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Sony Inzone M9 im Test: Ist der Monitor wirklich „perfekt für PS5“?

Sony ist seit Kurzem ein Gaming-Zubehör-Hersteller. Gemeint ist damit nicht die weltbekannte PlayStation-Brand, sondern die neue Produktpalette von Inzone.

Ich habe bereits das Inzone H9 Headset getestet und war mäßig begeistert. Obwohl Sony exzellente Kopfhörer macht, ist die Expertise davon nicht ausreichend in die H9 geflossen.

Dementsprechend gedämpft waren meine Erwartungen an den Gaming-Monitor Inzone M9 (1.099 Euro UVP). Denn Sony macht zwar gute Fernseher, aber für Consumer-Bildschirme ist der japanische Konzern nicht bekannt.

Noch dazu werden große Worte gespuckt. So ist laut der Website der M9 „perfekt für PlayStation 5“ geeignet, bietet ein „großartiges Spielerlebnis“ und hat „speziell für PS5 entwickelte Funktionen, die das Potenzial des M9 voll ausschöpfen.“ Dem bin ich nachgegangen und habe den M9 mit der PS5 getestet.

Schaut nach PS5 aus

Obwohl der M9 ein PC-Gaming-Monitor ist, der zusätzlich „perfekt für PS5“ geeignet ist, ist eine gewisse Affinität zu Sonys Spielkonsole nicht abzustreiten. Der Standfuß hat das weiß-schwarze Sandwich-Design der PS5. Die Rückseite ist ebenfalls PS5-Weiß und die LED-Leiste erinnert an die LED-Beleuchtung des PS5-Controllers.

Das Design des 3-stückigen Standfußes sieht filigran aus, ist aber stabil. Designtechnisch haut es nicht ganz hin, weil der mittige Standfuß ein Plastikgehäuse hat, die hinteren Teile aber glänzendes Metall sind. Ästhetisch gesehen wirkt der hintere Teil deshalb wie ein Fremdkörper.

Unschön ist, dass bei dem mir zur Verfügung stehenden Testgerät der vordere Standfuß nicht im korrekten Winkel zum Monitor ausgerichtet ist. Er ist eine Spur zu weit nach links geneigt. Das beeinträchtigt nicht die Funktion, ist aber bei einem 1.099 Euro teurem Gerät ärgerlich.

Standfuß im PS5-Sandwich-Design

Ergonomie

Der Monitor ist höhen- und winkelverstellbar, kann aber nicht seitlich gedreht werden. Da das Profil des Standfußes nur etwa 18 cm tief ist, sollte man aber kein Problem haben, den M9 inklusive Standfuß am Schreibtisch ist die gewünschte Position zu drehen.

Ist der Monitor auf der höchsten Position, passt die PS5 am Standfuß im Querformat darunter. Bündig kann man sie aber nicht unter dem M9 schieben, da sie am hinteren Standfuß ansteht.

Alle Anschlüsse sind an der Rückseite untergebracht, Kabel werden von unten angesteckt. Sie sind ins Gehäuse versetzt. Da der Monitor nur sehr wenig nach vorne kippt bei der Winkelverstellung, ist das Einstecken der Kabel mühsam – entweder stichelt man blind herum, oder legt den M9 mit der Bildschirmseite auf den Tisch, um besser zu den Anschlüssen zu kommen. Zum Glück wird man vermutlich nicht ständig herumstecken, sondern nur einmal das Nötige verbinden.

Die angesteckten Kabel können durch den mittleren Standfuß gezogen werden. So kann man einen Kabelstrang kontrolliert hinter dem Schreibtisch verschwinden lassen.

Steuerung

Die Bedientasten für den M9 sind rechts auf der Rückseite. Für einen Monitor ist die Einschalttaste angenehm groß. Darüber befindet sich ein 4-Wege-Joystick. Mit links und rechts ändert man die Lautstärke, drückt man nach unten wird stummgeschaltet, nach oben hebt die Stummschaltung auf.

Drückt man den Joystick mittig, öffnet sich das Monitor-Menü – zumindest theoretisch. Denn der Joystick ist wackelig und obwohl ich beim Drücken das mechanische Geräusch höre und den Anschlag spüre, öffnet sich das Menü nicht. Man muss schon relativ kräftig drücken, wobei der M9 dann bedrohlich am Standfuß wackelt – sich aber immerhin nicht verschiebt.

Störend ist, dass für keine der Funktionen im Menü eine Vorschau gezeigt wird. Man muss immer erst durch Drücken des Joysticks die gewählte Einstellung bestätigen, um ein Resultat zu sehen. Gefällt die Einstellung nicht, muss man wieder nach rechts drücken, weil immer nach dem Bestätigen der M9 ins vorige Menü zurückhüpft. Um die 4 verschiedenen Einstellungen des „Schwarz-Equalizer“ zu sehen, braucht man mindestens 12 Joystick-Eingaben.

Der M9 zeigt im Menü auch keine Erklärung für die Einstellungen an. Wer technisch nicht so versiert ist, wird nicht wissen, was „Lokale Dimmung“ ist und wieso es hier die Einstellungen „Aus“, „Niedrig“ und „Hoch“ gibt. Vorbildlich ist dafür, dass immer im Menü oben die wichtigsten Infos angezeigt werden: Eingang, Auflösung, Hz, HDR-Modus und ausgewählter Bildmodus.

Der 4-Wege-Joystick und darunter der Ein-Ausschalter

Die PS5 kommt ins Bildparameter-Gefängnis

Wie üblich wird die PS5 per HDMI-Kabel verbunden. Beim Monitor ist kein HDMI-Kabel im Lieferumfang enthalten. Man sollte darauf achten, dass man ein HDMI-Kabel für 2.1 nutzt, damit die 4K-Auflösung von 3.840 x 2.160 zur Verfügung steht, sowie VRR, wodurch Bildwiederholraten von 48 bis 120 Hz mit der PS5 möglich sind.

Danach wird wie üblich auf der PS5 die HDR-Helligkeit angepasst. Das war es dann aber mit Anpassungen. Der M9 steckt die PS5 nämlich ins Bildparameter-Gefängnis. Fast alle Einstellungen sind vorgegeben und können nicht verändert werden. Der Bild-Modus ist fix auf „Spiel 1“ eingestellt. Bei den Bildeinstellungen kann nur das Local Dimming geändert werden und das Seitenverhältnis. Helligkeit, Kontrast, Sättigung usw. sind fix vorgegeben.

Das liegt an der Funktion „Tone Mapping mit HDR-Automatik“. Das kann man als das Gegenstück zum „Kino-Modus“ oder „Moviemaker-Modus“ bei TV-Geräten sehen. Die vorkalibrierten Bildeinstellungen sind so, wie es sich der Filmemacher bzw. in diesem Fall der Spielemacher gedacht hat. Der einzige Weg, um selbst Bildparameter vorzunehmen, ist HDR auf der PS5 in den Einstellungen zu deaktivieren. Davon ist aber stark abzuraten, da darunter die Darstellung merklich leidet.

Bildqualität: Wie ein Gemälde

Die HDR-Automatik kann man als Fluch oder Segen sehen. Fluch, weil die Darstellung im ersten Eindruck dunkel und gediegen wirkt, wenn man vorher auf einem aktuellen, großen Smart-TV mit Game-Modus gespielt hat. Segen, weil man sich eben nicht mit den Einstellungen herumspielen muss, um was Passendes zu finden.

Hat man den ersten „Schock“ überwunden, offenbart der M9 seine Stärken. Die 27 Zoll gepaart mit der 4K-Auflösung lassen entsprechende Games auf der PS5 gestochen scharf erscheinen. Bei Horizon: Forbidden West kann man mit der Nase am Monitor kleben und erkennt keine einzelnen Pixel. Die Farben sind passend kräftig, aber nicht übersättigt. Der Dynamikumfang ist gut, die Schwarzwerte können aber – rein technisch bedingt, nicht mit OLED-TVs oder -Monitoren mithalten.

Dazu kommt, dass der Monitor herrlich matt ist. Das gepaart mit der extrem scharfen und detaillierten Darstellung lässt Spiele wie Forbidden West fast wie Gemälde oder hochqualitative Poster wirken. Speziell die Nahaufnahmen von Personen in Zwischensequenzen oder der Fotomodus sehen spektakulär aus. Aber auch rasante Action macht sich sehr gut – besonders bei Games die VRR unterstützen, was Screen Tearing verhindert.

Um das so zu erleben, muss man aber die richtigen Bedingungen dafür schaffen. Das heißt Raum abdunkeln und möglichst gerade vor dem Bildschirm sitzen. Denn schon bei einem leichten Blick von der Seite wird die Darstellung eine Spur dünkler, wodurch in dunklen Stellen des Bilds Details verschwinden. Bei einem 27-Zoll-Monitor wird man aber ohnehin nahe und gerade auf einem Sessel davor sitzen und nicht meterweit weg auf dem Sofa lungern.

Doch selbst wenn man perfekt gerade davor sitzt, ist die Darstellung an den Rändern und Ecken eine Spur dünkler als der Rest des Bildes. Das man merkt man aber nur, wenn man bewusst darauf achtet – oder den Monitor auch fürs Arbeiten nimmt und etwa auf Excel-Tabellen oder Word-Dokumente schaut, bzw.  Anwendungen mit großen Flächen derselben Farbe.

Eingebaute Cheats

Die Bildeinstellungen sind zwar gesperrt, wenn man die PS5 mit HDR nutzt, die „Spieleinstellungen“ sind aber freigegeben. So kann man etwa aus 4 Fadenkreuzen in 2 Farben wählen, um bei Shootern zu schummeln, etwa wenn beim Schießen aus der Hüfte eigentlich kein Fadenkreuz angezeigt wird.

Mit dem Schwarz-Equalizer können dunkle Stellen im Bild aufgehellt werden, um versteckte Feinde besser zu sehen – auch das würde bei Online-Versus-Games wohl als Hardware-Schummeln gelten.

Außerdem kann die Reaktionszeit gewählt werden, zwischen „Standard“, „Schnell“ und „Schneller“. Was die Nachteile sind, wenn die Reaktionszeit verkürzt wird, verrät Sony in der Anleitung nicht. Hier steht lediglich: „Ändern Sie die Reaktionszeit des Bildschirms. Legen Sie die Zeit entsprechend der Geschwindigkeit der Bildbewegungen fest.“ Aha. Ist nicht eine niedrige Reaktionszeit immer besser? Bzw. sollte das nicht der Monitor automatisch einstellen, wenn PS5-Games mit VRR und HDR-Automatik gespielt werden? Hier sollte Sony jedenfalls mit seinen Erklärungen nachbessern.

Für die Beleuchtung an der Rückseite stehen mehrere Farben zur Auswahl. Eine freie RGB-Wahl gibt es aber nicht

Eingebaute Lautsprecher: Nein danke

Der M9 hat Lautsprecher eingebaut, die man  nur als Notfall-Option sehen sollte. Der Klang ist einer PS5 nicht würdig – selbst aus den Lautsprechern einer Nintendo Switch kommt besserer Sound.

Der Monitor hat einen 3,5mm-Klinkenstecker integriert. Steckt man dort ein Headset an, wird der Klang der PS5 damit wiedergegeben. Allerdings wird nicht das Mikrofon des Headsets unterstützt. Wer Voicechats nutzen will, muss das Headset entweder am PS5-Controller anstecken, oder das eingebaute Mikrofon des PS5-Controllers nutzen.

Fazit

Rein isoliert betrachtet als Gaming-Monitor, an dem man seine PS5 anstecken will, ist der Inzone M9 hervorragend. HDR-Games sehen unglaublich gut aus, speziell solche, bei denen die Grafik viel mit Lichteffekten und einem Mix aus hellen und dunklen Umgebungen spielt. Die Darstellung der HDR-Automatik ist zudem nicht zu übertrieben, weshalb man auch längere Zeit mit nur wenig Abstand vor dem Monitor sitzen und spielen kann – ohne, dass es die Augen überanstrengt.

Die SDR-Darstellung ist eher durchschnittlich und nicht, was man sich von einem 1.099 Euro teurem Monitor erwartet. Deshalb werden auch viele PC-Spiele nicht besonders berauschend aussehen. PC-Games, die HDR unterstützen, sehen aber viel besser aus und dank VRR sind bis zu 144Hz möglich.

Als Arbeitsgerät ist der M9 mäßig, wegen der nicht gleichmäßigen Farb- bzw. Helligkeitsdarstellung und den eher mageren Verstellbereichen für Höhe und Winkel und der fehlenden Seitenverstellung. Der eingebaute KVM-Switch ist zwar nett, aber das haben andere, günstigere Monitore auch.

Wenn man einen Monitor sucht, der das Beste aus der PS5 und HDR-PC-Spielen herausholt, ist der M9 die richtige Wahl. Will man aber nur PC-Games spielen, gibt es günstigere Alternativen mit ähnlichen Spezifikationen, die SDR-Inhalte besser darstellen. Das sind etwa der LG 27GP950-B (634 Euro auf Amazon) und der Samsung G7A LS28AG702NU (655 Euro auf Amazon).

 

Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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