Pioneers 2015 - Hermann Hauser bei der Eröffnunfs-Keynote
Pioneers 2015 - Hermann Hauser bei der Eröffnunfs-Keynote
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Pioneers Festival

"Computer können noch kein Frühstück machen"

Die Entwicklung der Rechenleistung lässt sich in sieben große Wellen einteilen, erklärt Hermann Hauser in seiner Eröfffnungs-Keynote beim Pioneers-Festival 2015 in der Wiener Hofburg. Als Welle 0 bezeichnet Hauser, der in Cambridge forscht und unter anderem an der Gründung des Smartphone-Chip-Giganten ARM beteiligt war, den EDSAC-1, den ersten "User-Computer", der in Cambridge entwickelt wurde. Dieser Rechner war 1500 mal schneller als seine Vorgänger, ein Sprung der bis heute unerreicht bleibt, wie Hauser betont. Trotzdem ist die Rechenleistung, die für 1000 US-Dollar am Markt erhältlich ist, seit damals exponentiell gewachsen.

Pioneers 2015
Welle 1 wurde von IBMs "370 Mainframe" eingeleitet, einem Rechner, der damals eine Million Dollsr kostete. Die zweite Welle brachte den DEC VAX 11/750, der mit einem Preis von 100.000 Dollar schon vergleichsweise billig war. "Ein interessantes Muster in der Geschichte dere Computer ist, dass jene Firmen, die eine Welle dominiert haben, die nächste Revolution immer verpasst haben", sagt Hauser. Die dritte Welle, die vom IBM PC geprägt war, brachte Computer, die nur noch 1000 Dollar kosteten und von denen pro Jahr hunderte Millionen verkauft wurden. Die fünfte Welle hat Steve Jobs eingeläutet. Heute befinden wir uns mitten in dieser Phase, die von Smartphones und Cloud-Computing geprägt ist.

Künstliche Intelligenz ist die Zukunft

Richtig interessant wird es laut Hauser in der sechsten Welle, die uns erst noch bevorsteht. Das Internet der Dinge und künstliche Intelligenz sind die nächsten Faktoren, die unsere Computer-Technik revolutionieren werden. Vor allem in der künstlichen Intelligenz sieht Hauser großes Potenzial. Um dieses auszuschöpfen, müssen aber erst einige grundlegende Konzepte überarbeitet werden. "Wir werden keine Nullen und Einsen mehr haben, sondern Wahrscheinlichkeiten. Die Systeme sind dann nicht mehr deterministisch, sondern statistisch. Dann müssen wir Computer nicht mehr programmieren, sondern unterrichten", erklärt Hauser. Als größte Herausforderung sieht der Computer-Pionier aber das Verständnisproblem zwischen Menschen und Maschinen. "Es wird schwer, Computer so weit zu bringen, dass sie uns geben, was wir wirklich brauchen. Wir sind schlecht darin, uns die richtigen Dinge zu wünschen. Das ist das Flaschengeist-Problem."

Derzeit sieht Hauser den Stand der Forschung im Bereich künstliche Intelligenz auf dem Niveau eines Insektenhirns, das Gehirn einer Maus sieht er aber in Reichweite. Es sei aber wichtig, schon jetzt nach Wegen zu suchen, wie mit künstlicher Intelligenz umgegangen werden kann, da die Technologie mit hohen Risiken verbunden sei. "Künstliche Intelligenz wird das Größte, das die Welt je erlebt hat", sagt Hauser. Genau wie seine Kollegen Martin Rees, Elon Musk und Stephen Hawking mahnt Hauser aber trotz des enormen Potenzials der Technik zur Vorsicht. Aus diesem Grund unterstützt er das Center for the Study of Existential Risk in Cambridge, das sich unter anderem um den vorsichtigen Umgang mit der Erforschung künstlicher Intelligenz kümmert.

Künstliche Superintelligenz schon 2050?

"Sogar Hollywood hat mit Filmen wie Ex Machina oder Her erkannt, dass künstliche Intelligenz ein heißes Thema ist. Ich glaube, dass Computer, die intelligenter sind als Menschen, schon 2050 möglich sein könnten. 2100 sind sie sogar wahrscheinlich, auch wenn es natürlich keine Gewissheit gibt", sagt Hauser. Was heutigen Systemen vor allem noch fehlt ist laut dem Fachmann Hausverstand, Kreativität, die Möglichkeit die Zukunft abzuschätzen und Verständnis für Menschen. "Die Computer können noch kein Frühstück machen", sagt Hausser. Wenn es tatsächlich gelingt, superintelligente Maschinen herzustellen, wären laut Hauser 50 Prozent aller Jobs in Gefahr. "Wir müssen dafür sorgen, dass solche Systeme menschliche Werte verstehen. Es ist wichtig, dass wir jetzt eine Debatte beginnen. Wir müssen lernen, mit künstlichen Intelligenzen umzugehen, bevor es zu spät ist."

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