
Perplexity im Test
Siri-Killer in der Sackgasse: Perplexity Voice Assistant im Test
Während Künstliche Intelligenz und all ihre Auswüchse bei vielen großen Smartphone-Herstellern bereits zur Grundausstattung gehören, hat Apple den Start der eigenen KI-Integration astrein in den Sand gesetzt. Siri, die seit ihrer Geburt nie sonderlich hilfreich war, sollte durch ein potentes System ersetzt bzw. auf neue Beine gestellt werden.
Stattdessen dürfen sich iOS-Nutzerinnen und -Nutzer weiterhin mit denselben nutzlosen Antworten herumschlagen, während Apple die komplette KI-Strategie umkrempelt. Der seit einigen Tagen verfügbare Voice Assistant von Perplexity will hier die Lücke füllen, die Apple derzeit nicht bedienen kann.
2022 gegründet, hat sich Perplexity schnell zu einem der Top-KI-Anbieter entwickelt. Auch Apps für Android und iOS gehören schon länger zum Aufgebot. Hier möchte Perplexity nun einen festen Platz auf den Geräten der Smartphone-Nutzerinnen und -Nutzern ergattern. Mit der Funktion „Voice Assistant“ ist erstmalig gesprochene Kommunikation mit der offiziell als „Antwortmaschine“ bezeichneten KI auf iOS möglich.
Schneller Einstieg
Um mit dem Voice Assistant durchstarten zu können, braucht es zuallererst die App von Perplexity. Während wir die Suche in Text-Form direkt nutzen können, ist für Voice Assistant eine Registrierung zwingend erforderlich. Ein Abonnement braucht es aber nicht.
Danach können wir direkt losquatschen. Um mit Voice Assistant zu interagieren, müssen wir den Assistant-Button rechts in der Suchmaske drücken. Starten wir Voice Assistant, ist dieser nicht sofort einsatzfähig, meist dauert es zwischen einer und 3 Sekunden, bis Perplexity uns zuhören kann. Durch ein kurzes akustisches Signal verkündet die App ihre Einsatzbereitschaft.
Standardmäßig hört Perplexity nach dem Signalton automatisch zu und wartet auf unsere Anweisungen. Stellen wir eine ganz allgemeine Wissensfrage, verarbeitet die App ohne große Verzögerung den gesprochenen Inhalt und beginnt mit der Recherche. In den meisten Fällen liegen zwischen Frage und Antwort nicht mehr als ein bis 2 Sekunden. Bei komplexeren Fragen können es aber auch ein paar Sekunden mehr werden.
Wenig nützliche Textausgabe
Perplexity antwortet mit einer von derzeit 6 Stimmen, die zur Auswahl stehen. Diese klingen größtenteils natürlich, bringen aber einen leicht englischsprachigen Unterton mit, wenn auf Deutsch geantwortet wird. Neben der Sprachausgabe gibt Perplexity seine Antwort auch als Untertitel aus.
Sonderlich sinnvoll ist die Textausgabe aber nicht umgesetzt. So ist nur ein extrem kleiner Bereich auf dem Bildschirm für den Text verfügbar, der nach 3 Zeilen ausgefüllt ist. Haben wir etwas nicht verstanden und möchten im Text zurückscrollen, geht das aber nicht. Dass die vollkommen nutzlose Datenwolke hier den nützlichen Platz blockiert, macht das Ganze noch unverständlicher. Zwar können wir den Thread unserer Unterhaltung später anschauen und nachlesen, dafür müssen wir aber erst Voice Assistant schließen und in den Thread-Tab wechseln.



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Suche, wie sie sein soll
Während Voice Assistant Wissensfragen verhältnismäßig reibungslos beantwortet, sind es vor allem die Systemintegration und Aktionen, die über das Potenzial zum Siri-Killer bestimmen. Frage ich Perplexity etwa nach der Route zu einem bestimmten Ort, zeigt mir die App nach Standortfreigabe besagte Route und einen Verweis auf Apple Maps.
Direkt Maps geöffnet wird aber nicht. Anders sieht das aus, wenn ich Perplexity um eine Uber-Fahrt bitte. Hier wird nicht nur die App geöffnet, das Ziel ist auch direkt hinterlegt. Bei Bolt geht es aber nicht. Da kommt nur der Hinweis, dass wir die App doch bitte selbst öffnen sollen.
Selbiges gilt für Musik. Selbst aus den unmöglichsten Fragen findet Perplexity heraus, welchen Song wir suchen. Das Abspielen ist dann aber eine andere Geschichte. In Apple Music kann Perplexity den Song starten, in Spotify dagegen nicht.
E-Mails ohne Aufwand
Immerhin können wir aber ein YouTube-Embed einblenden lassen und starten, eine Umleitung in die YouTube-App geht aber nicht. Dafür können wir mit iOS-eigenen Komponenten interagieren. Kontextbasierte Erinnerungen legt uns Perplexity in der Erinnerungen-App ab, inklusive Benachrichtigung zum gewünschten Zeitpunkt.
Ein weiteres Feature von Voice Assistant ist das Verfassen von E-Mails. Geben wir Perplexity die Empfänger-Adresse sowie den Inhalt, erstellt die App einen versandfertigen Entwurf in der iOS-Mail-App, den wir direkt absenden können. Auf Interpunktion oder Absätze müssen wir nicht achten: Perplexity kümmert sich um den gesamten Aufbau und auf Wunsch auch um den Inhalt. Am Ende der Mail wird aber ein „Entwickelt von Perplexity“ angehängt.
In der Service-Sackgasse
Was genau Voice Assistant kann, weiß Perplexity aber manchmal selber nicht. Bitte ich die App um den Anruf einer bestimmten Nummer, kündigt die Stimme an, dass jetzt angerufen wird, nur um dann hinterherzuschieben, dass sie ja gar keine Anrufe tätigen kann.
Fähigkeiten, die die App beherrscht, sind etwa das Öffnen von Podcasts, das Erstellen von Kalendereinträgen oder das Reservieren in Restaurants. Auch hier stoßen wir aber wieder auf die Service-Sackgasse. Perplexity nutzt den Anbieter OpenTable, bei dem sogar Daten wie Restaurant, Personenanzahl, Datum und Uhrzeit automatisch ausgefüllt werden. Ist das Restaurant aber nicht bei OpenTable vertreten, ist Perplexity mit seinem Latein am Ende.
Perplexity hat seinen Voice Assistant als Aktion in der Kurzbefehle-App hinterlegt. Die Aktion „Sprachmodus starten“ lässt sich dank dieser Funktion unter anderem auf den Action-Button von neueren iPhones oder den Sperrbildschirm von iOS-Geräten hinterlegen. Lösen wir die Aktion aus, werden wir direkt zum Voice Assistant geschickt und können unsere Anfrage sprechen.
Fazit
Perplexity Voice Assistant hat einige interessante Funktionen zu bieten. Angetreten mit der Hoffnung auf einen Siri-Killer, kann die App aber zurzeit noch nicht überzeugen. Jene App-Aktionen, die Perplexity beherrscht, könnten nicht besser funktionieren. Das, was Perplexity nicht beherrscht, ist aber derzeit ein Problem. Dass selbst Siri Songs in Spotify öffnen und abspielen kann, zeigt, dass es noch einiges braucht.
Die Möglichkeit, jemanden anzurufen oder die bevorzugte Navi-App für die Routenplanung nutzen zu können, ist in meinen Augen Pflicht für einen Smartphone-Assistenten. Auch die Möglichkeit, das eigene HomeKit-Smart-Home zu steuern, eine der wohl beliebtesten Siri-Funktionen, fehlt komplett.
Erst bei Wissensthemen und kontextbasierter Unterhaltung kann Siri nicht mehr mithalten. Einen Sprachassistenten bei der wissensbasierten Suche zu schlagen, der jede Frage mit „Das habe ich für dich im Web gefunden“ beantwortet, macht aber noch keine Killer-App.
Perplexity ist kostenlos für iOS erhältlich.
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