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Xbox One Spieletest

Zoo Tycoon im Test: Dafür braucht es keine Xbox One

Neben Ryse, Forza 5 und Dead Rising 3 ist Zoo Tycoon (ab 3 Jahren, 65 Euro) der vierte Exklusiv-Titel, der zum Verkaufsstart der Xbox One verfügbar ist. Obwohl das Zoo-Aufbauspiel mit süßen Tieren und Kinect-Mini-Games den Anspruch erhebt, für Kinder geeignet zu sein, verbirgt sich eine unnötig umständlich zu bedienende Wirtschaftssimulation „Light“ dahinter.

Eines der größten Probleme von Zoo Tycoon ist, dass es nicht Zielgruppen-gerecht ist. Für Kinder ist es zu komplex, was auch an der umständlichen Menüführung liegt. Man kann etwa aus der Luftansicht nicht ein Tier im Gehege auswählen, wenn man mit den Cursor darauf klickt. Stattdessen muss man ins Gehege gehen, das Tiermenü aufrufen, Tiere ansehen auswählen, mit den Schultertasten zum gewünschten Tier schalten und dort eine Taste gedrückt lassen, um die Bedürfnisse und Daten des Tieres anzusehen.

Auf der anderen Seite ist es für Simulations-Liebhaber nicht komplex genug. Die Gehege können nicht frei gebaut werden – man kann lediglich eine von drei Größen wählen. Auch die Gegenstände im Gehege sind nur an fixen Punkten platzierbar und stark limitiert. Nicht einmal die Wege im Zoo kann man selber bauen. Diese werden automatisch angelegt, je nachdem wohin man das Gehege oder Gebäude platziert.

Relaxen oder stressen

Mit drei Spielmodi will Zoo Tycoon diese Missstände schmälern. Im freien Modus gibt es unendlich Geld und keine Ziele, die erfüllt werden müssen. Allerdings gibt es sogar in diesem Modus ein Gebäudelimit – man kann also nicht den gigantischen Zoo seiner Träume bauen. Und die umständliche Steuerung wird auch mit unendlich Geld nicht erträglicher.

Im Herausforderungsmodus startet man von null mit beschränkten Geldmitteln und muss Aufgaben innerhalb eines Zeitlimits erfüllen. Das kann schon herausfordernd sein, vor allem wenn man wegen des umständlichen Menüs und der verkorksten Steuerung nicht das Vieh oder Gebäude findet, das betreut oder gebaut werden soll. Im Kampagnen-Modus wechselt man den Zoo, wenn eine bestimmte Anzahl an Herausforderungen gemeistert wurde.

Schlechte Menüs

Hier ein Beispiel für einen guten Tiefgang, der durch die schlechten Menüs verdorben wird. Gehege-Typen sind nur für bestimmte Tiere geeignet. Eine Herausforderung verlangt, dass ein asiatischer Elefant angeschafft wird. Man ruft also das Baumenü auf und klickt sich durch die Gehege, bis man sieht, dass die Savanne am besten für Elefanten geeignet ist. Man pflanzt das Gehege hin und wählt es an.

Jetzt wird „Tier adoptieren“ (klingt freundlicher als kaufen) gewählt und danach die Spezies, in diesem Fall Elefant und setzt zwei Stück ins Gehege. Jetzt sind zwar die Besucher glücklich, aber nicht die Tiere. Denn eigentlich fühlen sich nur afrikanische Elefanten in der Savanne richtig wohl, ihre asiatischen Artgenossen bevorzugen ein anderes Terrain.

Diese durch schlechte Menüs verbreitenden Fehlinformationen sorgen für Frust. Vielleicht ist das auch Absicht, damit Kinder ab 8 Jahren sich so darüber ärgern, dass sie etwas lernen. Wenn man umständlich ein neues Gehege bauen muss und noch viel umständlicher die zwei gekauften Tiere (kein Tier in Zoo Tycoon ist gern alleine) ins neue Gehege verlegen muss, merkt man sich für die Zukunft, wo welche Elefantenart sich wohl fühlt.

Zwischen den Welten

Mit verschiedenen Bedürfnissen der Besucher, Angestellten-Management, upgradbaren Gebäuden, Nachwuchs-Züchtung, Levels für die Tiere, anpassbare Preise und erforschbaren Gegenständen wie Werbekampagnen, vermittelt Zoo Tycoon den Eindruck, eine tiefgehende Wirtschaftssimulation zu sein.

Tatsächlich ist es so: Die Besucher wollen essen. Man baut eine neue Burger-Bude. Es liegt Müll herum. Man stellt einen Hausmeister ein. Eine Herausforderung hat das Ziel Werbung zu machen. Man erforscht die Werbekampagne. Es gibt keine Verkettungen, keine echten Möglichkeiten der Optimierung, keine Faktoren die zusammenspielen. Und trotzdem gibt es so viele Optionen, dass Kinder und Gelegenheitsspieler überfordert sein könnten.

Next was?

Warum Zoo Tycoon als Launchtitel einer Next Gen Konsole gewählt wurde, ist nur schwer begreiflich. Die Tiere im Zoo schauen schön aus, wenn man in der Third-Person-Ansicht zum Gehege läuft. Die Menschen und deren Animationen könnten aber genauso aus einem Xbox 360 Spiel stammen. Die Größenbegrenzung für den Zoo im freien Modus ist ebenfalls nicht einer Next Gen Konsole würdig.

Die Kinect-Implementierung ist auch mehr gezwungen als gewollt. Man kann Tiere füttern, indem man die Hand ausstreckt, eine Faust macht, die Hand hoch hebt und die Handfläche öffnet. Man kann mit Affen spielen, indem man sich wie ein Affe unter den Armen kratzt. Und man kann einen Schlauch steuern, um die Tiere sauber zu spritzen. Klingt alles lustig, doch die Bewegungssteuerung ist so ungenau umgesetzt, dass man nach einmaligem Ausprobieren lieber zum Controller greift.

Fazit

Man kann mit Zoo Tycoon schon ein paar Stunden verbringen, aber im freien Modus gibt es keine Herausforderungen und nicht die Möglichkeit wirklich unendlich zu bauen, sowie zu wenig gestalterische Freiheit. Im Herausforderungs-Modus ist man schon versucht weiter zu machen, wird aber durch die umständliche Steuerung und die schlecht designten Menüs vor eine harte Probe gestellt.

Noch dazu fehlen spaßige Kleinigkeiten, wie Jäger- und Beutetiere ins selbe Gehege zu stecken oder die Tiere im Zoo frei laufen und die Besucher erschrecken zu lassen. Würde Zoo Tycoon um 30 Euro angeboten werden, könnte man über den ein oder anderen Kritikpunkt hinwegsehen. 65 Euro sind aber zu viel für ein Aufbauspiel, dass weder die Steuerung noch den Grad der Komplexität in den Griff bekommt.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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