© TU Wien

Forschung

TU Wien entwickelt System für VR-Livestreaming in Echtzeit

Mit Hilfe einer Entwicklung einer Forschungsgruppe der Technischen Universität (TU) Wien könnte man künftig beispielsweise in Wien eine Wohnung in London, Paris oder Berlin dreidimensional und live besichtigen. Mit dem neuen System werden virtuelle Umgebungen erstmals in Echtzeit erstellt, wie es am Montag in einer Aussendung der Uni heißt. Das sei auch bei Katastrophen-Einsätzen interessant.

Frei durch Räume bewegen

Um die 3D-Räume aufzubauen, braucht es eine Person am Ort des Geschehens und eine weitere Person an einem beliebigen anderen Ort. Die Kernstücke der von der Virtual Reality (VR) Forschungsgruppe um Annette Mossel und Manuel Kröter entwickelten Innovation bilden eine handelsübliche Kamera, mit der die begehende Person Tiefeninformationen aufzeichnet, eine Internetverbindung, mit der die gesammelten dreidimensionalen Information übertragen werden, sowie eine ebenfalls handelsübliche 3D-Brille mit der die virtuelle Welt andernorts aufgebaut werden kann. Die Forscher entwickelten ein Programm neu, das die Übertragung der Information und den Aufbau der 3D-Welt managt, wie Mossel der APA erklärte.

Die Tiefenkamera liefert eine 3D-Punktwolke, die dann mit Farbinformationen angereichert wird. Die Person mit der Brille bekommt so Räume vorgegaukelt, durch die sie sich selbstständig bewegen kann. Neu sei, dass diese Person genau in jene virtuelle 3D-Welt "wirklich eintauchen" kann, die im Zuge der Besichtigung durch eine andere Person an einem ganz anderen Ort live erzeugt wird, so Mossel.

Von Punktewolke zu virtueller Welt

Auf diese Weise könne man sich viel anschaulicher ein Bild über fremde Räume machen als das mit dem Betrachten eines Fotos oder eines 3D-Modells am Computer bisher möglich war. "Wir haben unser VR-Konzept mit zahlreichen Versuchspersonen getestet und nach dem virtuellen Rundgang über die Wohnung befragt", so Mossel, die für die Entwicklung auf der Virtual-Reality-Konferenz "ISMAR" in Mexiko kürzlich ausgezeichnet wurde. Die 40 Personen hatten nach der virtuellen Begehung ein gutes Verständnis der Räumlichkeiten entwickelt und fanden danach schnell vorgegebene Punkte in der Wohnung.

Auf dem Weg zu einem Produkt seien allerdings noch einige Fragen zu klären, sagte die Wissenschafterin. Vor allem an der Übersetzung der 3D-Punktwolke in eine noch robuster laufende Rekonstruktion müsse noch gearbeitet werden. Mossel: "Das ist das Haupthindernis, warum diese 3D-Rekonstruktion von dichten Punktwolken noch nicht im Alltag angekommen ist."

Einsatz bei Katastrophen

Über Anwendungsfelder jenseits einer ortsungebundenen Wohnungserkundung denken die Forscher aber bereits nach: So könnte die Technologie etwa zur Unterstützung von Einsatzkräften an Katastrophenorten interessant werden, da anstatt von Menschen auch ein Roboter die Umgebung digital aufnehmen könnte. Das würde eine gefahrlose Besichtigung eines Einsatzortes ermöglichen. Auch in der Ausbildung könnte das System eingesetzt werden, um Einsätze realitätsnahe zu simulieren.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Kommentare