So groß ist das Risiko, von Weltraumschrott erschlagen zu werden
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Immer mehr Länder und private Unternehmen erobern das All. Sie bringen Satelliten in den Erdorbit, bauen Raumstationen oder unternehmen Missionen zu entfernten Planeten. Doch das hohe Verkehrsaufkommen im Weltraum hat seinen Preis: Trümmerteile, wie beispielsweise Überbleibsel von Raketenstarts, bleiben häufig im All zurück.
Dieser umhertreibende Weltraumschrott wird immer wieder zum Problem für Satellitensysteme. Er kann aber auch Schäden auf der Erde verursachen. Wie eine neue Studie zeigt, veröffentlicht in dem Journal „Nature Astronomy“, ist das Risiko eines solchen Vorfalls weit größer als häufig angenommen. Es bestehe laut den Wissenschaftler*innen eine 10-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass es in den nächsten 10 Jahren zu einem oder mehreren Todesopfern durch den Wiedereintritt von Trümmerteilen aus dem All komme.
Konservative Schätzung
Zur Berechnung des Risikos verwendeten die Forscher*innen 2 Methoden: Die erste zieht die Neigung der Umlaufbahn übergebliebener Raketenteile, die sich in unmittelbarer Nähe zur Erde befinden, zur Berechnung heran. Das Team kombinierte diese Informationen mit der Bevölkerungsdichte unter der Umlaufbahn jeder Rakete. So kalkulierte es die Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil jemanden trifft.
Bei der zweiten Methode wurde auf historische Daten zurückgegriffen. Alle unkontrollierten Einritte von Weltraumschrott der letzten 30 Jahre wurden auf das kommende Jahrzehnt hochgerechnet. Bei den 10 Prozent handelt es sich daher um eine konservative Schätzung, so die Wissenschaftler*innen. Denn im Vergleich zu den Referenzjahren, würde in der kommenden Dekade wesentlich mehr Raketen starten, was die Zahl der Trümmerteile im All erheblich steigern dürfte.
Risiko nicht überall gleich
Das Risiko, von Weltraumschrott getroffen zu werden, ist aber nicht für alle Orte gleich. Der Studie zufolge seien südliche Breitengrade eher betroffen als nördliche. Es sei etwa 3-mal wahrscheinlicher, dass Raketenteile in den Breitengraden von Jakarta in Indonesien, Dhaka in Bangladesch oder Lagos in Nigeria landen als in jenen der US-Stadt New York, Peking in China oder der russischen Hauptstadt Moskau.
Gegenmaßnahmen
Die Studie hält fest, dass "unkontrollierte Wiedereintritte von Raketentrümmern ein Problem kollektiven Handelns darstellen; Lösungen sind vorhanden, aber jeder muss sie übernehmen.“
Das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk entwickelt bereits wiederverwendbare Raketenstufen. Die europäische Weltraumagentur ESA arbeitet indes daran, Weltraumschrott vor Ort einzusammeln und so zu entfernen.
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