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Ultrabooks: Angriff der Fliegengewichter

Pünktlich zum Schulbeginn lassen die Computerhersteller im Rahmen der derzeit stattfindenden Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin mit einem neuen Notebook-Trend aufhorchen: Ultrabooks lautet das Schlagwort. Damit sind besonders leichte, portable Laptops gemeint, die mit hohen Akkulaufzeiten, starker Leistung und Tablet-ähnlichen Eigenschaften wie dem schnellen Aufwecken aus dem Standby-Betrieb aufwarten.

Ein neues Wettrennen der Maße
Auf der IFA feierten gleich drei Geräte dieser neuen Klasse ihre Weltpremiere. Toshiba stellte das Portégé Z830 (November) vor, Acer das Aspire S3 (Oktober) und Lenovo das U300 (Oktober). Dies ist der Startschuss eines weiteren Wettrennens, denn schon jetzt unterbieten sich die Hersteller bei den Maßen. Schließlich will jeder das leichteste oder dünnste Modell im Programm haben. Während das Toshiba an der dicksten Stelle 15,9 Millimeter misst, schafft das Lenovo sogar 14,9. Acer liegt da mit 17 mm schon zurück. Bei den Kilos schaut es ähnlich aus: Lenovo ein Kilo, Toshiba 1,12 Kilo und Acer 1,3 Kilo.

Die Displays messen hingegen alle 13,3 Zoll mit 1366x768 Pixel, bei den Prozessoren gibt es die Auswahl zwischen i3 bis i7. Wenn Unterschiede auszumachen sind, dann bei den Anschlüssen. Hier ist das Portégé hervorzuheben, das neben HDMI, 3x USB und SD-Slot auch einen klassischen VGA-Anschluss bietet. Weitere verbindende Merkmale sind der Verzicht auf ein optisches Laufwerk sowie ein Akku, der nicht gewechselt werden kann.

Schlüssiges Konzept, gutes Design
In einem ersten Hands-On mit den Geräten hinterließen Toshiba, Asus und Lenovo einen sehr guten Eindruck. Das Gewicht sowie das schlanke Auftreten sind in der Tat beeindruckend. Apples MacBook Air hat ernstzunehmende Konkurrenz bekommen. Beim Asus UX sowie bei Toshibas Portégé trägt vor allem das metallene Gehäuse zum positiven Eindruck bei.

Die Geräte wirken trotz geringem Gewicht und geringer Bauhöhe sehr robust. Bei der Tastatur wiederum biegt sich kaum etwas durch. Beim Lenovo, das insgesamt am dünnsten ist, sind die Kanten jedoch eine Spur zu scharf. Das Aspire fällt im Vergleich deutlich ab, da es auf mehr Plastik setzt und dadurch etwas minderwertig wirkt. Auch lässt sich der Deckel nicht so elegant mit einem Finger – wie bei Toshiba – öffnen.

Geräteflut startet 2012
„Ich selbst könnte mich für kein Gerät entscheiden, sie schauen alle gut aus“ sagt Karen Regis, verantwortliche Managerin bei Intel. Im Laufe des Jahres sollen zehn Ultrabooks auf den Markt kommen, sagt die US-Amerikanerin im Gespräch mit der futurezone. Ab 2012 würde es dann ein Massenmarkt-Thema werden. Aktuell richten sich die Geräte nämlich noch an Early Adopters, da die Preise bei rund 1000 Euro liegen. Wenn der Preis auf 700 Euro sinkt, wird das neue Konzept für eine breitere Konsumentenschicht interessant. Medion, wichtiger Technologielieferant für Hofer/Aldi, etwa wird sich den Ultrabooks erst widmen, wenn der Kaufpreis auf dieses Niveau gesunken ist.

Regis ist vom Erfolg des Konzepts jedenfalls überzeugt. „2013 wird jedes Notebook wie ein Ultrabook aussehen. Ultra wird das neue Normal werden“, so die Intel-Managerin zur futurezone. Setzen die aktuellen Modelle alle auf 13,3 Zoll, werden später auch dünne Modelle mit 14 oder 15 Zoll folgen. „Auch optische Laufwerke sind trotz geringer Bauhöhe möglich“, sagt Regis.

Nicht nur schlankes Design, auch wichtige Funktionen
Sie betont aber, dass schlanke Maße und Design nur ein Aspekt der Ultrabooks sind. Neben dem Offensichtlichen sind die längere Akkulaufzeit, vor allem aber der verbesserte Hybernate-Modus die Highlights. In diesem Verbrauch das Gerät keinen Strom. Zudem ist er programmierbar: „Man kann das Ultrabook etwa so einstellen, dass es in der Früh kurz aufwacht, E-Mails und RSS-Feeds abruft und dann wieder herunterfährt“, sagt Regis.

Keine eindeutige Definition
Eine eindeutige Klassifizierung der Ultrabooks gibt es bislang übrigens nicht. Den Begriff per se hat Intel eingeführt. Der Chiphersteller kündigte auf der Computermesse Computex 2011 die neue Linie der „Ultrabooks“ mit speziellen Prozessoren an. Allgemein gilt, dass die Geräte eine Dicke von 20 Millimetern nicht überschreiten und nicht mehr wiegen als 1,4 Kilogramm. Zudem sind keine optischen Laufwerke verbaut und die Notebooks verfügen in der Regel über lange Batterielaufzeiten, angefangen bei fünf Stunden bis hin zu acht Stunden oder mehr.

Superschlanke Notebooks wie Samsungs Series 9 waren bisher auf stromsparende CULV-Prozessoren (Consumer Ultra Low Voltage) beschränkt. Die Geräte selbst kosten meist mindestens um die 1500 Euro. Entsprechend konnten die Geräte bislang nur einen geringen Anteil von etwa fünf Prozent des Marktes einnehmen. Intel will mit seinen Ultrabooks künftig den Preis etwas nach unten drücken und die Leichtgewichter erschwinglicher machen.

Erfolg ist ein Muss
Geht es nach Intel, werden die schlanken Laptops im nächsten Jahr bereits einen Anteil von 40 Prozent auf dem Notebook-Markt einnehmen. Acer-Präsident Jim Wong sieht die Entwicklung ein wenig konservativer. Er rechnet bis 2012 mit einem Marktanteil von 25 bis maximal 35 Prozent. In jedem Fall erhoffen sich die Hersteller jedoch, dass der Stagnation auf dem Notebook-Markt damit ein Ende gesetzt werden kann und die Ultrabooks frischen Wind im Wettbewerb mit den immer beliebteren Tablet-Computern erzeugen. Dass die Ultras langfristig die Netbooks ablösen werden, glaubt Regis hingegen nicht: „Es gibt immer Bedarf an sehr günstigen Geräten.“

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Claudia Zettel

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futurezone-Chefredakteurin, Feministin, Musik-Liebhaberin und Katzen-Verehrerin. Im Zweifel für den Zweifel.

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