Der Ford Nucleon sollte mit einem Kernreaktor betrieben werden

Der Ford Nucleon sollte mit einem Kernreaktor betrieben werden

© Ford

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8 kuriose Auto-Innovationen, die miserabel gefloppt sind

In der Anfangsphase der Automobilindustrie sind zahlreiche Ideen für innovative Fahrzeugfunktionen aufgekommen. Manche haben sich durchgesetzt und blieben uns bis heute erhalten. Manche dieser Funktionen waren nicht so erfolgreich und sind in Vergessenheit geraten.

Rückblickend betrachtet, wirken einige dieser Innovationen ziemlich kurios und man fragt sich vielleicht: "Wie konnte man nur...?". Aber wir wollen an dieser Stelle nicht urteilen. Wer weiß, wie man in 50 Jahren auf die heutigen Innovationen der Autoindustrie zurückblickt?

1. Autos mit Atomreaktor

Wenn es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sogar eine radioaktive Zahnpasta gab, sollte es nicht verwundern, wenn damals ein Fahrzeug mit Kernreaktor angedacht wurde. Eine solche Idee kam jedenfalls dem jüngsten Enkel von Henry Ford.

Der Ford Nucleon ist ein Konzeptfahrzeug aus dem Jahr 1958. Es sollte mit einem Kernreaktor ausgestattet werden, dessen Wärme eine Dampfturbine antreibt. Mit einer Reaktorfüllung sollte eine Reichweite von rund 8.000 Kilometer realisiert werden.

So sollte der Ford Nucleon aussehen

Atom-Auto in Videospielen

Auch der französische Autohersteller Simca hatte mit dem futuristischen Fulgur ein ganz ähnliches, Nuklear-betriebenes Modell im Sinn. Der Fulgur zeigte, wie man sich damals die Fahrzeuge im Jahr 2000 vorstellte. Das Atomauto sollte per Spracheingabe bedient werden und sich mithilfe von Radar orientieren.

Über den Status von Konzeptfahrzeugen kamen weder der Ford Nucleon noch der Simca Fulgur hinaus. Fallout-Spieler*innen könnten diese Konzepte allerdings bekannt vorkommen. Der Ford Nucleon diente beispielsweise als Vorlage für Atom-betriebene Fahrzeuge in der Computerspielreihe.

2. Zyklopen-Licht

Der Tucker '48 - besser bekannt als Tucker Torpedo - war das einzige Modell des US-Autoherstellers Tucker Corporation. Ungewöhnlich bei dem Fahrzeug waren die Frontscheinwerfer: Neben den 2 herkömmlichen Lichtern hatte der Tucker Torpedo nämlich einen dritten Scheinwerfer - das so genannte Zyklopenauge.

Der zentral an der Front angebrachte Scheinwerfer war mit der Lenkung verbunden und schwenkte in die Fahrtrichtung, sobald das Lenkrad um mehr als 10 Grad eingeschlagen wurde.

Tucker '48 - Foto von Rex Gray auf Flickr (CC BY 2.0

Nur 50 Stück produziert

Als der Tucker Torpedo in den Jahren 1947 und 1948 produziert wurde, waren allerdings mehr als 2 Frontscheinwerfer in mehr als 17 US-Bundesstaaten verboten. Für diese Bundesstaaten fertigte Tucker eine Abdeckung an.

1949 war die Tucker Corporation bereits bankrott und stellte ihren Betrieb ein. Insgesamt wurden nicht mehr als 50 Stück des Tucker '48 produziert.

3. Elektromagnetische Federung von Bose

Hört man "Bose" und "Auto", denkt man an ein Fahrzeug mit einer hochwertigen Sound-Anlage zur Musikwiedergabe. Beinahe hätte es aber eine gänzlich andere Bose-Innovation in moderne Fahrzeuge geschafft - nämlich eine hocheffiziente elektromagnetische Federung.

In den 1980er-Jahren hat Bose eine solche adaptive Federung für Autos entwickelt und unter anderem in einem 1994er Lexus LS400 eingebaut. Die aktive Federung basiert auf einem Linearmotor, Sensoren und einem Intel-Prozessor.

Die Radaufhängung samt Bose-Linearmotor

Zu schwer und zu teuer

Nimmt diese System eine Unebenheit auf der Straße wahr, kann der Linearmotor das Rad blitzschnell daran angleichen - das Stellglied hatte einen Spielraum von rund 20 Zentimeter. Dieses Angleichen geht so schnell, dass die Fahrzeuginsassen nichts davon spüren und ein Fahren ohne Erschütterungen möglich ist.

Die Bose-Federung war allerdings zu schwer und in der Serienproduktion zu teuer, weshalb die Technologie an der Radaufhängung keine Anwendung fand. Zum Einsatz kommt sie allerdings bei Fahrersitzen in Lkw und Bussen. Wie effizient die Bose-Federung funktioniert, ist in dem folgenden Video zu sehen.

4. Das fünfte Rad zum Einparken

Seit es Automobile gibt, grübeln Ingenieur*innen darüber nach, wie man das Autofahren einfacher und bequemer machen kann. In den 1930er-Jahren kam dem US-amerikanischen Erfinder Brooks Walker die Idee eines fünften Rades, mit dem das Einparken in engen Parklücken erleichtert werden sollte.

Als dieses fünfte Rad diente der Ersatzreifen, der sich am Heck des Wagens befand. Dieser hob das Fahrzeug an und ermöglichte eine Seitwärtsbewegung des Autos, um in eine enge Parklücke hineinzuschwenken - eine Art frühes Fahrassistenzsystem.

Die damalige Autoindustrie war von dieser Erfindung allerdings nicht begeistert und verzichtete darauf, Fahrzeuge mit einem Einpark-Rad auszustatten. Die Einparkhilfe war ziemlich kompliziert umzusetzen, was die Kosten des Fahrzeugs massiv in die Höhe trieb. Zum Einsatz kam es lediglich in einem Packard Cavalier Prototypen, der Brooks Walker gehörte.

5. Die goldene Rolls-Royce Toilette

Wenn man auf einer längeren Autofahrt auf das WC muss, hält man an der nächsten Tankstelle oder Raststätte an und nutzt die dortigen Toiletten. Nicht so in einem Rolls-Royce aus den 1950er Jahren.

Der US-amerikanische Geschäftsmann Joseph Mascuch ließ sich nämlich 1954 einen Rolls-Royce Silver Wraith anfertigen, bei dem es auf der Rückbank eine Toilette gab. Dieses Feature entsprach allerdings eher der alten Bezeichnung "Abort".

Plumpsklo in der Luxuskarre

Denn es gab weder eine Spülung noch einen Auffangbehälter für die Notdurft - diese landete einfach auf der Straße. Insofern kann man rückblickend gesehen froh sein, dass sich diese Erfindung nicht durchgesetzt hat.

Abgesehen von der Toilette mit vergoldetem Sitz war der Silver Wraith mit einer Klimaanlage, einer Bar, einem Telefon und einem TV-Gerät ausgestattet - für das Jahr 1954 ziemlich fortschrittlich. Zu sehen ist der einzigartige Rolls-Royce Silver Wraith im Louwman Museum in Den Haag in den Niederlanden.

6. Automatische Sicherheitsgurte

Als die Gurtpflicht aufkam, war das vielen Autofahrer*innen ein Dorn im Auge. Also versuchten die Hersteller, das Anschnallen so bequem wie möglich zu gestalten. Dabei kamen sie auf die Idee eines motorisierten, automatischen Sicherheitsgurtes.

Die Fahrerin oder der Fahrer nahm Platz und sobald die Tür geschlossen war, wanderte der obere Teil des Gurtes automatisch entlang des Fensters bis zur B-Säule. Den unteren Teil des Gurtes um den Bauch musste man allerdings immer noch selbst anlegen.

Mehr Probleme als Problemlöser

In der Folge verzichteten viele Autofahrer*innen auf den unteren Teil des Gurtes und waren im Falle eines Aufpralls nicht ausreichend geschützt. Außerdem war es problematisch, wenn Personen aus verunfallten Fahrzeugen befreit werden mussten oder selbst schnellstmöglich das Auto verlassen wollten.

Manchmal ist es offenbar vorgekommen, dass dabei der Gurt im Weg war und sich die Fahrzeuginsassen darin verhedderten. Die Problematik des automatischen Sicherheitsgurtes ist beispielsweise in dem folgenden Zeitdokument aus dem Jahr 1991 festgehalten.

7. Saab Sensonic

Aus der Innovationsabteilung des schwedischen Autobauers Saab schaffte es in den 1990er-Jahren die so genannte Sensonic-Schaltung in die Serienproduktion. So war etwa der Saab 900 ab 1995 mit der halbautomatischen Gangschaltung ausgestattet.

Bei der elektronisch gesteuerten Kupplung musste man zwar wie gewohnt schalten, aber eben nicht kuppeln. Auf Freilandstraßen und im Stadtverkehr gab es an der Sensonic-Schaltung offenbar nicht viel auszusetzen. Problematisch stellte sich allerdings das Manövrieren des Fahrzeugs beim Einparken heraus, wie im folgenden Video zu sehen ist.

8. Plattenspieler im Auto

Ab 1956 gab es in den Fahrzeugen von Chrysler eine spezielle Sonderausstattung, nämlich den Vinyl-Player mit der Bezeichnung "Highway Hi-Fi". Dieser war in der Mittelkonsole untergebracht.

Das Highway-Hi-Fi-System wurde bereits 3 Jahre nach Einführung eingestellt. 1959 war schon wieder Schluss mit dem Auto-Plattenspieler. Warum dieser kein kommerzieller Erfolg wurde, verrät ein Blick auf die Spezifikationen des Geräts. 

Warum der Auto-Plattenspieler scheiterte

Es war nämlich ein proprietäres System auf dem nur spezielle Vinyl-Scheiben abgespielt werden konnten. Dadurch war die Auswahl an verfügbaren Schallplatten stark begrenzt, was für einen Durchbruchnicht gerade förderlich war.

Die Funktionsweise eines Plattenspielers verträgt sich zudem nicht mit einem fahrenden Auto. Denn bei jeder Unebenheit auf der Straße springt die Nadel auf eine beliebige Stelle. Aus diesem Grund sind auch ähnliche Versuche, einen Plattenspieler in ein Auto zu integrieren, gescheitert.

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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Florian Christof

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