"Stream SDK" von StreamUnlimited unterstützt flexible Streaming-Lösungen
"Stream SDK" von StreamUnlimited unterstützt flexible Streaming-Lösungen
© Sebastian Philipp

StreamUnlimited

Wiener Firma wächst dank Google-Investment

Smarte Lautsprecher, die mit Sprachbefehlen gesteuert werden, boomen. Die Technologie dazu kommt meist von Google und Amazon, die mit Echo und Home den Markt dominieren. Daneben bieten auch zahlreiche andere Hersteller solche Geräte auf Basis der Technik der beiden Platzhirschen an. Viele davon machen sich eine vom Wiener Start-up StreamUnlimited entwickelte Lösung zunutze, um Sprachsteuerung und Assistenzfunktionen in ihre Lautsprecher zu integrieren.

"Stream SDK", so der Name der IT-Lösung, war auch der Grund, warum sich Google vor kurzem mit mehr als 40 Prozent an dem 2005 aus den Resten des Philips Audio Video Innovation Center in Wien hervorgegangenen Unternehmen beteiligte. Denn Google will seine Sprachassistenten auf so viele Geräte wie möglich bekommen. Die Lösungen von StreamUnlimited helfen dem Internetkonzern dabei. "Wir können sehr schnell die ganze Software, die man für solche Geräte braucht, auf neue Plattformen setzen", sagt Markus Rutz, der das Start-up 2005 gemeinsam mit Frits Wittgrefe und zwei weiteren ehemaligen Philips-Entwicklern gründete und heute Technikchef bei StreamUnlimited ist.

Expansion

"Die Beteiligung ermöglicht es uns, schneller zu wachsen", sagt Firmenchef Wittgrefe, der bei dem Deal vom Wiener Inkubator i5invest beraten wurde. Über die Summe, mit der Google einstieg, hüllt er sich in Schweigen. In Wien und Bratislava will das Unternehmen nun zusätzliche Entwickler anstellen. In San Francisco und im chinesischen Shenzen sollen Büros eröffnet werden, um die Zusammenarbeit mit Technologiefirmen zu verstärken und Hersteller bei der Anwendung der hauseigenen Lösungen zu unterstützen.

Zusammenarbeit mit Google

Markus Rutz (CTO) und Frits Wittgrefe (CEO) StreamUnlimited

Mit Google arbeite man bereits seit mehreren Jahren zusammen, erzählt Rutz. Unter anderem habe man auch Lösungen für die Anbindung von Googles Streaming-Adaper Chromecast (früher GoogleCast) an Geräte anderer Hersteller entwickelt. Neben Google kooperiert das Start-up aber auch mit anderen Anbietern, darunter auch Amazon. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. "Wir werden ein eigenständiges Unternehmen bleiben", sagt Wittgrefe. Stream Unlimited hat daneben auch eine breite Palette an Softwarelösungen und Dienstleistungen unter anderem für das Internet der Dinge im Angebot.

Standort Österreich

Den Standort Österreich sieht das Start-up, das den überwiegenden Teil seines Geschäftes im Ausland macht, nicht als Nachteil. "Wien ist eine attraktive Stadt, um gute Leute herzulocken", sagt Wittgrefe. Die Belegschaft des Start-ups setze sich aus zwölf verschiedenen Nationalitäten zusammen. Der Standort Österreich habe aber auch seine Schattenseiten. Man könne unbeschränkt Leute aus der EU holen, wenn es aber um Mitarbeiter aus Nicht-EU-Ländern gehe, sei man hierzulande sehr restriktiv. "Das bremst nicht nur uns, sondern auch Österreich als Standort für Hightech-Firmen", kritisiert der StreamUnlimited-Chef. Neue Mitarbeiter für den Wiener Firmensitz werden bereits gesucht: "Wenn sich im Laufe des Jahres 20 gute Entwickler melden, dann nehmen wir die alle", sagt Wittgrefe.

Veteranen

Vor der Gründung ihres Start-ups entwickelten Wittgrefe und Rutz für Philips Elektronik mit Wifi-Anbindung und erste Streaminggeräte, darunter die vernetzten Musik-Player der Streamium-Reihe. "Ein Gerät davon steht sogar im Wiener Technischen Museum", erzählt Wittgrefe.

Philips habe sich 2005 entschieden, sich aus der Konsumentenelektronik zu verabschieden und sich auf Medizin-Technik zu konzentrieren. Das Wiener Innovationszentrum wurde geschlossen, die Entwickler wurden gekündigt. "Jeder von uns hätte einen guten Job finden können", sagt Wittgrefe, "wir haben uns aber entschieden zusammenzubleiben und StreamUnlimited zu gründen."

Stetiges Wachstum

Mit Ausnahme des Jahres 2009, in dem die Finanzkrise spürbar wurde, habe man jedes Jahr Gewinne gemacht und sei gewachsen, erzählt Wittgrefe. Derzeit beschäftigt das Start-up 90 Mitarbeiter, der im vergangenen Jahr ausgewiesene Bilanzgewinn betrug mehr als zwei Millionen Euro.

Ein Ende des Streaming-Booms ist jedenfalls nicht absehbar. Neben smarten Lautsprechern sei vor allem höhere Tonqualität gefragt. Hochauflösende Audioformate wie Flac, MQA (Master Quality Authenticated) und DSD (Direct Stream Digital) würden davon profitieren. Sprachsteuerung werde aber auch in den nächsten Jahren ein Hauptfokus im Markt bleiben, meint Technikchef Rutz: "Was jetzt gemacht wird, ist erst der Anfang."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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