Boeing-Konzept der F/A-XX mit Wingman-Drohne

Boeing-Konzept der F/A-XX mit Wingman-Drohne

© Boeing

Militärtechnik

F/A-XX: Navy verrät Detail zum neuen Kampfjet für Flugzeugträger

Es ist geplant, dass Kampfjets in Zukunft von unbemannten Kampfdrohnen begleitet werden. Auch wenn die Piloten dabei von KI unterstützt werden, muss das Zusammenspiel mit den Drohnen koordiniert werden. Die Aufgaben der Piloten, die dabei zu "Quarterbacks" werden sollen, werden dadurch noch komplexer werden. 

Aber das ist nur eine Übergangslösung - wenn es nach der US Navy geht. Der kommende Kampfjet F/A-XX könnte der letzte sein, der von Piloten geflogen wird, sagte der Navy-Admiral Michael Donnelly auf der "Sea Air Space"-Konferenz.

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F/A-XX-Konzeptgrafik von Boeing

Hybride Luftgeschwader

"Die F/A-XX könnte unser letztes bemanntes Kampfflugzeug sein, das wir bei der Navy betreiben", wird Donnelly zitiert. Die F/A-XX soll demnach die Brücke hin zu hybriden Luftgeschwadern schlagen - also die Kombination aus bemannten und unbemannten Plattformen.

Als Zeithorizont für die komplette Umstellung auf hybride Geschwader nennt Donnelly die 2040er-Jahre. Man werde mehr "man-on-the-loop" als "man-in-the-loop" sein, so der Admiral.

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On-the-loop vs. In-the-loop

Zur Erklärung ein Beispiel, was Donnelly damit meint: Bei "man-in-the-loop" lokalisiert beispielsweise eine Drohne ein potenzielles Angriffsziel. Ein Mensch muss den Befehl geben, damit die Drohne den Angriff startet und Waffen betätigt werden. Befindet sich die Drohne in einem Gebiet, in dem die Funkverbindung mittels Jamming blockiert wird, würde sie das gefundene Ziel nicht angreifen, weil kein Mensch den Befehl zum Waffeneinsatz gibt.

Bei "man-on-the-loop" erkennt und bekämpft ein autonomes System die Ziele vollautomatisch - etwa anfliegende Raketen. Der Mensch wird vom Entscheider zu einem Beobachter, kann aber im Bedarf eingreifen und den geplanten Angriff abbrechen oder neue Ziele zuweisen. Im Jamming-Gebiet würde die Drohne die Mission ausführen, die ihr vorher gegeben wurde.

Die radikalste Variante ist "man-out-of-the-loop". Dabei würde ein autonomes Waffensystem die Ziele komplett ohne menschliches Zutun bewerten und angreifen - basierend auf Sensoren, Computermodellen und Algorithmen. Egal, ob im Zielgebiet Jamming ist oder nicht, würde die Drohne selbstständig entscheiden, wie das Missionsziel zu erfüllen ist, bzw. ob es wichtigere Ziele gibt und nach eigenem Ermessen angreifen.

F-35C der US Navy

Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen

Die F/A-XX wird mit Technologien ausgestattet sein, die auf maschinellem Lernen und Künstlicher Intelligenz beruhen, kündigte der Admiral an. Damit sollen die Kampfjetpiloten auf dem Schlachtfeld unterstützt werden, sodass sie bessere und schnellere Entscheidungen treffen können. 

Das soll dazu führen, dass bemannte und unbemannte Flugzeuge enger und effizient zusammenarbeiten können - etwa KI-gesteuerte Wingman-Drohnen, die Kampfjets begleiten und sowohl bei Angriffen als auch bei der Verteidigung zur Seite stehen. Die F/A-XX soll jedenfalls ein Kampfjet der 6. Generation sein.

Was bedeutet 6. Generation?

Kampfjets werden in Generationen eingeteilt. Die aktuellste, die im Einsatz ist, ist die 5. Generation, die sich durch vor allem durch Tarnkappeneigenschaften auszeichnet. Dazu gehören etwa die F-22, F-35, Su-57, J-20 und J-35.

Zu den derzeit noch lose definierten Fähigkeiten eines Kampfjets der 6. Generation gehören:

  • Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
  • Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
  • Geeignet für elektronische Kriegsführung
  • Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
  • Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
  • Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
  • Adaptives Triebwerk
  • Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören

Erfahrungen mit unbemannten Fluggeräten, die für hybride Geschwader genutzt werden können, hat die US Navy bereits gesammelt. So ist die MQ-25 Stingray auf einem Flugzeugträger getestet worden. Dabei handelt es sich um einen unbemannten Tanker, mit dessen Hilfe bereits bemannte Kampfjets in der Luft betankt wurden.

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Mehr Reichweite für die F/A-XX

In Sachen Luftbetankung und Reichweite hat Donnelly noch einige Details parat: Demnach soll die F/A-XX rund 25 Prozent mehr Reichweite aufweisen, als die derzeitigen Jets der Navy. Die aktuelle F-35C hat einen Einsatzradius von 1.241 Kilometer. Für den kommenden Kampfjet würde das eine ungefähre Reichweite von 1.550 Kilometer bedeuten.

Der zweite Kampfjet, den die US Navy aktuell nutzt, ist die weit ältere F/A-18. Ihr Kampfradius wird mit 740 Kilometern angegeben.

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Weniger Reichweite als gedacht

Die Angabe zur Reichweite ist etwas überraschend, da eine der Kernanforderungen der US Navy bei der F/A-XX-Ausschreibung war, dass die Reichweite deutlich höher sein soll. 25 Prozent sind nicht der erwartete, große Anstieg der Reichweite. Das deutet darauf hin, dass die Navy einen ähnlichen Weg geht wie die Air Force bei ihrer F-47

Der kommende Air-Force-Jet der 6. Generation ist das Resultat des NGAD-Projekts, das eigentlich einen größeren Stealth-Fighter vorsah - um eben mehr Reichweite und mehr Waffenlast zu haben. Anhand der spärlichen Informationen, die aktuell zur F-47 vorliegen, dürfte dieser Plan aber aufgegeben worden sein. Stattdessen scheint die F-47 eher für Agilität im Luftkampf gemacht worden zu sein.

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Das Enthüllungsbild der F-47

Das Enthüllungsbild der F-47

F/A-XX ist möglicherweise eine F/A-47

Die Reichweitenangabe der F/A-XX sorgt jetzt für Spekulationen. Das anscheinend ähnliche Umdenken der Navy und Air Force könnte ein Hinweis darauf sein, dass die F/A-XX eine Flugzeugträger-Variante der F-47 ist, anstatt ein komplett anderes Flugzeug.

Das würde jedenfalls ins bisherige Schema passen. Air Force und Navy fliegen beide die F-35. Bei der Air Force ist es die F-35A, bei der Navy die für Flugzeugträger angepasste F-35C.

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Dazu passt auch, dass von der Air Force und Boeing angedeutet wurde, dass die F-47 Teil einer Familie von Kampfjets ist. Boeing ist der Hersteller der F-47 und hat auch bei der F/A-XX-Ausschreibung mitgemacht. Ebenfalls war Northrop Grumman im Rennen. Erst kürzlich wurde bekannt gegeben, dass Lockheed Martin, der Hersteller der F-35, aus der Ausschreibung ausgeschieden ist.

Wann die F/A-XX kommen soll, ist noch unklar. Es wird damit gerechnet, dass eine Präsentation, bzw. die Bekanntgabe, wer die Ausschreibung gewonnen hat, in den nächsten Wochen erfolgen wird.

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