Software weist Profi-Pokerspieler in die Schranken
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr!
Für Poker braucht man die menschliche Eigenschaft Intuition - dennoch hat jetzt ein Computerprogramm mit einer eigenen Form von Intuition beim Poker gegen Menschen gewonnen. Die Software spielte gegen elf Profi-Pokerspieler die Variante No Limit Texas Hold'em und besiegte alle Gegner, die das Spiel zu Ende brachten, wie Wissenschafter aus Kanada und Tschechien am Donnerstag berichteten.
Dies sei ein Fortschritt bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz, hieß es in dem im Fachmagazin „Science“ veröffentlichten Artikel. Die Teilnehmer der Studie - von der Internationalen Poker-Vereinigung ausgewählte Profis - sollten über einen Zeitraum von vier Wochen gegen das Computerprogramm DeepStack spielen. Die Software habe gewonnen, indem sie „die Lücke zwischen der Herangehensweise bei Spielen mit perfekter Information - wie Dame, Schach und Go - und der Herangehensweise bei Spielen mit imperfekter Information geschlossen hat“, schrieben die Forscher der Universität von Alberta in Kanada sowie der Karls-Universität und der Tschechischen Technischen Universität in Prag.
Intuition und logisches Denken
Imperfekte Spiele wie Poker erfordern eine Mischung aus Intuition und logischem Denken, da die Spieler bei den meisten Spielzügen nicht wissen, was die Gegner als Nächstes tun. Laut den Wissenschaftern entwickelte DeepStack eine Form von Intuition, die dadurch verfeinert wurde, dass die Strategie durch vertieftes Lernen mit jeder Entscheidung angepasst wurde.
„Poker war lange Zeit eine große Herausforderung für künstliche Intelligenz“, sagte Michael Bowling von der Universität von Alberta. Poker sei „das imperfekte Spiel schlechthin in dem Sinne, dass die Teilnehmer während des Spiels nicht dieselbe Perspektive und dieselben Informationen haben“.
„Jede Situation ein Mini-Pokerspiel“
DeepStack beruht auf einer Technik namens kontinuierliche Lösung, bei der das Programm in konkreten Situationen die richtige Strategie bestimmt, ohne es zu zwingen, das Spiel im Ganzen zu betrachten. „Jede Situation ist ein Mini-Pokerspiel. Anstatt ein großes Pokerspiel zu lösen, löst es Millionen dieser kleinen Pokerspiele“, sagte Bowling. Jede dieser Lösungen trage dazu bei, dass das System seine Intuition dazu verbessert, wie ein Pokerspiel insgesamt funktioniert. Durchschnittlich benötigt die Software drei Sekunden für eine Entscheidung.
Bowling leitet seit dem Jahr 2006 eine Forschungsgruppe zu Poker-Software an der Universität von Alberta. Mit seinen Kollegen entwickelte er bereits Computerprogramme, die bei anderen Poker-Varianten gegen Profispieler siegten. Bereits Anfang des Jahres setzte sich die an der Carnegie Mellon University entwickelte Software Liberatus - ebenfalls bei der Poker-Variante No Limit Texas Hold'em - gegen Profi-Pokerspieler durch.
Kommentare