Nicht in allen Fahrzeugen ist Android Auto oder Apple Car Play integriert.
Car Play Connect im Test: Hobby-App gegen fehlendes Carplay
Wer regelmäßig mit dem Auto unterwegs ist, möchte in aller Regel auch das eigene Smartphone damit verbinden. Vor allem zur Navigation, aber auch zur Abwicklung von Anrufen oder zum Zugriff auf die eigene Musikbibliothek sind Integrationen wie Apple Carplay und Android Auto eine hervorragende Möglichkeit, wichtige Funktionen ohne Handy in der Hand nutzen zu können.
Während ältere Fahrzeuge aufgrund technischer Einschränkungen kein Carplay und Co. kennen, verzichten einige Autohersteller seit neuestem auch bewusst auf die Integration, um eigene Services verkaufen zu können. Für all diese Fahrzeuge möchte die App Car Play Connect eine Alternative bieten. Wir haben uns die App angesehen und zeigen euch, welche Alternativen es für Carplay und Android Auto gibt.
Vom Frust zur App
Hersteller wie Tesla oder Rivian bieten bis heute keine Integration, General Motors möchte in zukünftigen Modellen des Konzerns wieder darauf verzichten. Aus der Frustration, selbst kein Fahrzeug mit Smartphone-Anbindung zu haben, hat der Entwickler von Car Play Connect seine App geboren.
Die App verbraucht mit rund 20 MB überraschend wenig Speicherplatz. Beim ersten Start rattert Car Play Connect durch eine Installation sowie die „Analyse unserer Einstellungen“. Was genau hier passiert, wird aber nicht klar.
Nach einigen Sekunden können wir die App einrichten. Sonderlich viel Aufwand ist das nicht. Aus einer Liste an Fahrzeugherstellern und Modellen können wir unser Auto auswählen. Während Hersteller wie Audi, Ferrari oder Lucid vertreten sind, fehlen etwa BYD oder Opel. Ein manuelles Hinzufügen ist aber möglich.
Nach Auswahl unseres Fahrzeuges landen wir in der Home-Ansicht der App. Hier finden wir neben einer Schnellauswahl des Fahrzeuges den wichtigsten Menüpunkt der App: „Dashboard öffnen“.
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Optisch vielversprechend
Klicken wir auf den Button, startet die App den Carplay-ähnlichen Modus. Nachdem unser iPhone bzw. iPad automatisch ins Querformat gewechselt hat, bekommen wir eine Oberfläche präsentiert, die dem Original äußerst ähnlich sieht. Während das Gros des Bildschirms von den verfügbaren „Apps“ eingenommen wird, finden sich am linken Bildschirmrand die klassische Menüleiste mit Uhrzeit, Akkustand sowie Schnellauswahl der zuletzt verwendeten Apps.
Verschiedene Dashboards, wie bei echtem Carplay, gibt es aber nicht. In der Schnellauswahl finden wir jene 3 Apps, die für den von Carplay bekannten Split-View sorgen. Navigation, Musik und Telefon teilen sich die Ansicht mit einer Kachel für Musik-Steuerung und einer Datumsanzeige.
Navigieren mit Apple Maps
Tippen wir auf Navigation, öffnet sich eine auf Apple Maps basierende Kachel, in der unser aktueller Standort angezeigt wird. Über das Lupen-Symbol können wir unser Ziel eingeben, um die Navigation zu starten. Sind alternative Routen verfügbar, können wir aus den bis zu 3 Optionen auswählen, darüber hinaus lassen sich keine Einstellungen setzen.
In der Kachel werden uns dann unsere Route sowie Routenanweisungen, wie aus Apple Maps gewohnt, dargestellt. Möchten wir noch Musik dazuschalten, begegnen uns die ersten Hindernisse.
Stand jetzt kann nur mit Apple Music interagiert werden. Spotify, Deezer oder YouTube Music? Fehlanzeige! Nicht einmal aktiv laufende Musik lässt sich steuern. Auch auf lokale Musik kann nicht zugegriffen werden. Wer Apple Music abonniert hat, kann aber direkt in der App nach Songs suchen und aus den eigenen Playlists auswählen.
Der Splitscreen der App ähnelt Carplay sehr.
© futurezone/Screenshot
Zusatz-Apps ohne Nutzen
Auch die Telefon-App bzw. unser Kontaktbuch kann bequem über die Splitscreen-Kachel verwendet werden. Bei all den anderen in Car Play Connect verfügbaren Apps wird es dann unbequemer.
Vorhanden sind derzeit die Apps Kalender, Nachrichten, Wetter, Musik und Wo ist. Keine dieser Apps ist aber integriert. Wählen wir etwa die Kalender-App aus, wird der Kalender nicht in Car Play Connect angezeigt, sondern im Vollbild geöffnet.
Das Öffnen von anderen Apps ist besonders nutzlos, wenn wir etwa Wetter oder Wo ist auswählen. Handelt es sich hier doch um 2 Apps, die auf dem iPhone nur im Hochformat funktionieren und kein Querformat unterstützen.
Car Play Connect funktioniert aber nur im Querformat, sodass wir Hochformat-Apps nicht bedienen geschweige denn lesen können, wenn das Smartphone quer im Auto befestigt ist. Selbst eine Nachrichten-App, die quer verwendet werden kann, sorgt für dermaßen viel Ablenkung, dass sie niemals für die Verwendung beim Fahren geeignet ist.
Hobby-Projekt mit viel Potenzial
Kann Car Play Connect eine echte Carplay-Anbindung ersetzen? Nach derzeitigem Entwicklungsstand keineswegs. Die als Hobby-Projekt deklarierte App hat aber durchaus Potenzial. Sollte etwa die versprochene Integration von Funktionen kommen, etwa die Anbindung von Anbietern wie Spotify oder Google Maps, könnte die App deutlich an Wert gewinnen.
Dass die Auswahl des Fahrzeuges in der App momentan keinerlei Zweck erfüllt, lässt erahnen, dass hier in Zukunft noch mehr Funktionen kommen sollen. Derzeit ist Car Play Connect vor allem eine schnelle Notlösung mit viel Raum zur Verbesserung.
Car Play Connect ist kostenlos für iOS erhältlich.
So sieht das originale Carplay auf einem unterstütztem Display aus.
© futurezone/Screenshot
Reichlich echte Alternativen
Hand in Hand mit Carplay geht in den allermeisten Fällen auch Android Auto. Während Android Auto früher direkt auf dem Smartphone dargestellt werden konnte, ist das heute nicht mehr so einfach möglich. Zwar gibt es beispielsweise Headunit Reloaded als Alternative, Nutzerinnen und Nutzer, mich eingeschlossen, haben aber sehr oft Probleme, diese zum Laufen zu bringen.
In den vergangenen Jahren haben sich bessere Alternativen herauskristallisiert, die echtes Carplay und Android Auto bieten. So gibt es mittlerweile eigene portable Touchscreen-Displays, die sich unkompliziert im Auto befestigen lassen und sich mit unserem Handy verbinden. Mehr als eine Stromversorgung per USB braucht es nicht.
Wer noch einen Schritt weiter gehen möchte, kann nach alternativen Headunits für das eigene Auto suchen. Für viele Fahrzeuge, die zwar werksseitig mit Display ausgestattet waren, aber keine smarten Funktionen unterstützen, gibt es mittlerweile Headunits zum Austausch. Die meist von chinesischen Herstellern entwickelten Geräte ersetzen üblicherweise den originalen Bildschirm im Auto durch ein größeres Touchdisplay, welches gleichzeitig Carplay und Android Auto mitbringt.
Die Menüs und Radiofunktionen des Autos können dank eines ausgeklügelten Systems auch auf dem neuen Bildschirm dargestellt werden. Neben Headunits, die auf Android basieren, gibt es Linux-Varianten, die in meinen Tests am stabilsten liefen. Zu finden sind diese vor allem auf AliExpress unter „Linux Touchscreen Carplay“ und ähnlichen Suchbegriffen. Zu beachten ist hierbei, dass die jeweilige Headunit zu Fahrzeugmodell und Baujahr passen muss.
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