Im Innovationszentrum WeXelerate, das diese Woche in Wien eröffnet wird, arbeitet die Oesterreichische Kontrollbank mit Start-ups zusammen.
Im Innovationszentrum WeXelerate, das diese Woche in Wien eröffnet wird, arbeitet die Oesterreichische Kontrollbank mit Start-ups zusammen.
© Michael Beck, WeXelerate

Interview

"Die Blockchain hat Sprengkraft"

futurezone: Die Finanzbranche ist im Umbruch. Vor welchen Herausforderungen stehen Sie? Angelika Sommer-Hemetsberger: Generell wird die Branche vom Thema Regulierung dominiert. Das gibt uns ein ziemlich strenges Korsett vor, indem wir uns bewegen müssen. Es geht in Richtung Digitalisierung, die Kundenbedürfnisse ändern sich. Je mehr digitalisiert wird, desto mehr wird auch IT-Sicherheit und Cyber-Risiko zum Thema.

Hat die Branche genügend Spielraum, um den Veränderungen gerecht werden zu können? Das regulatorische Korsett ist in vielen Punkten gut, es schränkt aber die Möglichkeiten ein. Da tun sich Fin-Techs teilweise leichter. Man kann aber auch Dinge gemeinsam angehen.

Angelika Sommer-Hemetsberger, OeKB

Sie arbeiten als Partner im Wiener Start-up-Hub WeXelerate auch mit Start-ups zusammen. Welche Erwartungen haben sie an die Kooperation?Banken sind darauf getrimmt, in einem sehr regulierten Bereich ihre Leistungen zu erbringen. Man bewegt sich auf eingefahrenen Schienen und tut sich schwer andere Sichtweisen auf Dinge zu bekommen. Das macht es nicht unbedingt leicht out of the box zu denken und Ideen auch zu entwickeln. Wir wollen Erfahrungen im Umgang mit Start-ups sammeln und erwarten und auch Lösungen für bestimmte Themenstellungen.

Zum Beispiel? Wir wollen uns bei den Themen Artificial Intelligence und der Blockchain mit Start-ups vernetzen. Um zu sehen, was es an Lösungen gibt und wie wir diese Lösungen potenziell bei uns andocken können.

Mit der Blockchain experimentieren Sie ja bereits. Experimentieren ist der richtige Ausdruck. Wir versuchen gerade, die Technik für uns auszuprobieren. Wir glauben, dass die Blockchain in Bezug auf die sichere Abwicklung von Transaktionen durchaus einen Vorteil bieten kann.

Was bedeutet das für die OeKB? Der Bereich wofür wir einen Prototypen haben ist die Verwaltung von digitalen Identitäten. Es geht darum, Assets von A nach B zu transferieren.

Werden klassische Leistungen von Finanzinstituten durch die Technik obsolet? Die Blockchain ist eine Technologie die durchaus Sprengkraft hat, wesentliche Abläufe zu ändern. Nicht nur in der Finanzbranche. Man wird sie verwenden, um das System zu verfeinern und gewisse Zusatzservices anzubieten. Ich glaube aber nicht, dass zentrale Knoten oder Intermediäre auch tatsächlich obsolet werden.

Auch beim Einsatz von künstlicher Intelligenz ist das Einsparungspotenzial in der Finanzbranche hoch. Wird es dazu führen, dass bestimmte Tätigkeiten ganz von künstlichen Intelligenzen übernommen werden? Dinge, die leicht standardisiert werden können, werden auch standardisiert. Es wird in der Zukunft andere Tätigkeiten geben. Exportgeschäfte zu beurteilen oder Exporthaftungen zu erstellen, wie es die OeKB macht, wird sicher nie ausschließlich mit künstlicher Intelligenz möglich sein. Jedes Produkt, jeder Export, jede Beteiligung ist anders, das ist etwas, was nicht standardisiert werden kann. Wir sehen künstliche Intelligenz eher als Unterstützung.

Wie wollen Sie die Technologie einsetzen? Es gibt ziemlich viele Dinge, die man mit künstlicher Intelligenz relativ leicht automatisieren kann. In einem ersten Schritt geht es darum, unsere Service-Desks und Kundenbetreuer bei Standardanfragen zu unterstützen. Es ist ein kleiner, unspektakulärer Baustein, der die Kollegen aber deutlich entlasten kann. Wir wollen sehen, ob es funktioniert.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Start-ups konkret ab? Wir haben zwei Mentoren abgestellt, die gemeinsam mit den Start-ups die Themenstellungen erarbeiten, bei denen sich ein Start-up vielleicht leichter tut, sie aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Sie bringen den Start-ups unsere Problemstellungen näher und vermitteln ihnen, wie ein Corporate tickt.

Für wie lange ist die Kooperation anberaumt? Wir haben die Zusammenarbeit mit WeXelerate für drei Jahre fix vereinbart. Ich sehe diese Periode als eine hoffentlich stetig steigende Lernkurve. Wir können nicht alle Themenbereiche mit unserer eigenen Mannschaft stemmen, weil sich rundherum zu viel tut. Den Freiraum, den die Leute brauchen, den können wir ihnen nicht wirklich geben. Start-ups kommen aus den unterschiedlichen Bereichen und bringen den Blick von außen mit. Das wollen wir kombinieren und zum Abheben bringen.

Sind Beteiligungen an den Start-ups, mit denen Sie zusammenarbeiten, möglich? Ich würde Beteiligungen nicht ausschließen, auch wenn momentan nichts geplant ist. Vielleicht entwickelt sich das in der Zukunft.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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