© Freud Museum Wien

TU WIEN

Roboter in der Psychoanalyse

Das Projekt „Artificial Recognition System“ (ARS) baut auf Sigmund Freuds Strukturmodell auf, das die menschliche Psyche als das Zusammenspiel von drei Ebenen versteht: Es, Ich und Über-Ich. Die Wissenschafter erhoffen sich von der Übertragung dieses Konzepts auf die Technik Fortschritte in Bereichen, wo bisherige Ansätze der Künstlichen Intelligenz an ihre Grenzen gestoßen sind. Das Modell wurde, gestern, Mittwoch, Abend in Wien vorgestellt.

„Die technischen Systeme sollen die selben Denkvorgänge und Denkmuster haben wie Menschen“, schildert Dietmar Bruckner vom Institut für Computertechnologie der TU Wien das Ziel des Projekts. „Was unseren Ansatz unterscheidet ist, dass das System so funktioniert wie ein Mensch und es damit für einen Beobachter oder Implementierer nachvollziehbar ist, was passiert. Die Motivationen und die Struktur, wie alles verarbeitet wird, sind genauso wie unsere Denkvorgänge.“ Selbstlernende Systeme, langfristige Planungen und der Umgang mit unvorhergesehenen Situationen sollen damit in Zukunft verstärkten Einzug in die Technik halten.

Neue Struktur für Signalverarbeitung
Die Modelle aus der Psychoanalyse werden dabei genutzt, um die ein- und ausgehende Signalverarbeitung, beispielsweise von Kameras oder Sensoren, neu zu strukturieren. Bei der Softwaremodellierung orientiert sich das ARS-Projekt daher an den „Funktionen“, wie Freud den Begriff benutzte. So können dem „Ich“ beispielsweise zwei aktive Funktionskomplexe zugewiesen werden: die Auseinandersetzung mit der Umwelt einerseits und mit den innerpsychischen Komponenten des Über-Ichs und des Es andererseits. Daraus lässt sich laut Bruckner bereits ein Teil eines Schemas ableiten, das auf ein künstliches neuronales Netzwerk übertragen und implementiert werden kann. In weiterer Folge wollen die Forscher die Rolle der psychischen Abwehrmechanismen und ihre Anwendbarkeit zur autonomen Entscheidungsfindung untersuchen.

Im vielen Bereichen der Automatisierung sind die anfallenden Datenmengen sehr groß und Kontrollsysteme müssen die Verarbeitung teilweise im gleichen Moment abwickeln (Echtzeit). Dementsprechend groß sind die Anforderungen an Hard- und Software. Hier könnte das neue Konzept Abhilfe schaffen.

Neue Herausforderungen
Die Übertragung des derzeit als Simulationsmodell vorliegenden ARS auf den Roboter stellt die Forscher dabei vor neue Herausforderungen, da hier beispielsweise die Bilddaten der „Augen“ verarbeitet werden müssen. Für den Umgang mit den verschiedenen vom Roboter gesammelten Daten benötigen die Wissenschafter Hilfe von anderen Instituten. „Wir müssen bei der Implementierung mit vielen anderen zusammenarbeiten, was bei der Simulation nicht notwendig ist. Und das steigert die Komplexität des Projekts natürlich“, schildert Bruckner mögliche Fallstricke bei der Umsetzung des Konzepts für den Roboter. Das fächerübergreifende Konsortium „KOROS“, das die TU Wien im September vorgestellt hat, soll diese Zusammenarbeit erleichtern.

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