkt so, als säße das Display zu weit hinter dem Glas.

Positiv ist dafür die maximale Helligkeit. Diese kann im Freien gut die Fingerschmierer am Display überstrahlen und sorgt für gut lesbare Texte, solange man diszipliniert frontal auf das Display schaut. Schade ist, dass sich Sony beim Xperia Z an Googles Bedienungsvorgaben hält. Am unteren Display-Rand ist die Bedienleiste mit den Onscreen-Schaltflächen für Zurück, Home und die geöffneten Apps bei den meisten Apps fix eingeblendet. Hätte Sony die Tasten als Softtouch-Elemente angelegt, wäre die komplette Display-Diagonale ständig nutzbar. Platz für die Softtouch-Tasten wäre an Vorderseite zwischen Display und Mikrofon, der jetzt ungenützt ist.

Software
Das Xperia Z nutzt Android 4.1.2 Sonys eigene Oberfläche überfrachtet Android nicht, wie es etwa beim LG Optimus G der Fall ist. Das dunkelgraue Farbschema ist angenehm. In der Notification Bar sind fünf Schnelleinstellungs-Icons, diese sind nicht austauschbar. Die vier Shortcuts am unteren Ende des Homescreens können getauscht werden.

Das Xperia Z bietet mehrere Möglichkeiten die Onscreen-Tastatur anzupassen. So kann man sich etwa aussuchen, ob neben der Leertaste die Tasten für Punkt und Komma angezeigt werden sollen. In den Anrufeinstellungen gibt es mit „Langsam Sprechen" eine Option, die die Stimme des Gesprächspartners aufnimmt und langsamer wiedergibt. Als Gesprächspartner entsteht so aber der Eindruck, als würde die Person am Xperia Z nicht antworten – weil diese erst warten muss, bis sie alles in der langsamen Version gehört hat, bevor sie antwortet. Die Option "Lautsprecher für Sprache optim." wirkte sich im Test negativ aus. Die Stimme des Gesprächspartners verlor an Volumen und klang sehr flach.

Wie auch bei anderen Smartphones können Mini-Apps im Vordergrund eingeblendet werden, wie etwa ein Taschenrechner. Im Gegensatz zum LG Optimus G ist aber nur eine Mini-App gleichzeitig einblendbar und nicht die Größe veränderbar.

Wenig erfreulich ist, dass die Software des Xperia Z störende Kleinigkeiten hat, die auch schon beim Xperia T zu finden waren. So werden in der Sony-Kalender-App alle gesyncten Kalender in Rot angezeigt, anstatt in denen in Google eingestellten, verschiedenen Farben. Auch ein vernünftiges Widget zur schnellen Einstellungen der Display-Helligkeit fehlt nach wie vor. Das vorhandene Widget schaltet nur von hell auf dunkel. Den Schieberegler und die Option der automatischen Helligkeitsanpassung findet man erst in Einstellungen, Display, Helligkeit.

Leistung
In den Benchmarks hängt das Xperia Z die Konkurrenz, wie etwa das LG Optimus G, deutlich ab. Antutu 3.1.1. liefert 20104 Punkte, Quadrant 7753 Punkte und NenaMark2: 59,9 fps. Im Browser läuft das Zoomen flüssig an und die meisten Apps werden zügig geladen. Nur Sonys eigene Kamera-App braucht fast drei Sekunden, bis sie geöffnet ist. Das geht sogar beim schlechter ausgestatteten Samsung Galaxy SIII deutlich schneller.

Während Leistungshungrige Aufgaben für das Xperia Z kein Problem sind, scheinen kleinen Aufgaben das Smartphone ins stottern zu bringen. Beim Wechseln der Homescreens und scrollen durch die App-Liste sind die Animationen holpriger als beim LG Optimus G und Samsung Galaxy SIII. Ähnliches gilt für das Einstellungs-Widget. Tippt man darauf, dauert es bis zu 1,5 Sekunden, bis die ruckelige Animation vorbei und die Icons Bildschirm-füllend aufgepoppt sind, um etwa den Flugzeug-Modus oder NFC zu aktivieren.

Akkulaufzeit
Großes Display, großer Energiebedarf: In der maximalen Helligkeitseinstellung ohne automatische Anpassung sollte man das Xperia Z nur im Notfall betreiben. Im Test verbrauchte das Xperia Z bei voller Display-Helligkeit beim Spielen so viel Energie, dass es sich wegen Strommangel abschaltete, obwohl es am Ladegerät hing. Bei reduzierter Helligkeit und normaler Nutzung sind ein bis 1,5 Tage Laufzeit möglich.

Um die Akkulaufzeit zu verlängern, hat Sony einen Energiesparmodus zu den Einstellungen hinzugefügt. Neben den üblichen Parametern, wie etwa das Deaktivieren von GPS oder dunkler Schalten des Displays, wenn der Akkustand einen gewissen Punkt erreicht, gibt es noch den Stamina-Modus. Ist dieser aktiviert, werden mobile Daten und WLAN deaktiviert, wenn das Handy im Standby-Modus ist. Es ist möglich, Apps auszuwählen, die dennoch die Datenverbindung im Standby-Modus nutzen können, um etwa weiterhin E-Mails oder Facebook-Nachrichten erhalten. So kann man Akkufresser eliminieren, wie etwa Apps, die unbemerkt die WLAN- oder Datenverbindung nutzen.

Die Energiespar-Option „Ortsbezogenes WiFi" aktiviert die WLAN-Verbindung des Xperia Z nur, wenn man sich in einem Gebiet mit bekanntem WLAN befindet. Dazu speichert das Xperia Z den Ort des eingerichteten WLAN-Netzes. Das Smartphone gleicht diesen Ort mit den Standortinformationen des Mobilfunknetzes ab. Stimmt der Ort überein, wird die WLAN-Schnittstelle aktiviert.

Kamera
Die Kamera-App bietet zahlreiche Funktionen und Modi. Im Standard-Modus werden die Icons für HDR und die Belichtungskorrektur als Schnellwahl eingeblendet, ISO und Weißabgleich können über das Einstellungs-Menü manuell justiert werden. Dazu kommt noch eine Lächel-Auslösung, 9 Bildeffekte, Schwenkpanorama und 17 Szenen-Modi.

Wem das alles zu viel ist, der kann auf den Automatik-Modus zurückgreifen. Dieser trifft meist einen guten Kompromiss aus Belichtungszeit und ISO-Wert, auch Nachtaufnahmen sehen auf dem Smartphone-Display brauchbar aus. In Innenräumen, speziell wenn durch ein Fenster noch Tageslicht eindringt, plagt sich die Automatik manchmal. Hier aktiviert sie zu selten den HDR-Modus, mit dem man in solchen Situationen bessere Ergebnisse erzielen könnte.

Im Bilderfolge-Modus können Serienbilder mit drei Geschwindigkeiten in reduzierter Auflösung gemacht werden: Hoch (1820 x 720), Mittel (3920 x 2204) und Niedrig (1920 x 1080). Wieso höher auflösende Fotos langsamer gemacht werden als niedriger auflösende, bleibt Sonys Geheimnis.

JPG-Komprimierung
Wie bei den meisten Smartphones üblich, belässt man die Fotos am besten am Gerät. Auf einem Computer-Monitor erkennt man, ohne hineinzuzoomen, bei den 9-Megapixel-Bildern der Automatik-Funktion und den regulären 13-Megapixel-Bildern eine leichte Unschärfe und Bildstörungen. Die Bildstörungen und eher geringe Detailzeichnung dürfte auf eine zu starke Komprimierung der Bilddateien zurückzuführen sein – das LG Optimus G liefert aufgrund einer geringeren Komprimierung bessere Ergebnisse, die noch dazu schärfer sind.

Bei den Videoaufnahmen in FullHD ist das Smartphone-typische Stottern bei Schwenks bemerkbar. Das Xperia Z kann auch in HDR in FullHD filmen. Bei Innenaufnahmen wirkt sich der HDR-Modus kaum aus. Bei Außenaufnahmen verbessert er die Videos etwas, oft ist aber auch hier kaum ein Unterschied bemerkbar.

Fazit
Das Xperia Z ist ein gutes Smartphone, aber eben kein sehr gutes. Mit einem UVP von 649 Euro muss das Xperia Z gegen das HTC One antreten, das in Kürze um 679 Euro erhältlich sein wird. Das HTC One ist zwar nicht wasserdicht, dessen FullHD-Display konnte aber schon in einem ersten Hands-On mit satteren Farben, Kontrasten und besseren Betrachtungswinkeln überzeugen. Dafür kann das Xperia Z wiederum mit einem ungewöhnlichen, frischeren Design punkten.

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Modell:
Sony Xperia Z
Display:
5 Zoll TFT-Touchscreen, 1920 x 1080 Pixel (440 ppi)
Prozessor:
1,5 GHz Qualcomm APQ8064+MDM9215M Quad-Core-Prozessor
RAM:
2 GB
Speicher:
16 GB intern
Betriebssystem:
Android 4.1.2
Anschlüsse/Extras:
Micro-USB, 3,5 mm Klinke, WLAN, Bluetooth 4.0, MicroSIM, GPS, NFC, LTE, MHL
Akku:
2.330 mAh
Kamera:
13 Megapixel mit LED-Blitz (Hauptkamera), 2 Megapixel Frontkamera
Videos:
Aufnahme in 1080p mit HDR-Modus
Maße:
139 x 71 x 7,9 mm, 146 Gramm
Preis:
649 Euro UVP

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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