Ein neues Förderprogramm unterstützt Forscher an heimischen Unis bei der Unternehmensgründung
Ein neues Förderprogramm unterstützt Forscher an heimischen Unis bei der Unternehmensgründung
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Start-ups

15 Millionen Euro für Uni-Spin-offs

Österreich liege mit den Ausgaben für Forschung und Entwicklung zwar europaweit an zweiter Stelle, die wirtschaftliche Verwertung der Forschungsergebnisse sei aber "nicht so prickelnd", sagt Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Harald Mahrer. Ein am Donnerstag von Mahrer präsentiertes neues Förderprogramm, soll das ändern und "die Lücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft weiter schließen", wie der Minister sagt.

Für die Initiative Spin-off Austria stehen insgesamt 15 Millionen Euro bereit, damit sollen junge Wissenschaftler bei der Weiterentwicklung ihrer Ideen und der Unternehmensgründung unterstützen. Forscherteams würden mit maximal 500.000 Euro für maximal 18 Monate unterstützt, erläuterte Mahrer: "Es kann auch schneller gehen."

40 bis 50 Neugründungen aus dem universitären Bereich sollen auf diese Weise in den nächsten drei Jahren zusätzlich entstehen, zeigt sich der Wissenschaftsminister zuversichtlich. Er geht davon aus, 50 Fellowships zu vergeben: "Wir rechnen damit, dass mindestens 75 Prozent aus dem Programm tatsächlich gründen werden." Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr gab es an den 22 heimischen Universitäten insgesamt 23 Spin-offs, 2015 waren es 19, 2014 wurden 15 gezählt.

"Schneewittchen wachküssen"

Die geförderten Forscher erhalten im Rahmen des Programms auch Coaching und Beratung von erfahrenen Gründern und Unternehmern. Im Mentoren-Team an Bord sind etwa Infineon-Austria-Chefin Sabine Herlitschka und Oliver Holle vom Risikokapitalgeber Speedinvest. Ein noch zu gründender Anschlussfonds soll dafür sorgen, dass den Forschern nach der Gründung Kapital zur Weiterentwicklung ihrer Start-ups zur Verfügung steht. "Das Schneewittchen im Forschungsbereich gehört wachgeküsst", sagte Mahrer: "Wir dürfen dieses Potenzial nicht liegen lassen."

Ins Leben gerufen wurde das Programm gemeinsam vom Wissenschaftsministerium, der Forschungsföderungsgesellschaft FFG und dem austria wirtschaftsservice (aws). Bewerbungen sind ab sofort bis 18. Jänner 2018 möglich. 2018 und 2019 sind weitere Ausschreibungen geplant.

"Lücke geschlossen"

Mit Wissenstransfer- und Gründerzentren und zahlreichen Förderprogrammen gebe es auch heute schon gute inneruniversitäre Strukturen für Spin-offs aus der Forschung, sagte Sabine Seidler, Rektorin der TU Wien: "Was uns aber gefehlt hat, war es, jungen Forschern die Möglichkeit zu geben, unbelastet vom Universitätsbetrieb daran zu arbeiten, ihre Ideen wirtschaftlich verwertbar zu machen." Mit Spin-off Austria werde diese Lücke nun geschlossen. Allein an der TU Wien gebe es jährlich rund 1300 Masterarbeiten und 300 Dissertationen, rechnete Seidler vor: "Wenn sich nur ein Prozent für das Programm registrieren, haben wir einen großen Schritt getan."

Vorbild aus der Schweiz

Das Vorbild für das Förderprogramm kommt aus der Schweiz. Konkret aus der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) wo 2010 ein Pioneer Fellowship Programm gestartet wurde. 72 Fellowships wurden vergeben, 43 Unternehmen wurden bislang gegründet. "Wer nicht gründet, geht als gut ausgebildete unternehmerische Fachkraft in die Wirtschaft oder schließt sich einem anderem ETH-Spin-off an", erzählt Thomas Brenner, der an der Schweizer Hochschule für Innovation zuständig ist. "Für die Wirtschaft ist es so oder so ein Gewinn."

Man wolle nicht den Durchschnitt, sondern die Besten der Besten fördern, betonte Mahrer. Den Ansatz aus Zürich habe man weiterentwickelt. Anders als in der Schweiz, wo das Programm auf die ETH in Zürich beschränkt ist, sei das österreichische Programm landesweit ausgelegt: "Wir bauen ein Netzwerk für alle Unis und Forschungseinrichtungen."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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