57 kleine Satelliten, die mit Spiegeln bestückt sind, will Reflect Orbital ins Orbit schicken.

57 kleine Satelliten, die mit Spiegeln bestückt sind, will Reflect Orbital ins Orbit schicken.

© Getty Images/loops7/istockphoto

Science

Wie Spiegel im All die Solarproduktion auf der Erde steigern könnten

Wenn es nach dem Start-up Reflect Orbital geht, sollen 57 kleine Satelliten, die mit Spiegeln bestückt sind, künftig auf einer Höhe von 600 Kilometern um die Erde kreisen. Damit will das in Kalifornien ansässige Unternehmen auch nach Einbruch der Dämmerung und noch vor Sonnenaufgang die Produktion von Solarstrom möglich machen, berichtet Space.com

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Auf einer Internationalen Konferenz in London, bei der es um Energie und den Weltraum ging, erläuterte der CEO Ben Nowack seine Visionen dazu. Noch 2024 wollen er und sein Team einen ersten Prototypen in die sonnensynchrone Polarumlaufbahn schicken.

30 Minuten mehr Sonne

Die Satelliten von Reflect Orbital sollen die Erde von Pol zu Pol umkreisen, während sich die Erde unter ihnen dreht. Auf diese Weise würden sie über jede Stelle zur selben Tageszeit fliegen: 2-mal am Tag würden sie dort im Laufe von 24 Stunden vorbeikommen. Spiegel an den Satelliten sollen dann das Sonnenlicht zu den Stellen auf dem Planeten leiten, wo Solaranlagen sind. Diese Kraftwerke könnten dadurch täglich mit zusätzlichen 30 Minuten an Sonnenstrahlung versorgt werden, behauptet Reflect Orbital.

Bei der Konferenz in London bedauerte der CEO, dass Sonnenlicht nicht dann zur Verfügung stehe, wenn wir viel Energie brauchen – vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang. Denn zu diesen Zeiten brauche man mehr Strom.

Das Start-up will mithilfe von Spiegeln im Orbit die Solarstromproduktion steigern.

Das Sonnenlicht soll zu einem Strahl gebündelt und zur Erde geschickt werden.

Sonnenstrahl auf Bestellung

Die nur 16-Kilogramm schweren Satelliten sollen mit ca. 10 mal 10 Meter großen Mylar-Spiegeln ausgestattet werden, die entsprechend dem Sonnenlicht ausgerichtet werden können. Die Spiegel sind angeblich so konstruiert, dass sie das Sonnenlicht zu einem engen Strahl bündeln. So könne das Licht direkt zu einem Solarkraftwerk geleitet werden. Dafür brauche Reflect Orbital nur die Koordinaten einer Anlage.

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An sich ist die Idee mit den Spiegeln nicht neu: Bereits in den 1990er Jahren brachte Russland im Rahmen der „Znamya 2“-Mission einen Spiegel ins All und erzeugte damit einen Lichtstrahl, der auf die Erdoberfläche traf. Das Projekt Solspace von der University of Glasgow verfolgt derzeit einen ähnlichen Plan wie Reflect Orbital. 

Viele Herausforderungen

Ein großes Problem von Solarstrom ist noch immer, dass die Sonnenstrahlung nicht zuverlässig ist. Nachts produzieren solche Kraftwerke etwa keinen Strom. Deshalb arbeiten viele Unternehmen an Speichertechnologien, die es ermöglichen sollen, Sonnenenergie auch zu diesen Zeiten zu verwenden.

Reflect Oribtal sieht in der Umleitung von Sonnenlicht zu Solarkraftanlagen eine Lösung. Ihre Idee hat aber auch Gegner*innen. Diese warnen, dass die Lichtverschmutzung dadurch verschärft werden könnte, wenn die Technologie nicht ganz ausgefeilt ist. Andernfalls könnten die Satelliten heller strahlen als Sterne. Die Arbeit von Astronom*innen könnte dadurch schwieriger werden. Schon jetzt stellen Satelliten wie Starlink Probleme bei der Beobachtung von Himmelskörpern dar. 

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