Die Tu-134A-4 wurde von 2 Su-30SM2 begleitet.
Italienische Eurofighter fangen seltene Spezialmaschine Tupolew „Black Pearl“ ab
Die NATO hat einen Foto-Überblick gegeben, was vergangene Woche abgefangen wurde. Italienische Eurofighter sind dabei im Rahmen der NATO-Mission Eastern Sentry vom Militärflughafen Ämari in Estland aufgestiegen.
Luftfahrt-Fans sticht dabei vor allem eine der russischen Maschinen ins Auge: die Tu-134A-4. Das Flugzeug wird aufgrund der auffälligen, schwarzen Bemalung auch „Black Pearl“ genannt.
Black Pearl erst zum zweiten Mal abgefangen
Sie ist ein seltener Anblick in der Nähe des NATO-Luftraums. Es ist erst das zweite Mal, dass ein NATO-Land bzw. NATO Air Command über ein Abfangen dieser Maschine berichtet. Das erste Mal fand im Februar 2020 statt. Belgische F-16s sind in Litauen aufgestiegen und haben die Maschine vom NATO-Luftraum weg begleitet.
Ob es sich bei der Tu-134A-4 im Februar 2020 und November 2025 um dieselbe Maschine handelt, ist nicht bekannt. Im X-Post der belgischen Luftwaffe ist auf dem Infrarotbild nicht die Registrierungsnummer zu sehen. Das zweite Bild ist ein Screenshot aus einem YouTube-Video. Zumindest die Black Pearl aus diesem Video hat die Nummer RF-12041 – dieselbe, wie die, die jetzt im November abgefangen wurde, berichtet The Aviationist.
Was die Black Pearl so besonders macht
Die Tu-134A-4 hatte vor ihrer „Black Pearl“-Ära eine andere Funktion. Das Basisflugzeug ist eine Tupolew Tu-134. Dabei handelt es sich um eine zivile Passagiermaschine für Kurzstrecken. Sie hat eine Kapazität von bis zu 80 Passagieren und wurde zwischen 1966 und 1989 gebaut.
Das russische Militär machte daraus die Tu-134UB-L. Damit wurden die Besatzungen der Bomber Tu-22M-3 und Tu-160 „White Swan“ ausgebildet.
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Die Tu-134UB-L hat eine ähnlich weiße Bemalung wie die zivilen Tu-134. Statt der weich-gekurvten blauen Zierleiste, wurde aber ein Blitz aufgemalt. 109 Stück sollen von der Tu-134UB-L gebaut worden sein, der Erstflug fand 1981 statt.
Tu-134UB-L
© Papas Dos/Wikimedia Commons
Die Tu-134A-4 ist eine umgebaute Tu-134UB-L. Statt zur Ausbildung von Bomber-Crew, dient sie jetzt als VIP-Transport für hochrangige Militärs und deren Gäste. Wie die Maschine innen aussieht, weiß man nicht. Außen ist sie jedenfalls sehr auffällig, durch die schwarze Bemalung und die Zierleiste, in den Farben der russischen Flagge.
Wie viele Stück der Black Pearl existieren, weiß man ebenso wenig. Anhand der Fotos und Videos von Planespotters konnten bisher lediglich 2 Stück ausgemacht werden.
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Su-30SM2 als Eskorte
Die jetzt abgefangene Tu-134A-4 wurde von 2 Su-30SM2 begleitet. Dabei handelt es sich um die neueste Variante der bewährten Su-30. Das Kampfflugzeug wird seit 1992 hergestellt.
Die Su-30SM2 hat leistungsstärkere Triebwerke des Typs AL-41F-1S. Dabei handelt es sich um eine simplere und günstigere Version des Triebwerks, das auch beim Stealth-Fighter Su-57 verbaut ist. Durch den höheren Schub hat die Su-30SM2 eine höhere Traglast als ihre Vorgängermodelle. Auch die Flugeigenschaften sollen dadurch besser werden.
Von der Su-35S bekommt die Su-30SM2 das Radar Irbis-E. Es gilt als weltweit stärkstes PESA-Radar. PESA nutzt mehrere Antennen statt nur eine, wodurch ein Scannen eines bestimmten Bereichs ohne physisches Schwenken des Radars möglich ist. Bei PESA wird ein Transmitter und/oder Receiver für alle Antennen genutzt. Bei der Nachfolge-Technologie AESA hat jede Antenne einen separaten Transmitter/Receiver.
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Ebenfalls neu bei der Su-30SM2, im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen, ist OSNOD. Das Kommunikationssystem soll ermöglichen, Daten von Drohnen zu erhalten und diese auch aus dem Cockpit zu steuern bzw. befehligen. Die Su-30SM2 bietet sich dafür an, weil sie, im Gegensatz zur Su-35, ein Zweisitzer ist. Der Pilot kann sich aufs Fliegen konzentrieren, während sich der Waffensystemoffizier auf dem zweiten Platz um die Drohnensteuerung kümmert.
Möglicherweise Besuch in Kaliningrad
Soweit bekannt, wird die Su-30SM2 derzeit nur von den russischen Marinefliegern eingesetzt. Außerdem wurden kürzlich 2 Stück an Belarus geliefert.
Anhand des Orts des Abfangmanövers kann man davon ausgehen, dass die Black Pearl deshalb nach Kaliningrad geflogen oder von dort gekommen ist. Denn die Enklave ist der Standort der baltischen Flotte der russischen Marine.
Soweit auf den NATO-Fotos erkennbar, sind die Su-30SM2, die die Black Pearl begleitet haben, unbewaffnet. Das deutet darauf hin, dass es sich um einen zeremoniellen Besuch eines oder mehrerer VIPs gehandelt hat, etwa zur Besichtigung des Hauptquartiers der baltischen Flotte oder einer Ordensverleihung.
Die Tu-134A-4 wurde von 2 Su-30SM2 begleitet.
© NATO Air Command
Die Eskorte dient in diesem Fall nicht tatsächlich dem Schutz der Black Pearl, sondern ist eine Ehrenbekundung, wie etwa, wenn bei Staatsbesuchen die Garde am Flughafen aufmarschiert. Durch die fehlende Bewaffnung will man anderen Ländern eigentlich signalisieren, dass hier keine Bedrohung herrscht und eine Eskalation vermeiden. Auch soll es verhindern, dass die VIPs in ihrer Maschine unruhig werden, wenn bewaffnete Abfangjäger auf Tuchfühlung gehen – was in diesem Fall nicht gänzlich gelungen ist.
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