
Roboter als Gehhilfe für Querschnittsgelähmte
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Mehrere Firmen weltweit arbeiten an Gehhilfen, unter anderem in Israel, Japan und Neuseeland. Die US-Firma Ekso Bionics stellte am Donnerstag in München ihren intelligenten Roboter Ekso vor. Das Gerät solle nun an Rehakliniken in den USA und Europa getestet und für den heimischen Gebrauch weiterentwickelt werden, kündigte Geschäftsführer Eythor Bender an.
Rund ein halbes Dutzend Roboter sind nach Angaben der Firma schon für die Erprobungsphase ausgeliefert. „Hier in Europa fangen wir gerade an.“ Im Frühjahr könnten auch hier die ersten Roboter zum Einsatz kommen. In den Kliniken soll unter anderem untersucht werden, ob die Geräte einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Etwa könnten Wundstellen vermieden, die Durchblutung gefördert, Osteoporose eingedämmt und Gelenke flexibel gehalten werden.
Warnung vor zu großen Erwartungen
Experten warnen aber vor zu großen Erwartungen. Derartige
Gehhilfen, die in ähnlicher Art auch von anderen Firmen weltweit entwickelt werden, seien nicht für alle Patienten geeignet, sagte der Leiter der Abteilung für experimentelle Neurorehabilitation am Querschnittszentrum des Universitätsklinikums Heidelberg, Rüdiger Rupp. „Man muss sehr aufpassen mit Vorstellungen, dass das nun die Wunderheilung für alle Patienten ist - das ist es nicht.“ An der Uniklinik in Heidelberg würden stationäre Exoskelette ausschließlich zum Training von Patienten und nicht als Gehhilfe eingesetzt.
Die Patienten dürfen etwa keine zu starken Muskelkrämpfe haben, die mit Querschnittlähmung einhergehen. erklärt Rupp. Zudem müsse der Brust- und Lendenwirbelbereich ausreichend stabil die Gelenke beweglich sein. „Wenn jemand dafür infrage kommt, darf man ihm das nicht absprechen“, betont Rupp. „Man muss ihn aber darüber aufklären, dass die Spätschäden unklar sind.“ Druckstellen und Belastungen der Gelenke etwa müssten untersucht werden - der Test in Reha-Einrichtungen sei deshalb der richtige Weg.
Elektrosimulation als Weg
Das biblische Wunder, Lahme zum Gehen zu bringen oder ihnen wenigstens mehr Mobilität zu verschaffen, beschäftigt Ärzte und Forscher seit langem. Ein anderer Weg führte über Elektrostimulation: Auch damit hätten Gelähmte eigene Schritte machen können, berichtet Thomas Schauer vom Fachgebiet Regelungssysteme an der TU Berlin, wo Elektrostimulation aber nur für die Rehabilitation eingesetzt wird. Beim stimulierten Gehen fehle die Stabilität, zusätzlich sei deshalb ein Rollator nötig. Und: „Es sieht einfach anders aus als normales Gehen.“ Deshalb hätten die Ansätze der Robotik durchaus Vorteile.
Für den heimischen Gebrauch soll Ekso etwa ab 2013 zu haben sein. Er rechne mit Kosten zwischen 50.000 bis 60.000 Euro, sagte Bender - „wie für ein neues Auto“. Der Roboter soll dann auch Treppen steigen können.
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