Kim Jong-un mit der nordkoreanischen Drohne

Kim Jong-un mit der nordkoreanischen Drohne 

© KONP

Militärtechnik

Hat Nordkorea jetzt amerikanische Drohnen? Das steckt dahinter

Derzeit sorgen Bilder in Online-Netzwerken für Aufsehen. Sie zeigen den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un bei einer Militärinspektion. Neben ihm ist etwas, was sehr stark nach den US-Drohnen RQ-4 Global Hawk von Northrop Grumman und der MQ-9 Reaper von General Atomics aussieht. 

Das schürte Gerüchte, dass die nordkoreanische Armee diese Drohnen erbeutet oder durch Bestechung erhalten hat - angeblich von US-Stützpunkten in Japan. Aber hat Nordkorea tatsächlich US-Drohnen in die Finger bekommen?

Nein, denn es handelt es sich hierbei um nordkoreanische Kopien der markanten Fluggeräte. Die RQ-4-Kopie hört laut einem Bericht bei The Drive auf die Bezeichnung Saetbyol-4. Das MQ-9-Lookalike heißt Saetbyol-9. Nicht nur das Design ist also frech kopiert - sogar die Namen sind an den US-Originalen angelehnt.

Offiziell steht Saetbyol für “Morgenstern”. Nordkoreanische Staatsmedien beschreiben die Saetbyol-4 als “strategische Aufklärungsdrohne” und die Saetbyol-9 als “Mehrzweck-Angriffsdrohne”. 

MQ-4 Global Hawk

Diese Beschreibungen entsprechen dem Einsatzzweck ihrer offensichtlichen Vorbilder. Die Global Hawk wird von der US Air Force und Navy für Aufklärung und Überwachung genutzt. Das Fluggerät wurde außerdem in andere Länder exportiert, wie Australien oder Südkorea

Angetrieben wird die Drohne durch ein Turbofan-Triebwerk, das über eine charakteristische Ansaugöffnung oberhalb des Rumpfes verfügt. Im ebenfalls charakteristischen Nasenbuckel befindet sich Gerätschaft, wie etwa verschiedene Bild- und Bewegungssensoren.

Die Global Hawk ist vor allem für ihre große Reichweite von bis zu 25.000 Kilometer bei einer Flugzeit von über 30 Stunden bekannt. Durch die Flügelspannweite von 39,9 Metern zählt sie als eine der größten Drohnen im aktiven Einsatz.

MQ-9 Reaper

Im Unterschied zur Global Hawk ist die Reaper sowohl eine Aufklärungs- als auch eine Kampfdrohne. Sie hat eine Flügelspannweite von 20 Metern und kann mit einer Vielzahl an Waffensystemen ausgestattet werden. Dazu gehören bis zu 8 Stück der AGM-114 Hellfire Luft-Boden-Rakete. Auch GPS-gelenkte JDAM-Gleitbomben können abgeworfen werden.

Damit kann die Reaper Bodenoperationen nicht nur mittels Luftaufklärung, sondern auch Luftattacken unterstützen. Auch die nordkoreanische Version wurde mit Raketen gezeigt, die an die Hellfire erinnern. 

Nachbauten bekannt

Dass Nordkorea über diese Nachbauten verfügt, weiß man bereits seit etwa Mitte 2023. Damals tauchte unter anderem ein Video eines der unbemannten Fluggeräte auf, wie sie Raketen abfeuert. Wie repräsentativ dieses Video für die tatsächlichen Fähigkeiten der Saetbyol-9 sind, ist allerdings offen. 

➤ Mehr lesen: Nordkorea zeigt Global-Hawk- und Reaper-Drohnen-Kopien

Details zu den Fähigkeiten oder der Präzision der nordkoreanischen Drohnen gab es damals nicht. Und auch bis heute sind keine bekannt geworden.

Technische Herausforderungen

Der Aufbau und die Hardware der US-Varianten der Drohnen sind hochkomplex. Dass Nordkorea ähnliche Fluggeräte entwickelt und bauen kann - selbst wenn diese Varianten weniger leistungsstark sind - wäre eine bemerkenswerte Leistung, analysiert The Drive. 

Darum wäre es naheliegend, dass das Land beim Entwurf Hilfe von außen bekommen hat. Denkbar wäre das etwa vonseiten des Irans oder Chinas. Beide Länder sind bekannt dafür, sich schon in der Vergangenheit Inspiration von US-Kriegsgeräten geholt zu haben.

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