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Sind E-Autos zu schwer für Straßen und Parkhäuser?

Autos werden immer schwerer. Nicht nur steigt die Zahl der zugelassenen SUVs, es fahren auch immer mehr Elektroautos über Österreichs Straßen. Je nach Modell können sie über 3 Tonnen auf die Waage bringen. 

Grund dafür ist ihr Akku, der mit steigender Reichweite auch mehr wiegt. In extremen Fällen, wie beim elektrischen Hummer, wiegt der Akku mit 1.326 Kilogramm so viel wie ein VW Polo. Im Schnitt liegt das Gewicht von E-Autos bis zu 450 Kilogramm über dem von Verbrennern. Immer wieder kommt daher die Sorge auf, dass die Infrastruktur diesem Gewicht nicht standhalten kann. 

➤ Mehr lesen: Der Akku des Elektro-Hummer wiegt mehr als ein VW Polo

Der Hummer EV SUV von General Motors

Der Hummer EV SUV von General Motors

Sind die Straßen und Brücken sicher? 

Eine Studie der Universität Edinburgh (hier) zeichnet ein schwarzes Bild einer vollelektrischen Zukunft. Den Berechnungen nach nutzen sich Straßen durch das hohe Fahrzeuggewicht zwischen 20 und 40 Prozent schneller ab. Das sei aber vor allem großen Fahrzeugen wie E-Bussen und elektrischen Lkw geschuldet. Für die Studie wurden jedoch keine Tests gemacht, um die Berechnungen zu untermauern.

Die ASFINAG sieht Österreichs Straßen gut gewappnet für die Mobilitätswende: „Das ist hinsichtlich der Belastung der Autobahnen absolut kein Thema beziehungsweise nicht von Relevanz. Unsere Autobahnen und Schnellstraßen sind für weit höhere Gewichte ausgelegt, Lkw können bekanntlich bis zu 40 Tonnen wiegen“, erklärt Christian Honeger, Abteilungsleiter Erhaltungsmanagement, auf Anfrage der futurezone. 

➤ Mehr lesen: 20 Prozent schwerer: Mehr E-Autos und SUVs auf Europas Straßen

Halten die Brücken der Last stand?

In der Straßenverkehrsordnung Österreichs ist die zulässige Gesamtmasse von Pkw mit 3,5 Tonnen angegeben. Elektrische Kleintransporter mit bis zu 4,25 Tonnen können zwar unter bestimmten Bedingungen mit dem Führerschein der Klasse B gelenkt werden, sind aber eben keine Pkw mehr. In der Regel sind Brücken für Fahrzeuge mindestens für deren zulässiges Gewicht auch freigegeben. Gesonderte Gewichtsbeschränkungen, etwa bei baufälliger Infrastruktur, werden über Verkehrsschilder kommuniziert. 

Wenn Brücken wenig Last aushalten, wird das in der Regel über Verkehrsschilder kommuniziert, wie hier in Großbritannien

Vorsicht ist im Ausland geboten, denn nicht überall gelten die gleichen Regelungen. So darf man etwa in Österreich ein Fahrzeug mit einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen in bestimmten Bereichen auf dem Gehsteig abstellen. In Deutschland liegt diese Grenze bei 2,8 Tonnen, was mit einem E-SUV schnell erreicht ist. Stellt man es trotzdem ab, winkt ein Bußgeld.

Sind SUVs und E-Autos zu schwer zum Parken? 

Die zunehmende Last durch schwere Autos stellt die Sicherheit von Parkhäusern infrage. Die Sorge, dass alte Bauten der zunehmenden Belastung nicht mehr standhalten, wächst. In einigen Parkhäusern gibt es Gewichtsbeschränkungen von 2 oder 2,5 Tonnen (z.B. P1 - P3 am Berliner Flughafen).  

Das betrifft vor allem Anlagen, die in den 1970er-Jahren errichtet wurden. „Sie halten stand“, erklärt Martin Schoderböck, Geschäftsführer des Techniker*innenbüros „Werkraum Ingenieure“. Man müsse sie aber prüfen, da die Norm damals Lasten von 1,5 bzw. 2,5 Tonnen vorgesehen habe. Eine Möglichkeit für ältere Parkhäuser wäre das Reduzieren von Parkplätzen oder Verändern der Stellplatzgrößen. Das ist aber aus wirtschaftlichen oder gesetzlichen Gründen oft keine Option.

E-Autos in Österreich

Tesla Model Y
Es hat eine zulässige Gesamtmasse von knapp 2,5 Tonnen und ist das meistverkaufte Elektroauto Österreichs. 2023 wurden 6.039 Fahrzeuge zugelassen

E-SUVs
Der Mercedes EQS oder Audi SQ8 e-tron können zum Beispiel bis zu 3,3 Tonnen auf die Waage bringen

47.621E-Auto Neuzulassungen
gab es 2023 in Österreich. Insgesamt ist das ein Anteil von fast 20 Prozent. 2022 waren es noch 34.165

SUVs sind schon seit den 1990er-Jahren auf dem Markt und moderne Parkhäuser haben die schwereren Fahrzeuge bei der Planung einkalkuliert. „Derzeit liegt die Nutzlast bei einem Maximalgewicht von 3 Tonnen“, erklärt er. Daher sei kein Nachrüsten bestehender Parkhäuser erforderlich. Der international tätige Parkhausbetreiber APCOA teilt der futurezone mit: „Eine interne Untersuchung unserer Objekte hat ergeben, dass wir ausreichende Gewichtspuffer pro Platz für Pkw bis 3,5 Tonnen haben.“ 

➤ Mehr lesen: Transportfirmen: E-Autos sind zu schwer für die Straßen

Werden Autos auch in Zukunft immer schwerer?

Zwar bringt das zunehmende Gewicht der Autos punktuell Herausforderungen, wird aber kein Bremsblock in der Mobilitätswende sein. Autobauer versuchen bereits, ihre Fahrzeuge leichter und damit effizienter zu machen. Weltweit wird etwa an Batterien geforscht, die bei einer leichteren Bauweise mehr Kapazität haben. 

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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