
Intelligente Ampeln sollen Verkehr steuern
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Sieben Ampelanlagen werden mit einer Software aufgerüstet, die das Verkehrsaufkommen der öffentlichen Busse, Privatfahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger über den zentralen Verkehrsrechner der Stadt miteinander abstimmt, so dass keiner benachteiligt wird und möglichst wenig Haltezeiten entstehen. Das zweijährige Forschungsprojekt "Share" soll zum Vorzeigeprojekt für andere Städte Mitteleuropas werden.
Der Projektname steht für "Salzburg Hybrid Advanced Road Efficiency" und bedeutet zugleich "teilen". "Share" soll den Verkehr intelligent regeln, alle Teilnehmer werden berücksichtigt. Das Steuerungsgerät der Verkehrsampel erkennt, wie hoch das Verkehrsaufkommen ist. "Der Kontroller errechnet die günstigste Ampelschaltung", erklärte der Projektleiter im Magistrat Salzburg, Wolfgang Weilbuchner (34), der APA. Der Mitarbeiter im Ressort von Baustadträtin Claudia Schmidt (ÖVP) ist mit Martin Hauschild (30) aus dem Ressort von Planungsstadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) mit der Umsetzung des "Leuchtturmprojekts" beauftragt.
Gleichberechtigung
"Es handelt sich um ein Optimierungsverfahren, bei dem alle zum Zug kommen: Der Öffentliche Verkehr, der Individualverkehr, die Radfahrer und Fußgänger", fasste Hauschild zusammen. Alle Verkehrsteilnehmer seien gleichberechtigt, "die Verkehrslichtsignalanlagen gehen auf die verschiedenen Verkehrsströme ein", ergänzte die Baustadträtin. "Vielleicht kann man einmal so weit gehen, dass man auf die Busspuren verzichten kann."
Komplexe Lichtsignalanlage
Zur Realisierung des Projekts erhalten die sieben Ampeln bis zum Sommer eine neue Software und werden mit Infrarot- und Induktionsschleifen ausgestattet. Testgebiet ist die Innenstadt, vom Herbert von Karajan-Platz bis zur Nonntaler Brücke. In der ersten Projektphase werden der Öffentliche- und der Individual-Verkehr auf einander abgestimmt. Das adaptierte Steuerungssystem ist aufwendig: "Eine komplexe Lichtsignalanlage umfasst 120 Seiten Logik", veranschaulichte der Projektleiter.
Der gesamte Verkehr soll mit wenig Rotphasen und mit möglichst wenig Stehzeiten durch die Stadt kommen. Über die Nonntaler Brücke wälzen sich täglich bis zu 33.000 Fahrzeuge, Staus sind nahezu an der Tagesordnung. Weilbuchner: "Je flüssiger der Verkehr, desto geringer ist der Schadstoffausstoß".
Vernetzung mit Videokameras
In der zweiten Projektphase werden Videokameras mit den Ampelanlagen vernetzt. Anhand der aufgenommenen Umrisse erkennt das Steuerungssystem, wie viele Personen über die Straße wollen. Die intelligente Bildauswertung ermöglicht eine Verkürzung der Wartezeiten und bewirkt eine längere Grünphase, falls eine größere Gruppe die Kreuzung überqueren will. Immerhin bevölkern 14.159 Radfahrer und Fußgänger innerhalb von zwölf Stunden die Staatsbrücke, wie eine Zählung aus dem Jahr 2010 ergab. Die einzelnen Personen werden von den Kameras übrigens nicht erkennbar dargestellt.
Das dritte Projektziel ist eine "taktische Fahrweise" der Öffis, um ein gleichmäßiges Rollen ohne erzwungenen Halt zu erreichen. Den Lenkern der Busse wird die optimale Fahrgeschwindigkeit signalisiert. Was die Staus bei Schlechtwetter im Sommer auf den Ein- und Ausfahrstraßen Salzburgs betrifft, müssten dann noch weitere Schritte in Richtung eines Verkehrsmanagement gesetzt werden, meinte Weilbuchner.
Entwickelt in Graz
"Share" wurde von der Stadt Graz initiiert, als Projektentwickler wurde die Gevas Software mit Sitz in München ins Boot geholt und als fachlicher Beirat die Technische Universität Graz herangezogen. Doch das Projekt sei aufgrund nicht vorhandener Personalressourcen in Graz gescheitert, erzählten die zwei Mitarbeiter des Salzburger Magistrats. Deshalb wird es jetzt in Salzburg umgesetzt.
Die Kosten für "Share" betragen 822.000 Euro, davon sicherte die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft FFG 461.000 Euro zu. Für die Infrastruktur, die technische Aufrüstung der Anlagen mit dem Softwareprogramm Epics und die Vernetzung mit dem Zentralrechner zahlen Stadt und Land Salzburg 150.000 Euro. Die restlichen Kosten übernehmen Gevas und Projektpartner.
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