Symbolbild: Eine Mirage 2000 bei einer Flugshow

Symbolbild: Eine Mirage 2000 bei einer Flugshow

© APA/AFP/GIUSEPPE CACACE / GIUSEPPE CACACE

Militärtechnik

Fast perfekte Trefferquote: Ukrainischer Pilot ist begeistert von Mirage 2000

Die Ukraine hat von Frankreich Kampfjets bekommen. Die Lieferung soll schon im Februar 2025 begonnen haben, die erste ukrainische Mirage 2000 im Flug wurde im August 2025 gezeigt.

➤ Mehr lesen: Ukraine zeigt erstmals französischen Kampfjet Mirage 2000

Spätestens jetzt scheint der Kampfjet regelmäßig im Einsatz zu sein. Auf Social Media tauchen nach und nach Videos der Mirage 2000 in der Ukraine auf. In einem neuen Clip auf YouTube spricht einer der Piloten über seine Kampferfahrung mit dem Deltaflügler.

Von der Su-27 zur Mirage 2000

Die Eindrücke des Piloten sind „extrem positiv“. Zuvor hat er eine sowjetische Su-27 geflogen. Diese stammt, genau wie die Mirage 2000, aus den späten 1970er-Jahren. Beide wurden, in ihren jeweiligen Ländern, 1984 in Dienst gestellt.

Auch bei den Leistungsparametern sind sich die Maschinen ähnlich, obwohl die Mirage 2000 nur ein Triebwerk hat, die Su-27 aber 2. Der russische Jet hat eine Waffenzuladung von 6.000 kg und erreicht maximal Mach 2,35. Die Mirage 2000 schafft Mach 2,25 und kann 6.300 kg Waffenlast tragen. Die Ukraine hat von Frankreich die modernisierte Variante Mirage 2000-5F bekommen, die in Frankreich ab 1999 eingesetzt wurde.

Drittes Flugfeld innerhalb einer Woche

Ein ukrainischer Techniker beschreibt, dass er diese Woche mit der Mirage 2000 schon auf dem dritten Flugfeld ist. Russland versucht ständig die Kampfjets am Boden zu zerstören, weshalb die Flugzeuge oft verlegt werden. Bei der letzten Stationierung sei das Flugfeld mit Shahed-Drohnen und Raketen beschossen worden. Flugzeuge und das Personal konnten aber evakuiert werden.

➤ Mehr lesen: Eurofighter: Billige APKWS-Raketen für den Kampf gegen Russlands Drohnen

Laut dem Piloten hat die Ausbildung auf der Mirage 2000 etwa 6 Monate gedauert. Diese hat in Frankreich stattgefunden, zusammen mit französischen Piloten. Für das Training wurde zuerst die 2-sitzige Mirage-2000B genutzt, bevor auf die einsitzige Mirage 2000-5F gewechselt wurde.

Eine Mirage 2000B hebt ab

Mirage 2000B

Luft-Luft-Rakete Magic 2

Der Techniker zeigt beim Rundgang um die Maschine die Bewaffnung. Diese ist die französische Luft-Luft-Rakete R.550 Magic 2. Sie nutzt einen Infrarotsuchkopf, die Reichweite beträgt bis zu 20 km. Sie gilt als das französische Gegenstück zur amerikanischen AIM-9 Sidewinder.

Laut dem Techniker liegt die Trefferquote der Magic 2 bei „praktisch 100 Prozent“. Der Pilot schraubt diese Zahl etwas runter. Laut ihm liegt die Abfangquote der Mirage 2000 bei Drohnen und Raketen bei 98 Prozent – was eine „eindrucksvolle Zahl ist“.

Keine Zeit für Kill-Marks

Seitlich an der Mirage 2000 sind die Kill-Marks von 6 Kh-101 angebracht. Das ist ein russischer Marschflugkörper mit einer Reichweite von über 3.000 km. Er fliegt mit Unterschallgeschwindigkeit, weshalb er gut mit Luft-Luft-Raketen von Kampfjets bekämpft werden kann. Das Abfangen der Kh-101 ist besonders wichtig, da sie 400 kg Sprengstoff an Bord hat. Ein Einschlag, etwa in einem Kraftwerk, Umspannwerk oder auf einem Flugfeld, hätte eine verheerende Wirkung.

Laut dem Techniker sollten eigentlich 12 Kill-Marks auf der Mirage 2000 sein. Bei den temporär genutzten Flugfeldern habe man aber nicht die Schablone dabei, um die frischen Abschüsse gleich aufmalen zu können. Manchmal würde auch einfach die Zeit zwischen den Einsätzen fehlen, um sich um solche Kleinigkeiten zu kümmern.

➤ Mehr lesen: Warzenschwein auf Drohnenjagd: Erdkampfflugzeug A-10 schießt Shaheds ab

Pilot wünscht sich weitreichendere Raketen

Restlos zufrieden mit der Mirage 2000 ist der Pilot aber nicht. Seiner Meinung nach braucht es Luft-Luft-Raketen mit höherer Reichweite. Ihm ist bewusst, dass diese auch teuer sind, weshalb er gleich dazusagt, dass ein Kompromiss aus mehr Reichweite und Kosten sinnvoll wäre.

Dafür würde sich die französische MICA anbieten. Die Luft-Luft-Rakete hat, je nach Variante, etwa 80 km Reichweite. Frankreich hat damals angekündigt, dass die Mirage 2000 für die Ukraine kompatibel mit der MICA sein werden – aber anscheinend wurden die Raketen noch nicht oder nur in geringer Stückzahl geliefert.

Upgrade auf Rafale

Wenig überraschend hätte der Pilot auch gern mehr Flugzeuge für die Ukraine, um russische Drohnen und Marschflugkörper abzufangen. Er nennt auch gleich seine Präferenz: „Wenn ich von der Mirage zu einem noch besseren Flugzeug wechseln könnte, wäre es die Rafale.“

➤ Mehr lesen: Warum der neue US-Superflieger F-47 europäische Kampfjets kopiert

Und damit weiß man auch, warum dieses Video jetzt veröffentlicht wurde. Mitte November wurde bekannt, dass die Ukraine 100 Stück des französischen Kampfjets Rafale kaufen will. Das Video ist also nicht bloß ein Loblied auf die Mirage 2000, sondern ein Apell, um Geld für die Rafale aufzustellen.

Die Rafale hätte laut dem ukrainischen Piloten auch den Vorteil, dass sie die Meteor nutzen kann. Diese Luft-Luft-Rakete hat über 200 km Reichweite. Sie kostet allerdings über 2 Millionen Euro pro Stück.

Je nachdem, wie die Kosten für die Rafale berechnet werden (gesamtes Programm oder Fly-away), kommt ein Stück des Kampfjets auf 70 bis 150 Millionen Euro. Wie die Ukraine das Geld für 100 Rafale aufstellen will, ist unbekannt.

Ganz so wählerisch ist der ukrainische Pilot aber ohnehin nicht. Er würde sich auch mit einer amerikanischen F-35 (Stückpreis im Export: 100 bis 270 Millionen US-Dollar, je nach Kunde und Servicepaket) oder der schwedischen Gripen zufriedengeben.

Auch die steht auf der Einkaufsliste: Bis zu 150 Stück hätte die Ukraine gerne, wie Anfang November bekannt wurde. Aktuell liegt der Exportpreis einer Gripen, wieder abhängig von Kunde und Servicepaket, bei bis zu 125 Millionen US-Dollar.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

mehr lesen
Gregor Gruber

Kommentare