Zillertal startet mit eingeschränktem Skibetrieb,
Zillertal startet mit eingeschränktem Skibetrieb,
© /Zillertal Arena/Hannes Sautner

Technik

Lawinensonde mit Mini-Computer zeigt Schneeprofil an

Zur Bewertung des Schneedeckenaufbaus für die Beurteilung der Lawinengefahr ist ein neues Gerät auf den Markt gekommen: Eine 1,5 Meter lange Lawinensonde mit Mini-Computer zeichnet mittels Sensoren den Aufbau der Schneeschichten auf. Sie soll für all jene eine Informations- und Entscheidungshilfe mit enormer Zeitersparnis sein, die ein Schneeprofil interpretieren können. Die Sonde, die mit Batterien nur 500 Gramm wiegt und deshalb leicht zu transportieren ist, soll Experten bei der Einschätzung der Lawinengefahr unterstützen. Sie könnte vor allem für Lawinenkommissionen, Berg- und Skiführer, Bergrettung, Skitouren-Lehrwarte und Liftbetreiber mit angeschlossenen Freeride-Gebieten einen Vorteil bringen, erklärte der Salzburger Unternehmer Franz Hohensinn im APA-Gespräch. Er vertreibt das digitale Schnee-Analysetool in Österreich und Deutschland. Entwickelt und eingeführt wurde es in den USA von der Firma Avatech mit Sitz in Colorado.

"Zehn Geräte werden jetzt innerhalb von Österreich erprobt. Darunter einige in Tirol", schilderte der Berg- und Skiführer aus Hallein. Die Lawinenkommission Salzburg und einige Bergführer am Arlberg würden die Sonde nun testen. Im Idealfall erspare man sich das Graben eines Schneeprofils zur Bewertung der Stabilität, sagte Hohensinn. Die digitale Sonde misst bis zu 1,5 Meter tief innerhalb weniger Sekunden die Härteunterschiede in der vorhandenen Schneedecke, die Hangneigung und die Hangausrichtung. Bis zu dieser Tiefe kann ein Skitourengeher die Schneeauflage mit seinem Gewicht noch beeinflussen und schlimmsten Falls eine Lawine oder ein Schneebrett auslösen, erklärte Hohensinn.

Bereits im Einsatz

Die von dem Mini-Computer aufgenommenen Daten können samt Foto und Sprachnachricht über Bluetooth auf ein Handy übertragen und dann per SMS oder E-Mail an eine Einsatzzentrale weitergeleitet werden. Es besteht auch die Möglichkeit, die aus der Schneedecke gewonnenen Daten in das AvaNet einzuspeisen. Dort sind Auswertungen weltweit aus verschiedenen Beobachtungspunkten verzeichnet. "In Chamonix zum Beispiel sind auch schon einige Sonden im Einsatz", erklärte der Salzburger. Die Erkenntnisse aus den einzelnen Standorten können über einen freien Account eingesehen werden. Für Profis wird ein Zugang um 120 Euro im Jahr mit allen weltweit verfügbaren Karten angeboten. Die Profiversion kann auch zur Tourenplanung verwendet werden.

Die Sonde kostet 2.158 Euro. Sie kam im Vorjahres-Winter in den USA auf den Markt. Im Frühjahr 2015 wurde "Avatech SP1" im deutschsprachigen Raum vorgestellt. Im Herbst präsentierte Hohensinn die upgedatete "SP2" auf der Alpinmesse in Innsbruck. Im Fachhandel ist das Gerät nicht erhältlich. Es kann aber über die Internetseite www.avatech.com bestellt werden. Schulungen und Produktfragen laufen über info@more-hohensinn.com, "weil der normale Skitourengeher nichts damit anfangen kann", wie Hohensinn betonte. "Wir veranstalten auch LVS-Ausbildungen und Kurse. Da lernt man, wie man ein Schneeprofil lesen und interpretieren kann." Für einen Laien ohne entsprechender Erfahrung sei das Gerät nicht geeignet. Es setzt viel Fachwissen über den Aufbau der Schneedecke und die davon ausgehenden Gefahren voraus.

In der kommenden Woche werden Salzburger Lawinenkommissionen das neue Gerät bei einem Kurs in Maria Alm (Pinzgau) erproben. "Das ist eine gute Gelegenheit für eine Feldtesterfahrung", sagte der Leiter des Lawinenwarndienstes Salzburg, Norbert Altenhofer, im APA-Gespräch. "Wenn es funktioniert, könnte es für Experten mit viel Erfahrung eine Hilfestellung für den berühmten Blick in die Schneedecke sein." Die Testergebnisse werde man mit den herkömmlichen, manuellen Methoden vergleichen, zum Beispiel mit dem "Klopftest", der auch nur ein paar Minuten dauert, erklärte Altenhofer. Hohensinn ist Mitglied des erweiterten Lehrteams des Lawinenwarndienstes Salzburg.

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