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Gehalt 2015: Fünf Fragen zum Einkommen in der IT

Wer in der IT tätig ist, profitiert von einem grundlegenden Faktor: Es geht in keinem Unternehmen ohne. „Die Lage von IT-Spezialisten ist deshalb grundsätzlich gut, denn jeder benötigt eine gut funktionierende IT“, sagt Gehaltsexperte Conrad Pramböck. Ist eine Ausbildung in der Branche also Selbstläufer, was Karriere und Gehalt betrifft? Die Gehälter der Branche im Überblick:

Conrad Pramböck beantwortet fünf Fragen zur Branche und verrät, warum IT noch lange nicht automatisch Karriere bedeutet:

Wie ist Ihre Prognose zur Branche? Wo liegen die Chancen und Risiken?

Conrad Pramböck: Wie bereits erwähnt, ohne IT geht es nirgends. In den vergangenen 10-15 Jahren gibt es keine Branche, die sich durch IT nicht verändert hat. Technische Entwicklungen plus Mobilität durch Smartphones haben fast jede Industrie auf den Kopf gestellt: Den Einzelhandel, die Musikbranche etc. Das heißt für IT-Spezialisten, dass sie auf dem Markt gefragt sind. Es gibt allerdings auch Risiken: Eines besteht darin, dass sich IT-Services in günstigere Länder auslagern lassen. Vor allem standardisierte IT-Abläufe werden von Unternehmen in Billiglohnländer vergeben. Einfache IT-Dienstleistungen werden in China, Indien oder Südostasien zu einem Bruchteil dessen eingekauft, was ein Arbeitnehmer in Österreich verdienen würde. Selbst wenn die Qualität dann nicht hundertprozentig passt, rechnet sich das für das Unternehmen immer noch. Wenn ich als IT-Mitarbeiter standardmäßige Dinge abwickle, dann ist die Gefahr groß, dass mein Job nach Südostasien wandert. Die Globalisierung schlägt hier komplett zu.

„Als IT-Spezialist immer auf dem neuesten Stand bleiben, sonst ist man auf dem Markt nicht gefragt.“

Wer in der IT tätig ist, muss sich also spezialisieren und Arbeitgebern ein Angebot machen, das in anderen Ländern nicht so einfach erledigt werden kann. Technik entwickelt sich so rasch weiter, die Halbwertszeit des Wissens ist extrem kurz. Ich muss als IT-Spezialist also immer auf dem neuesten Stand bleiben, sonst ist mein Wissen auf dem Markt einfach nicht gefragt. Vor 20-30 Jahren war mit Hardware das große Geld zu machen, danach kam das Geschäft mit der Software, dann kam das Thema Apps und jetzt ist es das Thema Cloud. In ein paar Jahren werden es schon wieder ganz andere Themen sein und Herausforderungen, die neue Technologien mit sich bringen.

Welche Rolle spielt die absolvierte Ausbildung?

Conrad Pramböck: Die Ausbildung spielt für Spezialistenfunktionen eine relativ geringe Rolle. Hier geht es darum, dass Mitarbeiter das liefern, was gefragt ist. Ob sie eine HTL absolviert oder studiert haben, ist dann egal. Den größten Unterschied macht es die Ausbildung eher für Führungspositionen. Dafür werden in der Regel Akademiker bevorzugt – das ist aber auch kein zwingendes Muss. Interessant ist, dass die Gehälter von Spezialisten sich nicht großartig unterscheiden, egal ob man Akademiker ist oder einen HTL-Abschluss mitbringt. Das ist der große Unterschied zu anderen Branchen, wo sich Gehälter mit unterschiedlichem Ausbildungsabschluss bei zunehmender Berufserfahrung immer weiter auseinander entwickeln.

Welchen Einfluss haben Weiterbildungen auf das Gehalt?

Conrad Pramböck: Fortbildung hat für IT-Spezialisten eine sehr große Bedeutung, weil sich in diesem Gebiet ständig etwas verändert. Es ist absolut wichtig, immer mit den neuesten Entwicklungen vertraut zu sein. Wer meint, mit seiner abgeschlossenen Ausbildung die nächsten 20 bis 30 Jahre arbeiten und davon leben zu können, der irrt in der IT gewaltig. Lebenslanges Lernen ist grundsätzlich wichtig, für die IT gilt das aber in extrem hohem Maße.

Wie schnell kann man in der Branche Karriere machen?

Conrad Pramböck: Das gelingt in der IT schnell, wobei Karrieren in den ersten 10 bis 15 Jahren am schnellsten voran schreiten. Danach dreht sich alles um die Frage: Führungsverantwortung übernehmen oder in der Spezialistenrolle bleiben? Wer auf eine Führungsposition verzichtet, weil er zum Beispiel gerne Entwickler bleiben möchte, hat nach dieser Zeitspanne seine Laufbahnentwicklung im Grunde hinter sich. Spezialisten liegen bei 60.000 bis 80.000 Euro brutto jährlich und bleiben im Wesentlichen auf diesem Niveau. In IT-Positionen taucht außerdem häufig die Frage nach der Selbständigkeit auf. Meine Einschätzung, im Überblick der letzten 15 Jahre, ist folgende: Selbstständigkeit ist in guten Zeiten eine sehr weise Idee, weil ich als Entwickler dann viel mehr verdienen kann als ein Angestellter. In schlechten Zeiten ist es aber auch eine ganz schlechte Idee. Gerade in der IT ist die Lage oft sehr wechselhaft, Stichwort: Dotcom-Blase. Um noch ein Beispiel zu nennen: Mit dem Verkauf von Software haben sich IT-Berater eine Zeit lang eine goldene Nase verdient, dann wurde es viel schwieriger, große Projekte zu verkaufen weil Unternehmen stark auf das Budget achteten.

Zum Abschluss: Haben Sie Tipps für mehr Gehalt in der Branche?

Conrad Pramböck: Immer auf dem letzten Stand bleiben: Weiterbildung steht an erster Stelle. Zu wem es passt, der hat auch gute Chancen in der Selbstständigkeit. Wer das macht, muss aber auch die entsprechenden Zyklen aushalten: In guten Zeiten sehr viel verdienen, die schlechten Zeiten mit ausreichend Rücklagen durchstehen.

Dr. Conrad Pramböck ist Experte für Gehalts- und Karrierefragen bei Pedersen & Partners. Er berät Unternehmen weltweit zum Thema Gehalt und ist Lektor an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen zu Gehalts- und Personalthemen. Er ist Autor des Buchs „Jobstars“ und Verfasser der wöchentlichen Kolumnen „Karrierewege“ und „Gehalt konkret“.

Dieser Blogbeitrag entstand im Zuge einer Kooperation mit karriere.at.

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