ARCHIV - Eine Kartoffel liegt auf einer Hand in Berlin (Archivfoto vom 12.10.2006). Infolge illegaler Preisabsprachen bei Kartoffeln soll deutschen Verbrauchern und Bauern nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» («SZ»/Samstag) ein Schaden von mehr als 100 Millionen Euro entstanden sein. Foto: Gero Breloer dpa/lnw +++(c) dpa - Bildfunk+++
ARCHIV - Eine Kartoffel liegt auf einer Hand in Berlin (Archivfoto vom 12.10.2006). Infolge illegaler Preisabsprachen bei Kartoffeln soll deutschen Verbrauchern und Bauern nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» («SZ»/Samstag) ein Schaden von mehr als 100 Millionen Euro entstanden sein. Foto: Gero Breloer dpa/lnw +++(c) dpa - Bildfunk+++
© dpa/Gero Breloer

Botanik

Holländische Kartoffel kann mit Salzwasser gegossen werden

Salzwasser ist eine große Bedrohung für die Nahrungsmittelproduktion auf der Erde. Fast 50 Prozent des Ackerlandes sind von Salzwasserkontamination betroffen. Deshalb gibt es weltweit Bestrebungen, salzwassertolerante Feldfrüchte zu züchten. In Holland ist das jetzt gelungen. In Kooperation mit der Universität Amsterdam hat Bauer Marc van Rijsselberghe eine Kartoffelsorte gezüchtet, die problemlos mit verdünntem Meerwasser gegossen werden kann, wie der Guardian berichtet.

In einem Versuchsfeld auf der holländischen Insel Texel, wo Salzwassersümpfe und das Meer für extrem schwierige Bedingungen sorgen, hat sich die neue Sorte bereits bewährt. Vor kurzem hat das Projekt sich gegen 560 Mitbewerber durchgesetzt und den Grand Challenge Award der staatlichen US-Hilfsorganisation USAid gewonnen.

Acker statt Labor

Die Kartoffelsorte wurde ohne technische Genmanipulation durch Kreuzung gezüchtet. Ein alter holländischer Bauer mit enzyklopädischem Wissen über alte Kartoffelsorten soll dabei eine wichtige Rolle gespielt haben. Van Rijsselberghe sieht seine neue Züchtung als großen Erfolg.

"Fast das ganze Wasser auf der Erde ist Salzwasser, es gibt Millionen von Menschen, die in durch Salz verunreinigten Regionen leben. Wir haben also ein Problem. Bislang war die einzige Lösung, das Salz mit enormem Aufwand aus den Äckern fernzuhalten, Wir dagegen arbeiten mit Möglichkeiten, die die Natur uns gegeben hat", so van Rijsselberghe.

Mehr nutzbares Ackerland

Süßwassermangel ist eines der größten globalen Probleme. Die Entsalzung von Meerwasser ist teuer, energieaufwendig und produziert Salzlake, die entsorgt werden muss. Für die Bewässerung von Ackerland in ärmeren Weltregionen kommt das nicht in Frage. Die salzresistente Kartoffelsorte wird deshalb bereits verbreitet.

Die niederländische Hilfsorganisation MetaMeta hat bereist einige Tonnen der meerwassertauglichen Knollen nach Pakistan verschickt. In Pakistan und Bangladesch kämpfen Bauern oft mit Fluten, die Meerwasser auf ihre Felder drückt. Mit der neuen Kartoffelsorte könnten sie trotzdem eine Ernte einfahren. Weltweit leben 250 Millionen Menschen auf von Salz bedrohter Erde.

Erdbeeren und Golfplätze

Van Rijsselberghe will weitere Pflanzen züchten, die eine hohe Salztoleranz haben: "Ein Drittel der Niederlande ist von einem hohen Salzgehalt in der Erde bedroht. Die Dämme und Pumpen können uns nicht immer schützen. Vielleicht können wir in den Salzwassersümpfen und sogar im Meer Pflanzen anbauen." Der Pionier arbeitet bereits an Erdbeeren und ist auf der Suche nach salztolerantem Gras, damit nicht mehr so viel Energie für die Begrünung von Golfplätzen und anderen rasenintensiven Flächen verschwendet wird.

Dass die mit Meerwasser gegossenen Pflanzen salzig sind, hält van Rijsselberghe nicht für ein Problem. "Wenn eine Pflanze mit salzhaltigem Wasser geärgert wird, reagiert sie oft mit mehr Zucker. Unsere Erdbeeren sind deshalb sehr süß. Die Pflanzen lagern das Salz zudem in neun von zehn Fällen in den Blättern ab, bei unseren Kartoffeln müsste ein Mensch deshalb viele Kilos essen, bevor die Salzdosis bedenklich würde. Einige der entstehenden Kartoffelsalate sind aber trotzdem recht salzig."

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