Im Tierversuch konnte die Entstehung von Krebszellen beobachtet werden.

Im Tierversuch konnte die Entstehung von Krebszellen beobachtet werden.

© Getty Images/iStockphoto/image_jungle/iStockphoto

Science

Neuartige Immuntherapie schont gesundes Gewebe von Krebspatienten

Die chirurgische Entfernung eines Tumors wird in der Regel durch eine Chemo- oder Strahlentherapie ergänzt. Auf diese Weise sollen verbleibende Krebszellen vernichtet werden. Für die Patient*innen kommen diese Therapien allerdings oft mit Nebenwirkungen einher und verringern die Lebensqualität. Der Gewinn an Lebenszeit ist zudem manchmal nur begrenzt. Als vielversprechende Alternative hat sich im vergangenen Jahrzehnt die Immuntherapie herausgestellt - besonders bei Hautkrebs und Leukämie.

Sie nutzt das körpereigene Immunsystem, um Tumorzellen gezielt anzugreifen. Die Abwehrmechanismen können mithilfe von entsprechenden Wirkstoffen verstärkt werden. Zwar werden im Idealfall nur Krebszellen angegriffen, es kann aber auch passieren, das gesundes Gewebe bekämpft wird. Bereits zugelassene Medikamente sind zudem nicht immer gut verträglich und werden nach wie vor zurückhaltend eingesetzt.

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Nur erkranktes Gewebe bekämpft

Eine neuartige Immuntherapie auf molekularer Basis, an der das heimische Biotechnologieunternehmen Evobright forscht, soll besonders schonend wirken. Wir bei Evobright haben uns zum Ziel gesetzt, innovative Krebsmedikamente zu entdecken und zu entwickeln, die das Immunsystem des Patienten in die Lage versetzen, Krebszellen in soliden Tumoren zu erkennen und zu zerstören und so das Leben von Krebspatienten zu verlängern und zu verbessern“, sagt Klaus-Peter Künkele, CEO und Mitgründer von Evobright, der futurezone.

Die neuartige Methode aktiviert einen speziellen Typ von Immunzellen – genannt Gamma-Delta-T-Zellen – der normalerweise bakterielle Infektionen innerhalb der Zellen bekämpft. Aus einer bereits 2015 in den USA veröffentlichten Untersuchung, in der 18.000 Tumorpatient*innen erfasst wurden, ergebe sich, dass Gamma-Delta-T-Zellen am besten mit dem Überleben von Patient*innen mit soliden Tumoren korrelieren.

Natürliche und umfassende Immunantwort

Laut Künkele basiere das therapeutische Konzept auf der Nachahmung einer bakteriellen Infektion in Tumorzellen, welche von den Gamma-Delta-T-Zellen gezielt angegriffen werden. Damit sich die Tumorzellen den Gamma-Delta-T-Zellen auch als bakteriell infiziert zeigen, entwickelt Evobright sogenannte „bispezifische Antikörper“, die das Unternehmen alsEvobodiesbezeichnet. Diese "Hybrid-Antikörper" bestehen aus Bestandteilen von 2 unterschiedlichen Antikörpern. 

Das Verfahren löse laut Künkele eine natürliche und umfassende Immunantwort aus, welche die scheinbar infizierten Tumorzellen gänzlich beseitigt: „Die bisher verfügbaren präklinischen Daten zeigen in vitro eine vollständige Eliminierung der damit markierten Tumorzellen durch die anwesenden Gamma-Delta-T-Zellen, und dies innerhalb weniger Tage. Gleichzeitig werden Zellen, die keine Tumormerkmale haben, verschont“, erklärt er.

Erste Behandlungen im Jahr 2025

Das Verfahren zielt generell auf Krebsarten ab, die besonders auf neue effizientere Therapeutika mit geringeren Nebenwirkungen angewiesen sind. „Aufgrund des modularen Aufbaus unserer bispezifischen Evobodies können wir die Spezifität unserer Moleküle an unterschiedliche Krebsarten anpassen, damit später möglichst viele Patienten und Patientinnen von unserer neuen Behandlung profitieren können“, sagt der Fachmann.

Diese Technologieplattform entwickelt Evobright kontinuierlich fort und baut sie weiter aus, indem zusätzliche Bausteine für den Molekülbaukasten entwickeln werden. Erste Patient*innen sollen im Jahr 2025 im Rahmen der klinischen Phase 1 mit den Evobodies behandelt werden. „Obwohl in dieser Phase in erster Linie die Verträglichkeit jedes neuen Medikaments sichergestellt werden soll, hat die Erfahrung mit anderen erfolgreichen Immuntherapeutika gezeigt, dass es mit positiven Daten zur Wirksamkeit des neuen Medikaments bereits in dieser Phase auch möglich ist, den Weg bis zur Zulassung als Arzneimittel deutlich zu verkürzen“, sagt der Fachmann.

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer redaktionellen Kooperation zwischen futurezone und aws.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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