Tschuri
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Raunfahrt

Sonniger Landeplatz auf dem Kometen für Rosettas Roboter

Viel Sonne, kaum Steilhänge - so sieht der Landeplatz für die europäische Kometenjäger-Mission "Rosetta" aus. Knapp sechs Wochen nach Ankunft der Raumsonde an ihrem zerfurchten Zielkometen haben Wissenschafter eine Stelle am "Kopf" des zweigeteilten Himmelskörpers für die Landung des Forschungsroboters "Philae" ausgesucht, wie die Europäische Weltraumagentur ESA am Montag in Paris mitteilte.

"Philae" soll am 11. November auf der Kometenoberfläche aufsetzen. Damit soll zum ersten Mal ein von Menschen geschaffenes Gerät auf einem Kometen landen. Die ESA-Sonde "Rosetta" mit dem Minilabor "Philae" an Bord hatte ihren Zielkometen 67P/Tschurjumov-Gerasimenko am 6. August nach zehnjähriger Reise durch das Sonnensystem erreicht. In den folgenden Wochen suchte sie mit ihren Instrumenten intensiv nach Landeplätzen.

Mehrere Plätze zur Auswahl

Dabei mussten die Experten die ungewöhnliche Form des Kometen berücksichtigen, den Wissenschafter "Tschuri" getauft haben. Der Himmelskörper besteht aus einem kleineren "Kopf" und einem größeren "Körper" - auf ersten Bildern hatte er die Forscher an das Aussehen einer Gummi-Ente erinnert.

Aufgrund der "Rosetta"-Daten nahmen die Wissenschafter zunächst fünf Landestellen auf dem Kometen in die engere Wahl. Das Rennen machte schließlich der Landeplatz auf der Oberfläche des "Kopfes". Laut Deutschem Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) handelt es sich um eine Landestelle "mit einer abwechslungsreichen, aber nicht zu sehr zerklüfteten Landschaft mit einer guten Beleuchtung durch die Sonne und kaum steilen Hängen".

Als Ausweichlandeplatz wurde eine Region seitlich auf dem "Körper" des Kometen bestimmt. Der DLR-Wissenschafter und "Philae"-Projektleiter Stephan Ulamec erinnerte daran, dass der Komet auf Nahaufnahmen als "schöne und zugleich sehr extreme Welt" erscheine. Der Himmelskörper sei "wissenschaftlich spannend, hat aber eine Form, die für die Landung eine große Herausforderung darstellt". Keiner der fünf Landeplatz-Kandidaten habe daher "zu 100 Prozent alle Kriterien erfüllt". Die nun gefundene Landestelle sei aber "eindeutig die beste Lösung".

Steuerung aus Deutschland

Jüngste Aufnahmen des ausgewählten Landeplatzes mit "Rosettas" wissenschaftlichem Kamerasystem "Osiris" zeigten zwar ein recht zerklüftetes Terrain, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen berichtete. Nach bisherigen Erkenntnissen biete die Landestelle dem "Philae"-Roboter aber "vergleichsweise wenige 'Stolperfallen'", erläuterte der MPS-Forscher und Leiter des "Osiris"-Teams, Holger Sierks.

Bei seiner Landung voraussichtlich in acht Wochen wird "Philae" aus dem "Lander Control Center" des DLR in Köln gesteuert, betrieben und überwacht. Wenn "Philae" die Oberfläche des Kometen berührt, sollen sich zwei Harpunen in dessen Kern bohren - damit der Kometenlander nicht ins All zurückgeschleudert wird. Denn auf der Erde wiegt "Philae" zwar stolze 100 Kilo, auf Tschuri aber nur wenige Gramm.

Von der historischen "Rosetta"-Mission, an der auch Österreich beteiligt ist, erhoffen sich die Wissenschafter neue Erkenntnisse über die Entstehung des Sonnensystems vor 4,6 Milliarden Jahren. Kometen gelten laut ESA als Zeitkapseln, die primitives Material aus dieser Zeit enthalten. Auch könnte "Rosetta" Antworten auf die Frage nach dem Ursprung des Wassers und vielleicht sogar des Lebens auf der Erde geben.

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