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Tablet-Test

Tolino Tab 7 und 8.9 im Test: Langsame Thalia-Tablets

Die deutsche Buchhandelskette Thalia begibt sich auf die Spuren von Amazon. Ähnlich wie der Onlineversand-Gigant hat man bereits einen eigenen E-Reader, den Tolino Shine, im Sortiment. Jetzt folgen mit dem Tolino Tab 7 und Tab 8.9 zwei günstige Android-Tablets, die Amazons Kindle Fire Serie Konkurrenz machen sollen. Die futurezone hat beide Tablets getestet.

Design

Optisch sind die Tolino Tabs, bis auf die Größe, nahezu ident. Oben und unten ist ein großes Lautsprecher-Gitter, die Front wird von einem dicken Plastikrahmen umrandet.

Vorbildlich ist die Beschriftung der Anschlüsse an der Unterseite, da davon auszugehen ist, dass diese Tablets auch für eine weniger Technik-affine Zielgruppe gedacht sind.

Nicht schön sind die Spaltmaße. An der Vorderseite ist Platz zwischen Lautsprecher-Gitter und Glas, sowie Rahmen und Glas, in dem sich Schmutz ansammeln kann. Auch die Seiten weisen einen Spalt zwischen Rahmen und Rückseite auf.

Tab 7

Handhabung

Die Struktur der Plastik-Rückseite ist schlecht gewählt. Anstatt rutschhemmend zu wirken, verringert das Lochmuster die Haftung zwischen Tablet und Hand. Dadurch hat man kein sicheres Gefühl beim einhändigen Halten der Tablets.

Bei der 8.9-Version kommt hinzu, dass sie mit 9,9 mm Höhe und 535 Gramm weder besonders schlank noch leicht ist - verglichen mit aktuellen Tablets, wie dem iPad Air und Kindle Fire HDX 8.9. Dadurch liegt es schlecht in der Hand und eine längere Nutzung, etwa das Lesen von E-Books, ist mühsam.

Die silbernen Hardware-Tasten an der rechten Seite sind gut sichtbar und erstastbar.

Displays

Das Tab 7 hat die Auflösung 1.400 x 900 Pixel. Die maximale Helligkeit ist ausreichend für den Inneneinsatz. Farben wirken eher matt, Weiß hat einen leichten Grauschleier. Die Schärfe kann nicht mit dem Kindle Fire HDX und dem iPad mini Retina mithalten, was aber nicht nur an der Auflösung liegen dürfte. Zwischen Glas und Display ist ein deutlicher Abstand und Fingerschmierer am Glas sind sehr stark sichtbar.

Das Tab 8.9 hat mit seinen 1.920 x 1.200 Pixel eine schärfere Darstellung. Auch diese ist aber nicht optimal, da wieder zwischen Display und Glas ein großer Abstand ist. Zudem ist die Farbdarstellung gelbstichig. Das Glas fühlt sich weniger glatt als bei anderen Tablets an. Selbst beim frisch geputzten Gerät gleitet der Finger weniger freudig über den Touchscreen als er sollte.

Software

Als Betriebssystem dient Android 4.2.2. Im Gegensatz zu Amazon wurde dies nicht grundlegend verändert, weshalb Android Apps und der Play Store ganz normal verwendet werden können.

Neben Tolino Widgets für den Homescreen gibt es auch eine Tolino-App, die über die App-Leiste oder dem Sperrbildschirm aufgerufen werden kann. Diese ist im Grunde eine Verwaltung für Medieninhalte. Tippt man links oben auf das Menü-Icon, kann nach Inhalten gesucht und die letzten Aktivitäten angezeigt werden.

Darunter befindet sich „Meine Inhalte“, aufgeteilt in „Lesen“, „Hören“ und „Sehen“. Bei „Lesen“ werden die E-Books und Dokumente angezeigt. Hat man ein Thalia-Konto, kann man bereits gekaufte E-Books hier abrufen und direkt über die App neue E-Books kaufen. Die Menüführung ist nicht intuitiv. Befindet man sich im Shop oder in einem E-Book, muss man erst unten auf „Schließen“ tippen, damit wieder das Menü-Icon links oben angezeigt wird.

Im Punkt „Hören“ sind die Musikdateien, als Shop ist 7digital eingebunden. Bei „Sehen“ werden die Videos der Galerie angezeigt. In Österreich steht kein Download-Shop für Filme zur Verfügung.

Leistung

Beide Tabs haben 16 GB internen Speicher (12 GB verfügbar) und eine MicroSD-Slot, um den Speicher um maximal 64 GB zu erweitern. Auch ein Micro-HDMI-Slot ist vorhanden. Geladen wird das Tablet über einen Micro-USB-Anschluss. Thalia verspricht bis zu 12 Stunden Akkulaufzeit bei beiden Geräten – im Test waren es bei Alltagsnutzung 7 bis 8 Stunden.

Beide Tablets stellen keine Leistungsrekorde auf. Im Gegenteil: Sogar das Umblättern eines E-Books in der Tolino-App dauert gut eine Sekunde. Das Laden von Apps dauert länger als bei aktuellen Tablets und die Animationen beim Öffnen von Menüs ruckeln. Das Eintippen von Suchbegriffen im Browser ist träge. Auch in der Galerie bauen sich hochauflösende Fotos nur langsam auf. Bei aufwändigen Apps, wie Games, scheint das Display des 8.9 nicht auf alle Berührungen zu reagieren, wenn etwa in schneller Folge auf den Touchscreen getippt werden muss.

Tab 8.9

Die Benchmarks liefern folgende Ergebnisse:

Tab 7
Antutu 4: 19087
3D Mark IceStorm Unlimited: 4036
Quadrant Standard Edition: 5725
Vellamo HTML5: 156
Metal: 591

Tab 8.9
Antutu 4: 18814
3D Mark IceStorm Unlimited: 4182
Quadrant Standard Edition: 5423
Vellamo HTML5: 1521
Metal: 610

Kamera und Ton

Wie beim Vorbild Amazon hat der Tab 7 nur eine Frontkamera, der Tab 8.9 auch eine Rückkamera. Die Fotos sind blass, zu dunkel, unscharf und weisen ein starkes Bildrauschen auf.

Beide Tablets liefern einen sehr lauten Sound, wenn es nötig ist. In der höchsten Lautstärke ist die Soundqualität nicht mehr akzeptabel.

Bässe gibt es keine zu hören und die Höhen sind nicht sauber. Für Filme und Hörbücher sind die Lautsprecher aber durchaus geeignet.

Fazit

Der günstige Preis reicht nicht aus, um die geringe Leistung zu rechtfertigen. Der Tab 7 ist mit 179 Euro zu teuer. Amazons Kindle Fire HDX gibt es ab 199 Euro, das Nexus 7 ab 230 Euro – und mit beiden wird man glücklicher werden als mit dem Tab 7.

Das Tab 8.9 ist mit 249 Euro ein besseres Angebot. Aber auch hier ist es einfach kein schönes Tablet-Erlebnis, wenn man ständig mit Rucklern und Performance-Problemen konfrontiert wird.


Technische Daten auf der Seite des Herstellers: Tolino Tab 7, Tolino Tab 8.9

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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