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Deutschland

Vernetztes Wohnen für ältere Menschen

Die Elektronik macht es möglich: Ältere und kranke Menschen könnten künftig länger allein und selbstständig in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben. In der intelligenten Wohnung der Zukunft, die mit Sensor-Netzwerken bestückt ist, könnten sie komfortabler und sicherer leben. Eine solche Wohnung wird mit einem Forschungsprojekt an der Technischen Universität Braunschweig in Niedersachsen entwickelt.

Alle helfen zusammen
„Unser Projekt ist insofern einzigartig in Deutschland, weil daran nicht nur Wissenschaftler, sondern auch für die praktische Umsetzung wichtige Institutionen wie Wohnungswirtschaft, Ärzte, Sozialdienste und Handwerker beteiligt sind“, betont Professor Reinhold Haux. Er leitet das Peter L. Reichertz Institut für medizinische Informatik, das von der TU Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover getragen wird. Schon im nächsten Jahr will das stadteigene Unternehmen Nibelungen-Wohnbau GmbH die ersten elektronischen Wohnungen zur Vermietung anbieten.

Totale Vernetzung
Im TU Institut wurde eine komplett möblierte Zwei-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad als Experimentierwerkstatt eingerichtet. Überall sind Sensoren, Bewegungsmelder und zusätzliche Schalter installiert, Elektronik in Türen, Fenster, Geräte, Möbel oder Lampen eingebaut. „Das ist alles miteinander vernetzt“, erläutert Projektleiter Maik Plischke.

Er nennt einige, bereits erprobte Anwendungen: Wenn beispielsweise der Bewohner nachts aufsteht und auf die Toilette muss, wird automatisch das Licht auf den Weg dorthin ein- und später wieder ausgeschaltet. Herd und Licht werden ausgeschaltet, wenn man die Wohnung verlässt. Vom Sessel aus können Fenster und Türen per Fernbedienung geöffnet und geschlossen werden. In Küchen- und Bücherschränken sind bewegliche Regale eingebaut, die bei Bedarf heruntergefahren werden können.

Bewegungssensor für die Kleidung
Bei Einbruchsverdacht werden das Licht- und der Fernsehapparat eingeschaltet.
Besonders wichtig ist ein Bewegungssensor, der an der Kleidung oder am Gürtel getragen wird und der einen Sturz schnell registriert, sofort einen Notruf an bestimmte Kontaktpersonen in der Verwandtschaft, an eine Sozialstation oder an den Hausarzt sendet. „Einige dieser Systeme verbessern einfach den Wohnkomfort und könnten auch für andere Bewohner interessant sein“, meint Plischke.

Genaues Verhaltensmuster ablesbar
Doch die Modellwohnung biete noch mehr. Aus den gesammelten Messdaten der installierten oder am Körper getragenen Sensoren kann ein Rechner in der Wohnung bestimmte Verhaltensmuster, Tagesabläufe und Routinen der Bewohner ermitteln, erläutert Plischke.

Änderten die sich plötzlich, könne das ein Hinweis auf Krankheiten sein - oder dass etwas passiert ist. Dann könne das System reagieren, entweder dem Betreffenden Ratschläge geben (etwa: zum Arzt gehen) oder den Hausarzt benachrichtigen. Der könnte sich künftig, online mit der Wohnung verbunden, auch selbst regelmäßig über das Befinden seines Patienten informieren.

Akzeptanz hängt auch vom Datenschutz ab
„Wir müssen uns als Wohnungsunternehmen auf den demografischen Wandel einstellen und mehr altersgerechte Wohnungen mit ergänzenden Dienstleistungen anbieten“, meint Rüdiger Warnke, Geschäftsführer der Nibelungen-Wohnbau, der größten Wohnungsgesellschaft in der Stadt.

Die Akzeptanz dieser neuen Wohnungen werde, da sind sich die Projektbeteiligten einig, nicht nur davon abhängen, wie die persönlichen Daten der Mieter geschützt werden. Warnke: „Das muss auch bezahlbar sein“. Über die Kosten für Investitionen und nachfolgende Dienstleistungen wollen die Beteiligten aber noch keine Angaben machen.

Projekt in Österreich
Auch in Österreich gibt es erste Pilotprojekte zum Thema "Smart Home". So findet man beispielsweise in Linz, Oberösterreich eine derartige Wohnung, die als Testobjekt dient. Die Smart-Home-Ausstattung hat dort stolze 10.000 Euro gekostet.

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