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Forum Alpbach

Globales Dorf verändert Wertschöpfungsketten

Will man in Zukunft mit einer Innovation im Bereich Mobilität punkten, wird es nicht reichen, lediglich ein neues Auto zu entwickeln. Im „globalen Dorf" der Zukunft müssten Wertschöpfungsketten viel weiter gedacht werden, um mit einer Entwicklung die ständig steigende Komplexität sinnvoll bewältigen zu können und einen tatsächlichen Mehrwert zu schaffen, zeigt sich Sabine Herlitschka, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei Infineon Technologies Austria, gegenüber der APA überzeugt. Welche Chancen sich darin bieten, diskutieren Experten am Freitag bei einem Arbeitskreis der Alpbacher Technologiegespräche.

Umwälzung
Die Anforderungen an die Wertschöpfungsketten der Zukunft umfassen weit mehr als die Optimierung von Produktion und Logistik, ist sich Herlitschka sicher. „Was wir zeigen werden, ist, dass hier ganz wesentliche Veränderungen stattfinden, die uns einholen und dass sich das auf verschiedenen Wegen auf die Wertschöpfungskette niederschlägt.“ Diese Umwälzungen gingen einher mit den großen globalen Herausforderungen, wie etwa der Veränderung der Mobilität und Energienetze sowie dem noch stärkeren Trend in Richtung Dienstleistungsgesellschaft.

„Um ein griffiges Beispiel aus der Mobilität zu bringen: Es wird vermutlich ziemlich altmodisch sein, ein Auto anzubieten“, erklärte Herlitschka. Es wird vermutlich weniger um einzelne Produkte, sondern mehr die Kombination von verschiedenen Lösungen für bestimmte Anforderungen gehen. Das werde etwa bei der Elektromobilität klar, bei der das einzelne Auto allein, ohne die dazugehörende Strom-Tankstellen-Infrastruktur, keinen Sinn macht. Um diese Infrastruktur sinnvoll aufbauen und betreiben zu können, muss sich wiederum auch die Energieversorgung entsprechend verändern. Das Produkt „Auto“ braucht also weit mehr, als sich selbst. Das stelle eine zukünftige Entwicklung, „jenseits dessen dar, was man normal als Wertschöpfungskette mit Begriffen wie Logistik, Zulieferer, Produzent und Abnehmer versteht“.

Nachhaltigkeit
Auch das Thema Nachhaltigkeit etwa im Sinne von Wiederverwertung von knappen Rohstoffen, die bereits einmal in einem Produkt ihre Dienste verrichtet haben - also schon einmal die Wertschöpfungskette durchliefen - werde vermutlich wichtiger. In der Diskussion „Ökonomie versus Ökologie“ ergeben sich auch Marktpotenziale, so die Expertin.

Firmen müssten sich zukünftig entsprechend stärker mit branchenfremden Technologien auseinandersetzen - das Innovationssystem werde breiter. „Einerseits verschwinden die Branchengrenzen mehr und mehr, andererseits braucht man aber auch neue Geschäftsmodelle“, so Herlitschka. Die Frage sei: „Was bietet man denn wirklich an? Ist es noch ein Produkt oder ist es eigentlich ein Service und für welche Services kann man etwas verlangen und wofür nicht.“

Kundenorientiert
Ein weiterer Aspekt sei, dass die Kunden stärker in den Vordergrund rücken. Das klinge zwar „trivial, aber man wird sich viel stärker überlegen müssen, was die Kunden wirklich brauchen und wollen“. Auch für ein Unternehmen, das wie Infineon eher im „Business-to-Business-Bereich“ tätig ist, gehe es weniger darum, nur darauf zu achten, was technisch möglich ist, sondern, was wirklich sinnvoll ist.

Das alles immer komplexer wird, ist ein altes Schlagwort und als Erkenntnis nicht neu, es gehe aber nun verstärkt um den Umgang damit. Herlitschka: „Man wird dann die Nase vorne haben, wenn man es schafft Ansätze zu entwickeln, die Komplexität nicht wegzureden oder zu vermeiden, sondern sie irgendwie vernünftig zu managen.“

Kooperation
Das Mittel der Wahl, um dem in Forschung und Entwicklung zu begegnen, ist kein Unbekanntes - nämlich die Kooperation. Heute könne keine Organisation für sich alleine so gut sein, dass sie alle Antworten selbst findet.

Die Möglichkeiten, wissenschaftliche Erkenntnisse aus dem universitären Bereich auch in die Wertschöpfungskette mitzunehmen, sieht Herlitschka noch nicht ausgeschöpft. „Die Unis sollten viel systematischer rausgehen und auch tatsächlich offensiv auf Unternehmen und Partner zugehen.“ Einige heimische Institutionen täten das bereits. Infineon habe etwa gute Partnerschaften in diese Richtung aufgebaut, „ich glaube aber, dass da noch viele Potenziale bestehen“, so die Managerin.

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