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Wie Asche aus der Müllverbrennung zu klimaschonendem Beton wird

Die Herstellung von Zement – ein Bestandteil des Baustoffs Beton – gilt als einer der emissionsintensivsten Industrieprozesse. Laut dem WWF werden rund 8 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen von der Zementproduktion verursacht. Für klimaschonenderen, zementfreien Beton könnten künftig aber auch Asche und Schlacke aus der Müllverbrennung zum Einsatz kommen.

Laut der Stadt Wien entstehen pro 1.000 Kilogramm verbranntem Müll rund 270 Kilogramm Schlacke – die zähflüssige Form von Asche. Bisher wurde daraus in Österreich mit einfachen Trockenaufbereitungsmethoden ein Teil der Metalle herausgefiltert. „Der Rest wurde deponiert“, erklärt Josef Scheidl, Geschäftsführer des niederösterreichischen Entsorgungs- und Verwertungsunternehmen Brantner. Mit dem speziellen Verfahren namens „Brantner Slagtory“  könnten in Zukunft 80 Prozent der Schlacke wieder in den Stoffkreislauf zurückgeführt werden.

Auch Glas herausgeholt

„Was nach der Aufbereitung übrig bleibt, verwenden wir etwa als Granulat für die Betonherstellung“, sagt Scheidl der futurezone. Das Verfahren besteht aus einer Kombination aus Nass- und Trockenaufbereitung. Dabei werden erst die groben Teile der Verbrennungsrückstände abgesiebt und zerkleinert und danach diverse Mineralien und Metalle aussortiert. „Es funktioniert auf ähnliche Weise, wie Kinder im Sandkasten Sandbrocken voneinander trennen und sieben, nur mit mehreren unterschiedlichen Kombinationsschritten“, sagt Scheidl.

Das Verfahren wurde jahrelang immer wieder verfeinert und die Anlage durch weitere Maschinen ergänzt, um noch mehr Metall durch das Aufbrechen von groben oder verkrusteten Schlacketeilen zu gewinnen. „Nun haben wir auch die Glasaufbereitung ergänzt – so holen wir übrig gebliebenes Glas auch noch heraus“, sagt er.

Aluminium recycelt

Generell verursache eine Tonne Beton durch die Verwendung von Zement und Kies etwa 80 Kilogramm CO2. Dieser Fußabdruck könne deutlich reduziert werden, wenn Zement oder Kies durch die aufbereitete Schlacke ersetzt wird. Den größten Beitrag zur CO2-Reduktion leiste das Unternehmen aber durch das Recycling von Metallen. „Heute werden sie durch unser patentiertes Verfahren abgetrennt und ersetzen Primärrohstoffe. Alleine bei der Aluminiumherstellung sinkt dadurch der CO2-Ausstoß um 95 Prozent“, erklärt der Unternehmer.

Angesichts der Energiewende sei dies ein wesentlicher Fortschritt. Denn die Nachfrage nach Aluminium wird unter anderem im Bereich der Elektromobilität immer weiter steigen. Zum Einsatz kommt das Metall etwa für Leistungselektronik oder Akku-Gehäuse.

Brantner-Chef Josef Scheidl bringt Schlacke wieder in den Stoffkreislauf  

Metalle in Haaresbreite

Schwerere Metalle wie Eisen und Kupfer bleiben mit dem Verfahren zurück, werden abgeschieden und an Metallproduzenten verkauft. Das Verfahren kann dabei Metalle ab einer Größe von 50 Mikrometern abtrennen. „Durch unser Nassaufbereitungsverfahren schaffen wir es, Metallstücke in der Breite eines Haares aus der Schlacke herauszufiltern. Das schafft sonst kein anderes Verfahren. Damit erreichen wir ganz andere Reinheiten für unser Schlacke-Granulat.“ Zusätzlich werden wertvolle Deponiekapazitäten und die Kies- und Schotterlagerstätten geschont.

Der aus den Rückständen erzeugte Beton ist genauso stabil wie herkömmlicher Beton. „Unser Granulat kann für die üblichen Massenbetone wie zum Beispiel zur Errichtung von Fundamenten und Betonmauern in Gebäuden verwendet werden,“ ergänzt Scheidl. Aktuell arbeite man an der Zertifizierung des Granulats als Betonzusatz. „Erstmals sind wir in der Lage, aus dem Abfall der Schlacke ein Produkt herzustellen", freut sich Scheidl.

Offiziell erlaubt

In anderen europäischen Ländern wird aufbereitete Schlacke laut Scheidl bereits für die Herstellung von Beton verwendet – nach dem kürzlich präsentierten Bundesabfallwirtschaftsplan 2023 ist diese Verwertung der Schlacke-Reststoffe jetzt offiziell auch in Österreich möglich und erlaubt. Die Ziele der heimischen Abfallwirtschaft sollen mit dem bestmöglichen Mix aus Abfallvermeidung, Wiederverwendung, Verwertung und Beseitigung erreicht werden, heißt es darin.

Die Verwendung von Rückständen aus Abfallverbrennungsanlagen als Gesteinskörnung für Beton, stelle laut dem Klimaschutzministerium eine besonders hochwertige Verwertung dar. „Im Bundesabfallwirtschaftsplan 2023 wurden die Qualitätskriterien für diese Verwendung erstmalig festgeschrieben. Dadurch wurden jene Rahmenbedingungen geschaffen, die Betreiber von Aufbereitungsanlagen für die Anlagenplanung benötigen“, informiert das Ministerium der futurezone. Generell leiste das Unternehmen aus Niederösterreich mit seiner Technologie einen wichtigen Beitrag zur österreichischen Kreislaufwirtschaft, heißt es aus dem Ministerium.  

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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