
Betagte und Kranke unabhängiger durch elektronische Hilfen
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Elektronische Systeme für Betagte und chronisch Kranke können diesen helfen, ein selbstständiges, sicheres und aktiveres Leben zu führen. Das ist eine Erkenntnis aus dem EU-SPES-Projekts (Support Patients through E-Service Solutions), dessen Abschlusskonferenz am Freitag in Wien stattfindet. Die Wiener Sozialdienste beteiligten sich an Praxistests solcher Entwicklungen für Demenzkranke.
Zukunftspotenzial
"Forschung und aktuelle Entwicklungen in den Bereichen 'Ambient Assisted Living' und 'E-Health' stellen eine große Herausforderung dar und werden in Zukunft gefragte individuelle Hilfen bei der Alltagsgestaltung sein", betonte die Dritte Präsidentin des Wiener Landtages und Vizepräsidentin des Dachverbandes der Wiener Sozialeinrichtungen, Marianne Klicka, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
SPES hat in den vergangenen drei Jahren Techniker, Wissenschafter (z.B. Fakultät für Informatik der Universität Wien) und soziale Einrichtungen (z.B. Fonds Soziales Wien und Verein der Wiener Sozialdienste) in Italien, Belgien, der Slowakei, Tschechien und Österreich vernetzt. In Italien, bei einer Projektgruppe in Ferrara, ging es beispielsweise um die telemedizinische Überwachung des Zustands von Patienten, die ständig auf Sauerstoffzufuhr angewiesen sind.
Ortung von Patienten
Das Wiener Pilotprojekt im Rahmen des Programms beschäftigte sich mit der Entwicklung und Testung von Hilfssystemen für Demenzkranke. An den Praxistests nahmen 98 in Wiener Einrichtungen betreute Patienten teil. Karin Kienzl-Plochberger vom Verein Wiener Sozialdienste schilderte mehrere Anwendungen, welche den Patienten und den Betreuern gleichermaßen helfen. So wurden zum Beispiel aktive Ortungsysteme in einem Tageszentrum eingesetzt, die Alarm schlagen, wenn ein Patient sich allein in potenziell gefährliche Areale (z.B. Dachterrassen etc.) begibt. Dann kann er von Betreuern aufgesucht und zur Umkehr bewegt werden.
GPS-Systeme wiederum können helfen, Demenzkranke, die sich verirrt haben, wiederzufinden. "Sprechende" Wohnungsschlüssel erinnern daran, dass die damit versorgte Person eben diese Schlüssel wirklich mitnimmt, wenn sie die Wohnung verlässt. Ähnlich funktionieren auch aktive Etiketten auf Objekten, man auch im Fall des Verlegens wiederfinden können soll.
Elektronisches Erinnerungbuch
Wer je gesehen hat, wie Demenzkranke durch das Anstoßen der Erinnerung an frühere Lebensabschnitte aktiviert und stundenlang beschäftigt werden können, ist sofort von dem "elektronischen Erinnerungsbuch" fasziniert, das als Software-Entwicklung in Wien getestet wurde. Die individuelle Lieblingsmusik, Bücher, Fotoalben etc. werden in einen Computer geladen. Der Patient kann "sein" Buch leicht über einen Touchscreen ansteuern. Die Erinnerungen erschließen häufig wieder einen Zugang zu den oft passiven und in sich "eingeschlossenen" Personen. Laut Karin Kienzl-Plochberger motivierte das System manche Demenzkranke sogar zum selbstständigen Internet-Surfen.
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