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Tablet-Test

Toshiba AT270 im Test: Knirschender 7,7-Zöller

Nach den ersten, zaghaften Versuchen Toshibas bei Android-Tablets mitzumischen, startet der japanische Hersteller einen zweiten Anlauf. Nachdem der 10-Zöller AT300 deutlich besser als das Erstlingswerk AT100 ausgefallen ist, kommt mit dem AT270 jetzt noch ein 7,7 Zöller – gerade richtig, um dem Nexus 7 und iPad mini die Stirn zu bieten. Die futurezone hat getestet, ob sich das Tablet gegen die Konkurrenten behaupten kann.

Dreifacher Rand
Neben dem Glas-bedeckten großen Rand des Displays folgt noch ein dünner, leicht erhobener glänzender Plastikrand, der nach außen hin abfallend ist. Danach kommt das silber-farbene Aluminium des Gehäuses.

Sowohl die Farbe des Kunststoffrandes als auch des Gehäuses sehen für ein Gerät mit einem UVP von 550 Euro zu sehr nach Plastik aus. Dazu kommen noch deutlich sichtbare Spalten zwischen dem schwarzen Plastikrand und dem Glas-bedeckten Displayrand.

Die Rückseite ist in Silber gehalten. Allerdings ist die Struktur der Rückseite nicht durchgehend – an der linken Seite ist ein glatter Aluminium-Streifen des Gehäuses. Zwischen der strukturierten Plastikrückseite und dem Gehäuse sind deutliche Spalten erkennbar. Es sieht fast so aus, als wäre es eine Abdeckung, um zum Akku zu gelangen – dieser ist aber fix verbaut.

Ein kleines optisches Manko ist die Verglasung rund um die Kamera-Linse und den LED-Blitz. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde ein Teil des Gehäuses fehlen.

Knirschen und Knarren
Beim Halte-Komfort macht Toshiba mit dem AT270 fast alles richtig. Alle Ränder, Ecken und Kanten sind angenehm abgerundet. Das AT270 setzt auf das robustere Gorilla Glass, das Nexus 7 „nur" auf Corning Glass. Mit 332 Gramm ist es einen Hauch leichter als das Nexus 7 (340 Gramm) aber etwas schwerer als das iPad mini (308 Gramm). Ähnliches bei der Tiefe: Mit 7,82 mm ist das AT270 angenehm flach (Nexus 7 10,45 mm) aber nicht ganz so schlank wie das iPad mini (7,2 mm).

Insgesamt liegt das AT270 dadurch gut in der Hand – im direkten Vergleich ist das iPad mini aber aufgrund des geringeren Gewichts und der hochwertigeren Materialen angenehmer zu halten. Das liegt auch an der Rückseite des AT270. Trotz Struktur ist diese eher rutschig. Im Querformat fällt das nicht störend, hält man es einhändig im Hochformat, können die Finger schon mal abrutschten.

Nicht erfreulich ist die Geräuschkulisse, die das AT270 im Betrieb verursacht. Es knirscht, kracht und knarrt wenn man es etwas fester anfasst oder mit etwas kräftiger ein Icon auf dem Touchscreen drückt. Der Hauptschuldige ist hier die strukturierte Plastik-Rückseite, die die unschönen Geräusche verursacht. Darüber hinaus gibt diese leicht nach, wenn das Tablet flach auf einem Tisch liegt und man darauf tippt. Es fällt nicht sofort auf, das Tippen auf dem Touchscreen fühlt sich deshalb aber seltsam an.

Display
Die größte Stärke des AT270 ist das 7,7-Zoll-Display, das schon Samsung beim Galaxy Tab 7.7 eingesetzt hat. Das Super-AMOLED-Display liefert satte Farben, gute Kontraste und einen hohen Betrachtungswinkel. Die maximale Helligkeit ist für die Verwendung im Freien ausreichend.

Die Auflösung von 1280 x 800 Pixel sorgt für eine scharfe Darstellung von HD-Videos und Bildern. Schriften und App-Icons sehen aber bei genauer Betrachtung leicht verwaschen aus. Dies ist beim Nexus 7 etwas besser, da durch das 0,7 Zoll kleinere Displays eine höhere Pixeldichte zustande kommt. Im direkten Vergleich gefällt die Darstellung des AT270 aber deutlich mehr, da die kräftigen Farben des Super-AMOLED-Bildschirms das Nexus 7 Display blass aussehen lassen.

Leistung
Mit einer Tegra 3 Quad-Core-CPU mit 1,3 GHz und 1 GB RAM hat das AT270 dieselbe Ausstattung wie das Nexus 7. Dennoch kommt es hin und wieder zu kurzen Rucklern, obwohl die Oberfläche von Android 4.0.3 nahezu unmodifiziert auf dem AT270 vorhanden ist. Auch beim Laden von Apps ist das Nexus 7 einen Tick schneller. In den Benchmarks erzielt da AT270 bei Quadrant Standard Edition 3844 Punkte, bei AnTuTu 10732 Punkte.

Die Akkuleistung des AT270 kann nicht überzeugen. Unter Volllast, also etwa bei Spielen, die für den Tegra-Prozessor optimiert sind, ist der Akku schon nach gut vier Stunden leer. Bei normalem Gebrauch mit WLAN-Surfen und nur kurzen Spieleinlagen sind sechs bis acht Stunden der Normalfall, wenn man die automatische Helligkeit nutzt und auf den Energiesparmodus verzichtet. Wirklich Spaß macht das AT270 aber nur, wenn man das Display auf die maximale Helligkeitsstufe einstellt, da hier die kräftigen Farben besonders gut wirken.

Anschlüsse und Apps
Im Bereich der Anschlüsse hat das AT270 gegen das Nexus 7 und iPad mini die Nase vorn. Es bietet sowohl einen Micro-USB-Anschluss, als auch einen MicroSD-Slot. Über den Micro-USB-Anschluss kann das Tablet nicht geladen werden. Dazu muss man den überdimensionalen, proprietären Anschluss an der Gehäuseunterseite verwenden. An der Oberseite gibt es neben der Standby-Taste noch eine Schiebetaste. Mit dieser können wahlweise die Bildschirmdrehung oder die Lautstärkentasten gesperrt oder auf Stumm geschaltet werden.

Wie bei vielen anderen Herstellern gibt es auch beim AT270 Apps die nicht deinstalliert werden können. Dazu zählen ThinkFree Office, Splashtop, Skitch, TuneWiki, PrinterShare, Toshiba Places, Evernote und Video Studio. Swype ist ebenfalls vorinstalliert, wahlweise kann in den Einstellung zur gewöhnlichen Android 4.0-Tastatur gewechselt werden.

Audio
An der Unterseite des Tablets befinden sich die Stereo-Lautsprecher. Der Abstand zwischen den zwei Öffnungen ist groß genug, dass man, wenn man das Tablet im Hochformat hält, nur einen der beiden Lautsprecher mit der Hand bedeckt.

In den Einstellungen kann die Audio-Verbesserung aktiviert werden. Ab 1/3 der Maximallautstärke kann aber auch die nicht mehr viel retten. Ist die Funktion deaktiviert, ist der Sound dumpf, ist sie aktiviert, ist er hallend und übersteuert.

Kamera
Die Hauptkamera hat 5 Megapixel, die Frontkamera 2. Die Qualität der 5MP-Cam ist miserabel und der des iPad mini deutlich unterlegen. Wenn ein Bild einmal scharf wird, handelt es sich meist um einen Zufall. Die Farben sind ausgewaschen, die Bilder oft überbelichtet und es ist ein starkes Bildrauschen erkennbar. Interessanterweise macht die 2-Megapixel-Frontkamera bessere Fotos.

Bei den Videos ist es ähnlich. Diese können nur in 720p und nicht in 1080p aufgenommen werden. Sie sind nicht scharf genug und Details verschwimmen. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Toshiba, ähnlich wie Asus bei dem Nexus 7, auf eine Kamera verzichtet und das Tablet günstiger angeboten hätte.

Fazit
Zu wenig Akkuleistung, grauenvolle Kamera, schlechter Sound und Knacken, Knirschen Knarren: Dieser Phalanx an Minuspunkten steht das dünne Design und das gute Display gegenüber. Nicht genug, um den UVP von 550 Euro zu rechtfertigen, wenn es ein Nexus 7 mit 32 GB Speicher um 249 Euro und ein iPad mini mit 32 GB um 429 Euro gibt.

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Modell:
Toshiba AT270
Display:
7,7 Zoll Super AMOLED
Auflösung:
1280 x 800 Pixel
Prozessor:
NVIDIA Tegra 3 Quad-Core 1,3 GHz
Arbeitsspeicher:
1 GB RAM
Speicher:
32 GB, durch MicroSD-Karte erweiterbar
Akku:
15 Wh, 3940 mAh
Betriebssystem:
Android 4.0.3
Anschlüsse/Extras:
3,5mm Klinke, WLAN (b/g/n), Bluetooth 3.0, Micro-USB, MicroSD
Kamera:
5 MP Rückseite, 2 MP Front
Videoaufnahme:
720p
Maße:
204 mm x 135,2 mm x 7,84 mm
Gewicht:

332 Gramm
Preis:
550 Euro (UVP)

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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