Perplexity Comet im Test: Dieser KI-Browser will Chrome ablösen
Das Thema Browser ist in den vergangenen Jahren ziemlich eingefroren. Sowohl auf dem Desktop als auch mobil hat Google quasi die alleinige Herrschaft übernommen. Zwar gibt es einige Alternativen auf dem Markt, so richtig Chrome den Top-Platz streitig machen, können diese aber nicht.
Das Nutzungsverhalten sieht hier seit Jahren, eigentlichen Jahrzehnten, quasi unverändert aus. Perplexity möchte das Ganze mit seinem KI-Browser Comet nun ändern. Das bisher nur für Desktop verfügbare Programm hat vor einer Woche offiziell Android erreicht - die iOS-Version soll bald der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Wir haben uns den neuen Browser für Android angesehen.
Anmeldung für vollen Funktionsumfang
Mit knapp 150 Megabyte ist der Download schnell erledigt. Beim ersten Start begrüßt uns dann erst mal ein Tutorial, um die Funktionen vom Comet zu präsentieren. Für einen klassischen Browser ungewöhnlich, werden wir dann zur Anmeldung bzw. Registrierung eines Perplexity-Kontos gebeten.
Möchten wir diese auf später verschieben, werden wir direkt darauf hingewiesen, dass Comet dann „nur“ als Browser genutzt werden kann. Was bei jedem anderen Browser in Ordnung wäre, ist bei Comet eine Einschränkung. Also erstellen wir ein kostenloses Konto. Ist das erledigt, landen wir im eigentlichen Homescreen des KI-Browsers.
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Vertraute Oberfläche
Der erste Eindruck ist verhältnismäßig unspektakulär. Aufgebaut ist Comet wie die Chromes und Firefoxes dieser Welt. Am unteren Rand finden sich die wichtigsten Bedienelemente, vor und zurück, Lesezeichen und Chronik, Tab-Übersicht sowie ein extra Button, um schnell neue Tabs zu öffnen.
Die klassische Adresszeile ist auch hier vorhanden, neben dem direkten Ansteuern von Webseiten können wir hier aber auch Fragen eingeben, um sie von Perplexity beantworten zu lassen.
Wirklich interessant wird es erst, wenn wir Webseiten besuchen. Von Haus aus lädt Comet die Seiten wie jeder andere Browser. Am unteren Bildschirmrand taucht dann aber die „Assistent“-Schaltfläche auf. Mit ihr lassen wir Perplexity mit den Webseiten agieren. Tippen wir auf die Schaltfläche, können wir entweder zu sprechen beginnen oder klassisch unsere Anfrage per Tastatur eintippen.
Neben dem Textfeld blendet Comet immer auch den Favicon der jeweiligen Seite ein, damit wir ganz sicher wissen, mit welchen Inhalten wir gerade interagieren. „Fasse mir die Inhalte auf dieser Seite zusammen“ tut dann genau das, was wir uns wünschen. Comet bzw. Perplexity analysiert die gesamte Seite und spuckt uns eine Zusammenfassung zu sämtlichen sichtbaren Inhalten aus.
Auch spezifische Fragen, etwa „Wie alt sind die im Text erwähnten Personen“ oder „Gib mir noch mehr Informationen zur Mission“ (bezogen auf Perseverance auf dem Mars) werden im Kontext verstanden und beantwortet.
Der Assistent-Button vom Comet startet die KI-Funktion.
© futurezone/Screenshot
Auf die Frage kommt es an
Wenn wir den Assistenten zur Analyse von Webseiten nutzen, spielt die Formulierung der Frage eine bedeutende Rolle. Der Unterschied zwischen „Fasse mir die Inhalte zusammen“ und „Fasse mir die Inhalte auf dieser Seite zusammen“ ist nämlich enorm.
Während letztere Formulierung uns den gewünschten Überblick zur gerade sichtbaren Seite gibt, fängt Comet bei ersterer an, auch sämtliche Quellen, die auf der Seite erwähnt werden, miteinzubeziehen. Die Folge ist je nach Kontext eine massive Verzerrung der Zusammenfassung, die je nach Thema kaum noch etwas mit unserer initialen Anfrage zu tun hat.
Next-Level Recherche
Comet kann seinen Fokus aber nicht nur auf klassische Text-Webseiten fokussieren. Besuchen wir YouTube, können wir uns Videos zusammenfassen lassen. Spezifische Fragen, etwa zu Themen an gewissen Stellen, werden aber weniger zufriedenstellend beantwortet.
Möchten wir etwa einen bestimmten Ausschnitt im Video finden, gibt Perplexity teilweise Zeitstempel aus, die nichts mit dem Thema zu tun haben. Deutlich besser funktioniert da die Tab-übergreifende Arbeit.
Haben wir mehrere Tabs geöffnet, können wir unseren Assistenten darum bitten, einen Konnex zwischen den verschiedenen Seiten herzustellen. Gerade beim Recherchieren und Lernen lassen sich gewünschte Quellen so deutlich schneller und gezielter durchsuchen.
Ausbaufähiger Start
Während die Integration der eigenen Künstlichen Intelligenz Vorrang hatte, sind einige andere Features etwas auf der Strecke geblieben. So unterstützt Comet derzeit keine Synchronisation mit dem Desktop-Pendant. Diese soll aber zumindest als eines der nächsten Features integriert werden.
Erweiterungen haben es leider nicht in den Browser geschafft, immerhin bringt Comet aber einen fest integrierten Tracker- bzw. Content-Blocker mit. Die auf der Startseite platzierten Widgets wirken mehr nach einer schnellen Idee, deren Umsetzung erst noch erfolgen muss.
Derzeit lassen sich eine analoge Uhr, eine Zen-Kachel sowie unsere meistbesuchten Webseiten platzieren. Zur Produktivität leisten diese Widgets keinen Beitrag. Auch schmerzlich vermisst wird ein Widget für den Homescreen, das uns direkt von zu den Webseiten katapultiert.
Fazit
Comet bietet einen interessanten Ansatz für all jene, die bereits auf die KI des Unternehmens setzen. Der leichtgewichtige Browser lässt sich schnell und unkompliziert bedienen, dank Chromium-Basis müssen hier keine Abstriche gemacht werden.
Das Kernelement, die Assistenten-Funktion, funktioniert ausgesprochen gut, wobei die eigenen Formulierungen manchmal das größte Hindernis sind. Darüber hinaus fehlen noch etliche Features, wie etwa die Synchronisation zwischen Desktop- und Smartphone-App, die man von Chrome nicht nur kennt, sondern dort schon seit Jahren nutzt und deshalb als verständlich erachtet.
Perplexity Comet ist kostenlos für Android erhältlich. Die iOS-Version soll demnächst erscheinen.
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