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Initiative entwickelt "Atlas für das 21. Jahrhundert"

23,44 Grad beträgt der Erdneigungswinkel auf der Umlaufbahn zur Sonne. "Das ist die Lage der Erde wie sie wirklich ist. So wollen wir sie auch zeigen", sagen Johannes Jäschke und Pia Stephan vom Wiener Verein We Feel The World. Seit rund einem Jahr arbeitet ein buntes interdisziplinäres Team aus Biologen, Ökonomen, Kommunikationswissenschaftlern, Programmieren und Grafikern des Vereins am Projekt 23 Degree. Auf der Plattform werden Daten mit geografischen Punkten verknüpft, um Probleme und Brennpunkte global sichtbar zu machen.

"Es gibt keine Webseite, die vermittelt, wie es um einen bestimmten Ort wirklich bestellt ist", sagt Jäschke. 23 Degree, das im Herbst starten soll, will das ändern. Jäschke nennt das Projekt einen "Atlas für das 21. Jahrhundert". Mit Karten und Datenvisualisierungen sollen Probleme nicht nur gezeigt, sondern auch erklärt werden.

Wer etwa auf das Land Uganda klickt, soll nicht nur erfahren, dass dort Gorillas akut gefährdet sind, sondern auch über die Hintergründe aufgeklärt werden. Man kann erfahren, dass auch der Lebensraum der Gorillas in Gefahr ist, weil die Wälder in denen sich die Affen aufhalten, gerodet werden", erläutert Jäschke. Das habe wiederum damit zu tun, dass die Preise für Kohle von den Warlords mafiös hochgehalten würden und Menschen sich das Kochen nicht mehr leisten könnten, weshalb sie damit begonnen hätten, Regenwälder abzuholzen. Auch über die Konflikte in dem Grenzgebiet, bei denen in den vergangenen Jahren Tausende Menschen ums Leben kamen, wird informiert.

Umfangreiche Datenquellen

Angezeigt werden Daten zu Menschenrechten, humanitären Krisen sowie Arten- und Umweltschutz. Als Quellen dienen unter anderem die Vereinten Nationen, die Weltbank, Transparency International, der Environmental Performance Index (EPI) der Yale University, das Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung (HIIK) und Berichte von Reporter ohne Grenzen.

"Es gibt unglaublich viele Daten, die gar nicht bei den Menschen ankommen", sagt Pia Stephan, die bei 23 Degree den redaktionellen Bereich der Plattform betreut." Mit dem Projekt wolle man auch mithelfen, dass Daten aus der Wissenschaft eine breitere Öffentlichkeit finden. "Wir wollen eine Plattform bieten, auf denen sie leicht gefunden werden können. Das Kartenmaterial des Projektes stammt aus offenen Quellen, wie etwa Mapbox oder Open Street Map. "Alles was wir machen ist Open Source", sagt Jäschke.

Nutzer sollen sich auf der Plattform über Krisen und Probleme der Welt informieren und auch ausgewählte Themen abonnieren können. Man wolle sowohl in der Breite als auch in der Tiefe informieren, sagen Jäschke und Stephan. Nutzern werde auch die Möglichkeit geboten, mit den Karten und Daten zu interagieren. Sie sollen auch selbst Daten hochladen und Visualisierungen erstellen können, sagen die Initiatoren.

"Maplogs" von Experten

Ergänzt werden sollen die Karten und Datenvisualisierungen um erklärende Inhalte. So will man etwa NGOs, Experten und Journalisten einladen, sogenannte "Maplogs" - kartenbasierte Blogs - auf der Plattform zu führen, um ihren Sichtweisen auf Probleme darzustellen, Hintergründe zu erläutern und Datenmaterial zu kuratieren. Auch die Zusammenarbeit mit Medien wird angestrebt. Mit Daten angereicherte Kartenausschnitte sollen auch auf anderen Websites eingebunden werden können. "Wir hoffen, dass wir auf Resonanz stoßen", sagt Stephan.

Sponsoren gesucht

Für das Projekt hat der gemeinnützige Verein, der unter anderem auch "New Here", einen interaktiven Wien-Stadtplan für Flüchtlinge konzipiert hat, eine Förderung des Austria Wirtschaftsservice (aws) erhalten. Für den laufenden Betrieb der Plattform werden noch Sponsoren gesucht. Um das Projekt zu finanzieren, überlegen die Initiatoren auch, Datenvisualisierungen für NGOs anzubieten. Einen Erfolg konnte die Initiative bereits verbuchen. beim diesjährigen Content Award der Wirtschaftsagentur Wien konnte 23 Degree die neu eingeführte Kategorie "Upcoming" für sich entscheiden.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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